Ort: Helios37, Köln
Vorband: Lo-lee-ta

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Lo-lee-ta überzeugen mich ab dem dritten Ton. Erst dachte ich, dass Introgewummere ist ja viel zu leise und sehr zu lang, aber als die Gitarren einsetzen, wird alles anders. Und gut. Der langsam treibende Bass, der – manchmal versetzte – Duettgesang, die dunklen Melodien, die Unaufgeregtheit, all das packt mich auf eine seltsame Art und Weise, wie ich es lange nicht mehr wahrgenommen habe. Ja, Lo-lee-ta haben mich, obwohl ich ohne weitere Vorkenntnisse über die Band und ihre Musik hier vor der Bühne stehe. Als nach einer knappen halben Stunde ihr sieben Songs Set vorbei ist, hole ich das nach.

Lo-lee-ta is an alternative band from Belgium. They mix smokey bass lines with spacey beats.

bandcamp.com

steht auf ihrer Bandcamp Seite. Soweit, so gut.

Lo-lee-ta sind live vier Musiker, im Internet lese ich aber nur von einem Projekt der beiden Musiker Marie-Laure Fazioli und Benji Jame. Sie kommen aus Maasmechelen, einem kleinen Ort an der Maas, den man hierzulande hauptsächlich wegen seines Outlets kennen dürfte. Wenn ich das irgendwie richtig mitbekommen habe, haben ihr Bassspieler, oder der Whispering Sons Bassspieler irgendetwas mit der jeweils anderen Band zu tun.

Egal. Personalverschiebungen gab es bei den Whispering Sons. Der Keyboarder der letzten Touren, Sander Hermans, ist nicht mehr dabei. Dafür steht nun Sander Pelsmaekers am Tasteninstrument. Der ursprüngliche Schlagzeuger musste zwischenzeitlich mit dem Musizieren aufhören, war auf der letzten Tour noch als Techniker mit dabei und hat sich dann den freien Platz am Keyboard ‘ergattert’. Seinerzeit wechselte der ursprüngliche Bassist Tuur Vandeborne auf den Drumhocker, und  Bert Vliegen kam am Bass dazu. Fenne Kuppens und Kobe Lijnen komplettieren das aktuelle Whispering Sons Lineup. Letztere beiden sind die musikalischen Antreiber der Band. Ich hoffe, ich habe das richtig wiedergegeben.
‘This is a kind of a happy song’ kündigt Fenne Kuppens „The Talker“ an. Es ist ein Song aus dem neuen Album The great calm. Ob es ein fröhlicher Song ist, bleibt nachzufragen. „The Talker“ klingt allerdings definitiv Whispering Sons untypisch poppig und bunt und ist damit der vielleicht auffälligste Song auf The great calm. Auf post-punk.com lese ich:

The Velvet Underground to Talking Heads. Unlike their earlier works, this track hinges on a more buoyant yet still-gripping guitar riff. Its lyrical structure balances on the edge of spoken word and melodic vocals. The sun-kissed guitar notes intertwine seamlessly with powerful drum sequences and rich organ tones. It’s a crafty fusion, proving their continued evolution and reverence for art-rock’s greats.

post-punk.com

Ich hatte mir das neue Album im Vorfeld des Konzertes kurz angehört, und blieb danach ehrlich gesagt etwas unschlüssig zurück. Auf den ersten Höreindruck klingen die neuen Sachen ‘poppiger’ als das, was ich z. B. vom Several Others, dem Vorgängeralbum kenne. Ich hatte Bedenken, ob mir das live gefällt und ob Songs von The great calm mit den alten Sachen live gut harmonieren.
Doch entweder hatte ich beim CD hören einen schlechten Tag, oder ich habe mich komplett verhört. Meine Sorge war unbegründet, live merke ich kaum einen Unterschied zwischen alt und neu; oder besser: zumindest nicht einen so großen Unterschied, wie ich beim Hören der CD gemeint habe, ihn auszumachen. Wie schon erwähnt, klingt z. B. „The Talker“ Whispering Sons ungewöhnlich, und auch die ‘ruhigen’ Stücke wie „Cold city“ und „Still, disappearing“ würde man so nicht auf den älteren Platten finden. Aber die Band hat sich jetzt nicht komplett neu erfunden und so ist das Konzert ist eine runde Sache, ein toller Gesamtblick auf die Whispering Sons, bei dem „Walking, flying“ vom neuen Album ideal zu z. B. „Surface“ vom 2021er Album Several Others passt. Was mich dann doch etwas überrascht, aber egal. Nach 15 Songs ist das Konzert vorbei. Ein bisschen mehr hatte ich mir schon versprochen, aber da die Qualität stimmt, ist die Quantität nicht der allein gültige Maßstab. Es war ein großartiges Konzert und „Alone“ sowie „Waste“ als Zugabe sind eh über alle Zweifel erhaben. Wer sein Publikum mit diesem Doppel in den Abend schicken kann, muss sich um das Wiedersehen nicht sorgen. Ich überlege, ob ich mir die Whispering Sons nicht auch in Maastricht angucken soll. Das Konzert dort findet in ein paar Tagen statt. Die große Halle in der Muziekgieterij ist um einiges größer als das Helios37, ein kurzfristiger Ticketkauf sollte möglich sein.  

Ich verfolge die Band nun schon so lange und es ist schön zu sehen, dass es weiter vorangeht bei den Whispering Sons. Ich glaube, der Wechsel am Keyboard ist daran nicht ganz unverantwortlich. Ich mutmaße mal, dass sie bald auch außerhalb Belgiens die kleineren Clubs verlassen. In Köln war heuer das Helios37 schon fast zu klein, das Konzert war lange ausverkauft. Genauso wie vor anderthalb Jahren der noch kleinere Yard Club. Beim nächsten Mal dann im Gebäude 9, tippe ich. Und zwar nicht als Support. Das hatten sie schon, glaube ich.

Setlist:
01: Balm (after violence)
02: Standstill
03: Something good
04: Dragging
05: Satantango
06: Heat
07: Hollow
08: Poor girl
09: Cold city
10: Still, disappearing
11: Loose ends
12: The Talker
13: Walking, flying
14: Surface
15: Try me again
Zugabe:
16: Alone
17: Waste

Kontextkonzerte:
Whispering Sons – Köln, 20.09.2022 / Yard Club
Whispering Sons – Maastricht, 26.05.2022 / Muziekgieterij
Whispering Sons – Eupen, 15.09.2021 / Alter Schlachthof
Whispering Sons – Sonic City Festival Kortrijk, 09. u. 10.11.2019
Whispering Sons – Little Waves Festival Genk, 13.04.2019

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