Ort: Muziekgieterij, Maastricht
Vorband: Lo-lee-ta

Whispering Sons – Maastricht, 21.03.2024

Aktuell branden hier und da ja wieder Ticketpreisdiskussionen auf. Dynamic pricing und die eh’ grundsätzliche Verteuerung von Konzerttickets sind an verschiedenen Stellen im Internet Berichte und Kommentare wert. Klar, alles ist teurer geworden, aber rechtfertigt das auch den teilweise enormen Ticketpreisanstieg? Und warum kostet ein Yard Act Ticket für Köln (oder generell für die Deutschlandauftritte) sagenhafte knapp 40 Euro und für Nijmegen nur 27 Euro? Na ja, Dinge halt, die nicht oder nur teilweise (suboptimaler staatlicher Kultursupport in Deutschland) nachvollziehbar sind. Bei meinen beiden Whispering Sons in diesem Monat war das ählich. In Köln teurer als in Maastricht; und trotzdem besuchte ich beide Konzerte. Weil, ich mag die Livequalität der Band. Ich mag die Eleganz ihrer Konzerte, die Intensität ihrer Bühnenpräsenz. Die Whispering Sons haben sich in den letzten Jahren zu einer meiner absoluten Livelieblingsbands gemausert.
Angefangen mit der ersten EP und der Single „White noise“ und damit einhergehend Konzerten in der belgischen Provinz (Eupen), frühabendlichen Auftritten bei kleinen Festivals bis hin zu zwei nahezu ausverkauften Shows in der Maastrichter Muziekgieterij, die immerhin an die 1500 Leute fasst. Ich konnte quasi mit ansehen, wie die Band immer größer und beliebter wurde. Qualität setzt sich halt durch. The great calm heißt ihr neues, drittes Album. Wie ich schon vor zwei Wochen beim Kölner Konzert festgestellt hatte, sind die neuen Songs live überraschend dynamisch und sie passen in einem Konzert gut zu den alten Sachen. Zuhause beim Hören hatte ich da noch leichte Zweifel. Pfff, ich Amateur.

Und apropos Köln.
Das quasi Heimspiel in Maastricht ist null mit dem Kölner Konzert zu vergleichen. Es beginnt schon mit der Hallengröße. Der große Saal der Muziekgieterij ist locker dreimal so groß wie das Helios37, der Publikumszuspruch ist es auch. Die Halle ist nur knapp nicht ausverkauft. Auch die Bühne ist viel größer und bietet mehr Platz. Keyboard, Schlagzeug, Bass und Gitarre stehen in einem größeren Abstand zueinander als es die Corona Regeln je vorgeschrieben haben. Über die gesamte Bühnenbreite verteilt stehen die fünf Musiker. Das Licht an diesem Abend ist eine Lichtshow und nicht nur diffus rot. Weiße Bodenstrahler und LED-Streben bilden hier und da ein opulentes Lichtspektakel. Es ist definitiv und in allen Belangen eine höhere Konzertstufe, die die Whispering Sons in Maastricht zünden.

Heimspiel stimmt natürlich nur, wenn man die Staatsgrenzen außer Acht lässt. Zwar stammt die Band aus dem gefühlten Nachbarort Houthalen-Helchteren (falls das Internet nicht Kokolores erzählt), aber der liegt bereits in Belgien. Maastricht ist bekanntermaßen in den Niederlanden. Nichtsdestotrotz, beide Ortschaften sind Teil der Region Limburg, und die ist länderübergreifend. Also, Landesgrenzen weggedacht und schon stimmt das mit dem Begriff Heimspiel. Obwohl, ich vermute, dass alle Bandmitglieder mittlerweile in Brüssel oder Antwerpen wohnen. Und die sind wiederum weiter entfernt.
Die Setlist lassen die Whispering Sons auf dieser Tour scheinbar unverändert. Sie ist mit der in Köln identisch. Die gleiche Setlist bedeutet aber nicht gleiches Konzert. Dass die Hallen unvergleichbar sind, deutete ich bereits an. Aber auch der Zugang zu den Whispering Sons kommt mir hier anders vor: Im Publikum ist weniger Neugierde, sondern mehr Fantum. Viele haben ein T-Shirt, viele sind sehr textsicher. Somit ist die Stimmung natürlich viel ausgelassener und intensiver. Aber so oder so ähnlich hatte ich das erwartet, oder zumindest erhofft. Gut, dass es dann auch so eintrifft.

Die Songs des neuen Albums gefallen mir immer besser. Lieblingslieder sind dieses Mal die beiden eher ruhigen Songs „Cold City“ und „Still, disappearing“, für die sich der Gitarrist Kobe Lijnen ans Keyboard setzt und Fenne Kuppens Gesang begleitet. Aber gute neue Platte hin oder her, 20 Euro für die CD wollte ich am Merch nicht ausgeben. Stattdessen kaufte ich mir eines der schönen T-Shirts.

I’ve never been much of a talker

Ein Zitat aus meinem derzeitigen Whispering Sons Lieblingslied „The Talker“. Passt irgendwie. Auch größenmäßig. Damit habe ich den zweiten wichtigen Punkt des Abends abgehakt: Merch klarmachen.
Mein erster wichtiger Punkt war übrigens die Vorband. Loo-le-ta überzeugen erneut und insgeheim ist ihr erneuter Vorbandslot auch ein entscheidender Grund für mich, die Whispering Sons auf dieser Tour ein zweites Mal live zu sehen. ‘Ich bin zwar nicht wegen der Vorband hier’, wie es umgangssprachlich gerne heißt, aber ich hatte mich vor zwei Wochen an ihren Sounds nicht sattgehört. Und natürlich brauchte ich noch ihre aktuelle EP Moondog. Wo sonst könnte ich sie kaufen als bei einem Konzert? Das Angebot eines Signings lehne ich aber dankend ab. Ich möchte nicht , dass die CD-Hülle bekritzelt wird.

Setlist:
01: Balm (After violence)
02: Standstill
03: Something Good
04: Dragging
05: Satantango
06: Heat
07: Hollow
08: Poor girl
09: Cold city
10: Still, disappearing
11: Loose ends
12: The Talker
13: Walking, flying
14: Surface
15: Try me again
Zugabe:
16: Flood
17: Alone
18: Waste

Setlist Lo-lee-ta:
01: White walls
02: Shed ur skin
03: In Between the folds
04: Laika
05: Black screen
06: Inflatable animals

Kontextkonzerte:
Whispering Sons – Köln, 07.03.2024 / Helios37
Whispering Sons – Köln, 20.09.2022 / Yard Club
Whispering Sons – Maastricht, 26.05.2022 / Muziekgieterij
Whispering Sons – Eupen, 15.09.2021 / Alter Schlachthof
Whispering Sons – Sonic City Festival Kortrijk, 09. u. 10.11.2019
Whispering Sons – Little Waves Festival Genk, 13.04.2019

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