Ort: Gebäude 9, Köln
Vorband: Farce
Zum Abschluss ihres kurzen Sets spielt Farce ein Depeche Mode Cover: „Enjoy the silence“. Farce eröffnet für die Band Ja, Panik und macht das enorm unterhaltsam. Ich mag so sanft dahingroovende Pluckersounds und soften Technobeats. Unaufgeregt, entspannt, tanzbar. Es macht Spaß, dem zuzuhören. Allerdings bin ich eine ganze Weile abgelenkt, weil ich den aufgeklebten Schriftzug auf ihrem Kofferdeckel nicht entziffern kann. Die Glitzerbuchstaben sind in einem so schwierig zu identifizierenden Schriftart, dass ich nahezu verzweifle. Ich kann das Verb beim besten Willen nicht klar erkennen. Sei es drum, nach einer guten halben Stunde ist der Koffer verschwunden, die Bühne für Ja, Panik freigeräumt.
Vor dem Konzert kam kurz die Frage auf, wie oft ich schon Ja, Panik gesehen hätte. Ich muss kurz überlegen und habe dann doch keine Ahnung. Erstmals sicherlich auf dem Lüften Festival in Frankfurt. Ich muss jedoch auch eingestehen, dass mir Ja, Panik in den letzten Jahren ein bisschen abhandengekommen sind. Ja, ich war auf ihrem letzten Konzert im Gebäude 9, aber nein, ich habe nicht ihre aktuelle CD Don’t play with the rich kids und nein, ich kenne auch nicht das Vorgängeralbum Die Gruppe. Warum, weiß ich noch nicht einmal genau, denn eigentlich fand und finde ich die ersten Alben von Ja, Panik sehr gut. Emotional hat sich damit für mich seit meinem letzten Ja, Panik Konzert nichts verändert. Schon damals hatte ich lange ihre Platten nicht mehr gehört, kannte das aktuelle Album nicht. Aber für einen Konzertbesuch reichte es natürlich. Und nun ist es wieder so, der einzige Unterschied ist nur, dass die Zeitspannen etwas länger geworden sind.
Es ist ein Sonntag, aber ich schaffe es, mich aufzuraffen. Das Ticket hatte ich vor Wochen in einer Art Konzertticketkaufrausch wie selbstverständlich in den Warenkorb gelegt. Nun sollte ich auch hinfahren. Egal, wie toll der Tatort sein mag. Wenn Andreas Spechtl schon aus Südamerika anreist, dann schaffe ich das doch wohl aus der näheren Umgebung. Also bitte: aufraffen, hingehen. (Ich hörte vor ein paar Wochen einer Autofahrt ein Interview auf im Deutschlandfunk, zu dem der Ja, Panik Sänger interessanterweise aus Südamerika zugeschaltet war. Dort erfuhr ich, dass Andreas Spechtl seit einiger Zeit in – ich glaube – in Argentinien lebt und arbeitet.)
Das Gebäude 9 ist nicht besonders voll an diesem Sonntagabend. Ja, Panik haben schon mal mehr Leute gezogen. Sind Ja, Panik vielleicht nicht nur bei mir ein bisschen aus dem Indierock-Gedächtnis verschwunden? Es sieht so aus. Gegen 21 Uhr betritt die Band die Bühne. ‘Ready Ja, Panik?‘ ‘Yes’, klingt es aus dem Hintergrund. Es ist der Bassist, der stellvertretend für alle antwortet. Die Band kleidet sich in schwarzen und armfreien T-Shirts. Andreas Spechtl, Stefan Pabst, Sebastian Janata (die Ur-Ja, Paniker) und Laura Landergott tragen typisches Ja, Panik Outfit. Einzig die Liveunterstützung Rabea Erradi an Keyboards und Saxophon) sticht mit einem Michelin-Männchen-esken spacigen Luftumhang hervor. Ist es denn nicht schon warm genug im Gebäude 9, an diesem ersten, leicht frühlingshaften Sonntagabend?
Ja, Panik sind wieder rockiger geworden. Bereits bei den ersten Songs ist das deutlich hörbar. Grundsätzlich fand ich die Lievkonzerte der Band immer gut, dass sie jetzt die Gitarren wieder etwas mehr in den Vordergrund rücken, finde ich überragend gut. So bin ich schnell in einem ordentlichen Rockkonzert. Andreas Spechtl bearbeitet die Gitarre so sehr, dass die Saiten reißen. Bravo! Mit gefällt das. Gefallen tun mir auch weiterhin die Songs, die Mischung aus deutsch und englisch in den Texten. Die gesamte Herangehensweise ist super und stimmig, Lichteffekte und Projektorbild im Bühnenhintergrund eingeschlossen. Das Konzert macht Spaß und es geht gut ab. Wie heißt es doch in „Lost“:
Ja, Panik topfit - Top Sound! – Top Outfit!
Genauso ist es! Der Schluss des regulären Sets sind dann elegische Gitarren. „Ushuaia“, ausgedehnt auf einen zweistelligen Minutenbereich bringt alles mit und fasst das Ja, Panik Konzert gut zusammen: Gitarren und Rockmusik. Ein guter Abend.
Kontextkonzerte:
Ja, Panik – Köln, 29.04.2022 / Gebäude 9
Ja, Panik – Düsseldorf, 28.04.2014 / Zakk
Ja, Panik – Berlin, 13.02.2014 / Lido
Ja, Panik – Köln, 05.02.2014 / Gebäude 9
Ja, Panik – Lüften! Festival Frankfurt, 22.06.2012 / Jahrhunderthalle