Ort: Eine Wiese am Rhein, Monheim
Es ist Vollmond. Wir sind auf dem Weg nach Monheim, in Sachen Musik. Natürlich. Die Sterne spielen an diesem Abend beim vom Sojus7 Klub veranstalteten Festival Draußen Tanzen ‘auf der Wiese neben dem Skatepark an der Kapellenstraße’, wie es in der Ankündigung heißt.
Sojus7 ist eine Gruppe von Leuten, von Kulturschaffenden und Interessierten, die dieses Festival ehrenamtlich durchführen und organisiert haben. Überdies kümmern sie sich, so lese ich, noch um viele weitere kulturelle Dinge in Monheim.
Am Freitag und Samstag spielen auf der kleinen Festivalbühne zehn Bands unterschiedlichster Couleur. Von Folk-Punk bis Elektro ist vieles dabei, allerdings nur wenig für mich. Die letzte Band des Festivals jedoch, der Abschluss also, der interessiert mich sehr. Denn den bildet ein Konzert der Band Die Sterne. Die anderen Künstler*innen sagten uns ehrlicherweise nichts. Eine kleine Musikrecherche ergab keine ohh- und ahh-Effekte und folglich hielt sich unser Interesse stark in Grenzen, viel früher als Samstagabend auf dem Festivalgelände vorbeizuschauen. Aber am Samstagabend, da wollten wir schon da sein.
Nebenan ist Kirmes. Das erklärt, warum schon seit einigen 100 Metern Fahrzeuge links und rechts der Straße parken. Im ersten Moment habe ich gedacht, es wäre wegen des Festivals und die Ansage auf der Homepage, ’am besten da parken, wo was frei ist, auch wenn es einige Meter bis zur Festivalwiese sind’ sei eine ernsthafte Empfehlung. Doch dem ist nicht so. Der Parkplatz am Stadion des 1. FC 1910 Monheim ist nur halb voll und die Festivalwiese überschaubar besucht. Gemütlich ist es hier, es gibt einen Grill mit Köfte, einen Imbisswagen mit Wraps und einen Getränkestand. Mehr braucht es nicht.
Als wir ankommen spielen NAFT. Vor der Bühne springen ein paar Kinder umher, und einige Wenige tanzen zu dem Brass Dance Techno der vier Blasmusiker aus Belgien. Der klingt ganz nett, der Brass-Beat ist ein bisschen ansteckend. Die Mehrzahl der Leute steht zu dieser Zeit am Bierstand und unterhält sich. Wie das so ist bei Volksfesten. Man trifft sich am Bierstand.
Und genau das sehe ich in diesem Event. Ein kleines Volksfest, eine Fete. Ich fühle mich erinnert an Bauernfeiern und an Schützenfestpartys mit Livemusik. Das auch im weiteren Umkreis bekannte Südkirchener Dorffest ‘Tanz in den Mai’ auf dem Sportplatzgelände gehört zu diesen Erinnerungen, oder all die Scheunenfeten, die die Landjugend des eigenen und der umliegenden Dörfer organisierten. Puh, Coverbands mit allen Hits der 1980er Jahre, bevor um 1 Uhr nachts Steppenwolf und Queen aufgelegt wurden. Jeder, der auf dem Land aufgewachsen ist, kennt diese Partys.
Zurück zum Draußen Tanzen Festival. Gegen 22.15 Uhr kommen Die Sterne auf die Bühne und mein erster Eindruck ist der, dass die Band Spaß haben wird, hier zu spielen. Frank Spilker bestätigt das mit seinen ersten Worten: ja, man habe Bock auf das Konzert und man freue sich über die Gelegenheit, hier spielen zu können. Bei den Sternen – das zumindest sagt mir mein Gefühl – ist das nicht nur eine Nettigkeitsfloskel. Die meinen das so. Ich halte Die Sterne für eine Band, die solche Veranstaltungen gerne unterstützen. Die Spaß daran haben, auch solche Bühnen zu bespielen und nicht nur Konzertbühnen in coolen Clubs.
Einfach ist das nicht. Der Geräuschpegel ist relativ laut, das Publikum ist nicht nur Fanpublikum. Ich merke das; auf der Wiese ist es auch während des Konzerts unruhig. Ein paar Teenies kommen von der Kirmes rüber, bleiben kurz, trinken ihr mitgebrachtes Cola-Alkoholmixgetränk aus der 1,5 Liter Wasserflasche und verschwinden wieder. Andere kommen kurz für ein paar Fotos nach vorne. Wieder andere räumen die Spielsachen ihrer Kinder zusammen. In dieser Gemengelage spielen Die Sterne und sie schaffen es im Laufe des Auftritts immerhin, den Gesprächslärmpegel geringer werden zu lassen. Gegen das Andere kann man nicht wirklich etwas machen.
Ihr Set ist eine Art Best-of Set. Eine Art, weil sie alle ihre Hits in 90 Minuten einfach nicht spielen können. Dazu reicht die Zeit nicht. So fehlen an diesem Abend beispielsweise „Big in Berlin“, „Convenience Shop“ oder „Nach fest kommt lose“. Dafür hören wir zwei neue Stücke. Eines ist die just veröffentlichte Single „Alles was ich will“, das zweite ist ein weiterer Song vom kommenden Album. Live-Weltpremiere in Monheim, wenn ich das richtig verstanden habe. Ach wie geografisch passend wäre es, wenn das zweite Stück, dessen Ansage ich nicht ganz mitbekommen habe, „Gleich hinter Krefeld“ gewesen wäre.
Das neue Album kommt bekanntlich im Herbst. Hallo Euphoria heißt es. Ein Wortspiel mit euphorischer Vorfreude auf das Album oder so könnte man anbringen. Muss man aber nicht. Frank Spilker macht an diesem Abend schon ausreichend Wortspiele. Über den ESC, über das Festival, über seine Band Die Sterne.
Das Best-of Set erfüllt seinen Zweck. Der Wiedererkennungswert ist groß und gerade die gitarrenlastigen Songs passen gut in das abendliche Fetenambiente. Es wird getanzt. Je länger der Abend zwar ein bisschen weniger, die Stimmung bleibt aber gut. Und Die Sterne sind gut genug, um die Stimmung nicht wegbrechen zu lassen. Frank Spilker behält die launigen Ansagen und Kommentare bei, die Band spielt ein paar alte Klassiker und alle haben ein Lächeln im Gesicht.
Auf dem Rückweg leuchtet die Rheinbrücke im Mondlicht. Mhh, dieser kleine Ausflug hat ordentlich Spaß gemacht. Ich freue mich auf das neue Album!
Kontextkonzerte:
Die Sterne – Düsseldorf, 26.07.2021 / Ehrenhof
Frank Spilker – Erftstadt, 05.09.2020 / Anneliese Geske Musik- und Kulturhaus
Die Sterne – Köln, 15.02.2017 / Kulturkirche Nippes
Die Sterne – Bochum, 03.02.2012 / Bahnhof Langendreer
Die Sterne – Juicy Beats Festival, 31.07.2010
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