Ort: Luxor, Köln
Vorband: Big Business

Art Brut

Art Brut und Eddie Argos sind noch da. Als ich vor einigen Wochen ihre Konzertankündigung für das Luxor las, wunderte mich das schon ein wenig, ich dachte irgendwie und warum auch immer, dass es Art Brut nicht mehr gibt. Das letzte Mal begegnete ich Eddie Argos in seinem Projekt Everybody was in the French Resistance…now!, das er zusammen mit Dyan Valdés (The Blood Arm) vor drei Jahren ins Leben rief. Sie veröffentlichten mit Fixin‘ the Charts, Vol. 1 eine Album, auf dem sie mit ihren Songs Antworten auf andere Songs geben. So ist „Walk alone“ zum Beispiel die Antwort auf Gerry and the Peacemaker „You’ll never walk alone“, oder „Billy’s Genes“ eine Antwort auf „Billie Jean“.
Aber zurück zu Art Brut. Die Band feiert in diesen Tagen ihr zehnjähriges Jubiläum. Grund genug, ein Best of Album zu veröffentlichen und ein wenig durch die Gegend zu Touren. Top of the Pops – wie auch sonst – heißt das Best of Werk, das bis auf den Überhit „Moving to L.A.“ alle guten und schönen Art Brut Songs enthält. Und nach der Veröffentlichung einer Platte folgt eben eine Konzerttour, denn ‚what’s a Best Of without a retrospective live show? Not much.‘
Richtig Eddie! Es wäre nichts Halbes und nichts Ganzes. Also, die alten Kollegen zusammengetrommelt, ein bisschen üben und raus auf die Bühne.
Und da ist alles so, wie es immer war. Eddie Argos springt und erzählt und singt und tanzt.

Quasi die Blaupause des Art Brut Abends ist „Modern Art“. Song Nummer sieben oder acht des Konzerts, und Eddie Argos mittendrin im Luxor. Sind es 10 Minuten, die er singend und erzählend im Publikum verbringt? Es kommt mir zumindest ewig lang vor, bis sich der Art Brut Sänger wieder auf die Bühne bewegt. Aber er hat ja auch viel zu erzählen: über Museumsbesuche, die mittlerweile so teuer seien, dass man dafür in Berlin auch 14 Gläser Rotwein kaufen könne, über Berlin überhaupt und über Art Brut, die nun endlich im Himmel der Classic Rock Bands angekommen seien. Auf artbrut.org.uk liest sich das so:

Art Brut have been called many things over the course of our career, not all of them polite. The thing we get called most often is an ‘art band’, which I accept is totally our fault for putting the word Art in our name. However, Art Brut have never seen ourselves as an art band, we have been adamant since we began that we are, in fact, a classic rock band.
Unfortunately, it is impossible to begin your career as a classic rock band, no matter how often you persist in referring to yourself as one.
Over the last ten years, however, Art Brut have been tirelessly working towards the moment we could finally call ourselves a classic rock band and know in our heart of hearts that it was true. Our mission is finally complete.

Also alles ist gut und die Band, die sich 2003 gründete, kann entspannt die nächsten Konzerte genießen. Es werden vielleicht die letzten sein, hoffentlich jedoch nicht. Dass alle mächtig Spaß an der Sache haben, steht nicht nur Eddie Argos ins Gesicht geschrieben. Der Bassistin Freddy Feedback merkt man die gute Laune besonders an. Etwas im Hintergrund stehend singt sie alle Songs mit und kann ihr Dauerlächeln das gesamte Konzert über nicht ablegen. Auch Gitarrist Jasper Future ist guter Dinge und so gestaltet sich der frühe Freitagabend zu einer amüsanten und unterhaltsamen Angelegenheit.
„We formed a band“ und „My littler brother“ (der mittlerweile Lehrer ist und keine Tapes mehr, sondern iTunes favorisiert. Aus ‚and every song, every single song on that tape said exactly the same thing wurde‘ ‚and every song, every single song on iTunes said exactly the same‘).
Beide Stücke bilden den Beginn des Konzerts. Wow, damit haben sie mich sofort. Als drittes spielen sie mit „Arizona Bay“ einen der beiden neuen Songs. Ich denke es passt, wenn ich schreibe, dass er nicht sonderlich auffiel. Ich will sagen, dass er zu den anderen Überhits nicht abfällt. „Direct hit“, „18000 Lira“, „Lost weekend“, „Nag nag nag“, “St. Pauli”, “Alcoholics Unanimous”. Alle sind dabei!
Und „Emily Kane“, dieses schöne und tolle „Emily Kane“ kurz vor Ende des regulären Sets entschädigt für alles. Obwohl, viel zu entschädigen gibt es gar nicht. Es gibt nur einen kleinen Wermutstropfen: „Moving to L. A.“ spielten sie nicht. Schade, ich habe diesen Song vor einigen Tagen wiederentdeckt und freute mich schon ein wenig, ihn an diesem Abend live hören zu dürfen.
Gut, bei der großen Hitdichte bin ich schnell wieder abgelenkt. Es ist aber auch zu schön, all diese lange nicht gehörten und trotz allem immer sehr schnell wiedererkannten Songs zu hören.
Nach einer Stunde sind Art Brut durch und kommen angetrieben von lauten ‚Art Brut – Top of the Pops‘ Rufen nochmal zurück. Da sie vorher bereits auf Publikumswünsche eingegangen waren und die Setlist durcheinanderspielten, gibt es als Zugabe nicht „18000 Lira“ und „Emily Kane“ (die vorher schon gespielt wurden) sondern die beiden Wochenendsongs „Good weekend“ und „Bad weekend“. Na, da kann sich ja jeder aussuchen, was zu seinem bevorstehenden Wochenende am besten passen wird.
Gilt immer noch: Art Brut. Top of the Pops.

Kontextkonzerte:
Rock am Ring 2006
Art Brut – Köln, 05.06.2007
Art Brut – Berlin, 15.05.2009
Everybody was in the French Resistance…Now! – Köln, 22.02.2010

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar