Ort: Yuca, Köln
Vorband:

Wintersleep,Konzertbericht,Review,Setlist

Frage: Wann habe ich eigentlich das letzte Mal ein Champions League Spiel BVB vs. Barca für ein Konzert sausen lassen?
Antwort: Noch nie. Es gab bisher diese Champions League Paarung noch nicht; das letzte Aufeinandertreffen fand 1998 im UEFA Super Cup Finale statt. Wir erinnern uns, es war das letzte Super Cup Finale, das in Hin- und Rückspiel ausgetragen wurde. Also wird es ja mal Zeit, könnte man denken…. Nun ja, das ist so eine Sache. Fußball ist manchmal wichtig. Wintersleep, deren Musik ich sehr schätze, allerdings auch.

Wintersleep. Wer kennt sie nicht?! Seit ihrem 2007er Album Welcome to the Night Sky und ihren Nachfolgern New Inheritors und Hello Hum liebe ich diese Band. „Drunk on Aluminium“, „Archaeologists“ und „Dead Letter & the infinite Yes“ sind Riesenhits, die ich auch heutzutage noch relgelmässig höre und laut mitsinge. Mein Fantum zu Wintersleep ging so weit, dass ich die nächsten Alben The Great Detachment und In the Land of komplett ignorierte. Warum auch immer. Ich habe dafür keine Erklärung. Ein Grund könnte sein, dass ich es schlichtweg nicht mitbekommen habe, dass es neues Material gibt. Wintersleep laufen in Europa komplett unter dem Radar, in ihrer Heimat Kanada dagegen sind sei eine TOP 20 Band. Umso schöner, dass die Band für gleich vier Konzerte nach Deutschland kommt. In Köln ist es das Yuca und ein überschaubares Publikum, vor dem sie spielen. Wie sich die Sachlage in Berlin, Hamburg und Wiesbaden darstellte, weiß ich nicht.
Aber wie gesagt, in Kanada sind sie größer. Und das vollkommen zu Recht. Wintersleep machen diese schönen, unauffälligen aber harmonisch zauberhafte Songs, die eher wehmütig als fordernd, eher melancholisch als spaßig klingen.

Wenn die kanadische Band ihre traurigen Lieder sind

singt Tomte’s Thees Uhlmann in „Walter & Gail.“ Und wenn er damit nicht die Weakerthans meinen würde, er könnte bei diesen Zeilen an Wintersleep gedacht haben. Beide Bands haben sehr viele Gemeinsamkeiten. Wer die Weakerthans mag, wird auch Wintersleep mögen.

Live ist alles viel lauter und gitarrenlastiger. Vier Gitarren bemühen sich, die HipHop Beats aus dem benachbarten CBE  – in dem zeitgleich scheinbar auch ein Konzert stattfindet – nicht bis ins Yuca durchdringen zu lassen. Das gelingt gut; das Wintersleep Konzert ist einigermaßen laut.
Paul Murphy (Gesang, Gitarre), Tim D’Eon (Gitarre), Michael Bigelow (Bass), Jon Samuel (Keyboard) und Loel Campbell (Schlagzeug) legen in ihren 90 Konzertminuten den Focus auf altbewährtes: „Dead Letter & The Infinite Yes”, „Archaeologists”, „Weighty Ghost”, „Nothing is anything” und „Laser beams“ bilden gegen Ende des Konzertes tolle Höhepunkte.
Dieses „Laser beams“ hatte ich überhaupt nicht mehr auf der Pfanne. Wow, der langgezogene Gitarrenpart gegen Ende des Songs war herzerweichend. Definitiv ist „Laser beams“ der beste Song des Abends.

Flowing in absolute time and space
And time and space and time and space
And nothing really matters anymore

Vom neuen Album überzeugen mich „Surrender“ und „Beneficiary“. Die bleiben hängen und steigern meine Lust, auch die aktuelle CD der Kanadier zu kaufen.

Völlig unaufgeregt und enorm ruhig betreten die fünf Musiker die Bühne. Zuvor sah ich sie noch quer durch den Saal latschen und mit dem ein oder anderen zu plaudern. Sie unterscheiden sich nicht vom ihren Publikum. Sänger Paul Murphy sieht so aus, als käme er gerade vom Supermarkteinkauf und der Bassist als käme er direkt von seinem Behördenjob zum Konzert. Nur der Gitarrist fällt mit seinen langen Zottelhaaren und Schlapphut aus der Normcore Rolle. Das ändert aber nichts daran, dass ihr Auftreten auf mich grundsympathisch und bodenständig wirkt.  
Das Konzert war eine grundsolide Angelegenheit. Gute 90 Minuten, die mir mehr brachten als 80 Minuten Fußball. Die letzten 10 Minuten BVB sehe ich Im scheuen Reh am Bahnhof West. Das Ergebnis beruhigt mich und am Ende des Tages bleibt die Erkenntnis, an diesem Abend alles richtig gemacht zu haben.

Allerdings muss ich sagen: Wintersleep haben ein größeres Publikum verdient.

Multimedia:

Setlist:
01: Surrender
02: Soft focus
03: Amerika
04: Spirit
05: More than
06: Never let you go
07: Forest Fire
08: Beneficiary
09: Dead Letter & The infinite Yes
10: Archaeologists
11: Weighty Ghost
12: Nothing is anything (without you)
13: Orca
14: Laser Beams
15: Migration
16: Nerves normal, breath normal
Zugabe:
17: Metropolis
18: The Twist
19: Danse Macabre

Kontextkonzerte:
Wintersleep – Köln, 06.09.2010 / Luxor
Wintersleep – Köln, 05.05.2013 / Luxor

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