Do you wanna, do you wanna do you wanna…. ….see Ra Ra Riot with me?! fragten gestern nicht so viele, denn es war leer im Blue Shell in Köln, sehr leer.
Ursprünglich waren die sechs Freunde aus Syracuse im Luxor angesetzt worden, aber weil im Vorverkauf nicht allzu viele Karten an den Mann gebracht wurden, wurde das Konzert kurzerhand ins Blue Shell gelegt.
Die innerstädtische Konkurrenz schien zu übermächtig. MGMT spielten in der ausverkauften Live Music Hall, Swell Season im nicht minder kleinen E-Werk, und ein paar Kilometer den Rhein hoch füllten die Kooks die Philipshalle.
Das Blue Shell also. Einer der kleineren Konzertläden der Stadt. Was mag die Verlegung für den heutigen Abend bedeuten? Fahren wir also los, um das herauszufinden.
Auf dem Weg unterhalten wir uns über das gestrige Sarah Bettens Konzert. „Hat sie nicht auch ein Coveralbum herausgebracht?“ fragte meine Mitbewohnerin. „Nein, dass war Cat Power.“ „Ach ja, für mich sind die alle gleich.“ Für mich nicht, aber in einigen musikalischen Nischen hat meine Mitbewohnerin nicht so den Überblick. Nur zugeben will sie das nicht so richtig, und so diskutieren wir noch ein wenig hin und her über Singer-/Songwriterinnen, Teeniebands und Hipstermonster.
Wir sind gut gelaunt und freuen uns auf RaRaRiot, unsere Neuentdeckung und Ipod-Playlist-Lieblinge des Spätsommers.
Ra Ra Riot kommen spät. Um kurz nach 22 Uhr betreten sie die Bühne.
„Hallo, wir sind RaRaRiot. Kommt doch ein bisschen weiter nach vorne.“ So begrüßt uns Sänger Wes Miles. Wohl selbst überrascht ob seiner Forschheit schiebt er – als niemand der Aufforderung nachkommt – rasch ein „Ihr müsst aber nicht, wenn ihr nicht wollt.“ nach.
Sehr wenig Menschen haben sich im Blue Shell eingefunden. Die Band macht allein 1/8 der Anwesenden aus. Daher ist es auf der Bühne bei weitem voller als davor. Sänger Wes Miles, rechts neben ihm Geigerin Rebecca Zeller, auf der anderen Bühnenseite Cellistin Alexandra Lawn und Gitarrist Milo Bonacci. Bassist Mathieu Santos und Schlagzeuger Gabriel Duquette ordneten sich in der zweiten Reihe direkt hinter Alexandra Lawn ein.
Im Zuschauerraum war es übersichtlicher: Links und rechts an den Wänden gelehnt standen sie, oder im vorderen Teil des Blue Shell an der Bar, an der Bühne jedoch herrscht große Leere.
Ob Wes Miles das klar erkennt, ich weiß es nicht. Er hat seine Brille gleich beim ersten Song „Each year“ abgenommen und auf den Boxenturm gelegt. (Im Rheinland sagt man übrigens nicht: ich setze eine Brille ab, sondern: ich ziehe meine Brille aus. Ich find das unsagbar und furchtbar und werde mich nie an diesen Ausdruck gewöhnen.).
Seine Dioptriewerte sind mir natürlich unbekannt, aber ganz so gering schätze ich sie nicht ein, denn er hängt mit dem Kopf fast in seinem Minikeyboard, wenn er dort ab und an den ein oder anderen Knopf dreht. Das sieht lustig aus.
Ra Ra Riot lassen sich von der Zurückgezogenheit des Publikums nicht beirren. Sie starten zügig durch mit „Run my mouth“ und „St Peter’s Day Festival“. Das Debütalbum bestimmt die Setlist. Es werden alle Songs von The Rhumb Line gespielt, plus einem non- Album Track. Mein derzeitiges RRR-Lieblingslied „Winter’05“ kommt auch im Winter’08 wunderbar rüber. All die Rasseln und Glocken lassen auch im Blue Shell das Gefühl aufkommen, man stände mitten auf einem gefrorenen See und es beginne zu schneien.
So ist das Konzert nach knappen 45 Minuten vorbei. Es ist ein Abend ohne Überraschungen, aber mit vielen ahhhs, und keinen Enttäuschungen.
Hier ein kleines ahh: In ihrem regulären Set haben die sechs schon alle Gassenhauer und Singleauskopplungen verbraten. Was soll denn noch als Zugabe herhalten, fragte ich mich während des Schlußapplauses.
Hounds for love, war die Antwort.
Es ist die zweite Coverversion des Abends, und nach Suspended in gaffa das zweite Kate Bush Cover. Scheint so, als ob ihnen die Frau sehr am Herzen liegt. Musikalisch stehen die Songs der Band. E-Cello und E-Violine, beide übrigens in reiner Rahmen-/Hohlkörperbauart, können das dramatische der Kate Bush Songs gut transportieren, und die nicht zu harte Stimme von Wes fügt sich nahtlos ein.
Ra Ra Riot sind nicht hip wie MGMT oder teen- affin wie die Kooks. RaRaRiot sind Normalos für Normalos, eine Band für Leute, die auch die frühen Nada Surf, Seachange oder anderweitigen guten Indiepop mögen.
Doch zukünftig sollten mehr Leute zu ihren Konzerten gehen. Es wäre sehr schade, wenn dieser Band das gleiche Schicksal widerfahren würde wie den großartigen Seachange. Die haben sich aus Mangel an Fanzuspruch (gleich monetäre Gründe) nach zwei – von allen Kritikern hochgelobten und wirklich wunderbaren – Alben aufgelöst.
Tipp::: Auf ligx.de liegt ein Stream ihres Hamburger Konzertes vom 17.11.2008 (inkl. Vorband “The age of sound”) zum Abruf bereit.
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Multimedia:
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Setlist: konzerttagebuch.de
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