Ort: Luxor, Köln

Wintersleep sind meine mir unbekannteste Lieblingsband. Gerade mal ein Album besitze ich von ihnen, das 2007 erschienene Welcome to the night sky. Es ist ihr drittes Album, über die beiden Vorgänger kann ich rein gar nichts sagen. Und auch ihr dieses Jahr veröffentlichte Album New Inheritors ist mir ganzähnlich unbekannt.
Eine Band, die es mit zwei, drei Songs geschafft hat, mich zu vereinnahmen. „Drunk on Aluminium“, „Murderer“, „Dead letter & the infinite yes“ sind klasse Songs. So wurde Wintersleep eine Lieblingsband. Komischerweise hatte ich mich nie um die anderen Alben bemüht, die Veröffentlichung ihres aktuellen Werkes viel dann auch wenig überraschend hinten rüber.

So wird dieser Abend eine Wundertüte. Aber keine allzu große. Ich hatte die Kanadier bereits im letzten Jahr live erlebt, für sagenhafte 20 Minuten. Seinerzeit stellte ich begeisternd fest: ‚Generell gilt, dass trotz der Kürze ihres Auftritts eine Menge vom Indiepop des Wintersleepkosmos herüber kam.‘
Nun, dann gilt es also, Bescheid zu wissen über das, was kommen mag.

Doch erst einmal kamen … sehr wenig Menschen. Das Luxor war relativ schwach besucht. Ich glaube, so übersichtlich habe ich es noch nicht gesehen.
Aber warum waren eigentlich nicht mehr Musikinteressierte vor Ort? Wintersleep sind doch eine tolle Band, ein andauernder Gehheimtipp möchte ich sagen, und der in den letzten Zügen liegende Sommer, der traditionell als klubkonzertarme Zeit bekannt ist, müsste überdies Lust gemacht haben endlich wieder Indoorkonzerte zu besuchen.
Es reichte aber nicht. Die Kulisse blieb mau und meine Verwunderung darüber bestehen.
Im Laufe des Abends dämmerte mir dann eine mögliche Erklärung: die Songs des neuen Albums New Inheritors. Ich hörte sie hier und jetzt zum ersten Mal, aber sie kamen mir deutlich schwächer als die mir bekannten Sachen vor. Live fehlte ihnen das, was ich an Wintersleep so mag. Die Dichte, die Energie, die großen Melodien. Das klingt nach hohen Erwartungen und unerreichbarer Qualität. Gleichzeitig gilt es natürlich, zu relativieren. Wie oft schafft es eine Band, ein Nachfolgealbum einzuspielen, das dem Vorgänger in nichts nachsteht? Radiohead gelang dieses Kunststück vielleicht, oder den Eels, und sicher auch Franz Ferdinand.
Den Mannen um Paul Murphy gelang dies scheinbar nicht. Aber ich möchte nicht vorschnell urteilen, denn wie gesagt, ich kenne das komplette Album gar nicht. Anmerken möchte ich jedoch, dass die Welcome to the sky night Phasen die stärkeren Momente an diesem Abend waren. Aber ein „Oblivion“ macht eben kein Konzert.
So drögte der Abend mehr als er mich zu begeistern wusste. Wintersleep wirkten zeitweise sehr fahrig und schafften es eigentlich nie, zu überzeugen. Ich hatte den Eindruck, dass den Fünf der rote Faden ein wenig abging. Song an Song reihten sich aneinander ohne dass mir das Konzert als eine Einheit vorkam, obwohl sie sich bei der Setlist auf die letzten beiden Alben konzentrierten. Sechs zu sechs, so der Endstand nach einer guten Stunde und 12 Songs. Sechs Songs vom neuen Album und sechs vom Vorgänger Welcome to the night sky. Gegen Ende des Konzerts legten Wintersleep den Schwerpunkt auf die alten Sachen, der Beginn klang dagegen neuer. Einzig „Archaeologists“ und „Oblivion“ drängten sich da in die New Inheritors Phalanx. Was auf dem Papier sinnig und perfekt durchdacht erschien, wirkte live noch nicht rund.
Als kleine Entschuldigung mag gelten, dass der Kölner Gig den Beginn ihrer Herbsttour darstellte. Wintersleep waren offensichtlich noch in der „ins-Spiel-kommen“- Phase und noch nicht auf’m Platz.
Sympathisch bleiben sie aber auch in diesen Augenblicken. Paul Murphy entschuldigte sich mehrmals für kleinere Zwangspausen, in denen er die Gitarre stimmte oder der Tonmann etwas an den Verstärkern neu auspegeln musste.
Und sie stockten spontan die Zugabe von zwei auf vier Songs auf. Die Menschen vor der Bühne wollten noch ein paar der alten Hits hören, die wohl ursprünglich nicht im Set vorgesehen waren. Diesen Wunsch wollten Murphy und Co erfüllen und kündigten drei weitere Songs an. Ob sie ihren Worten Taten folgen ließen, ich konnte es nicht mehr überprüfen. Da ich eine lästige und ärgerliche Wartezeit von einer guten Dreiviertelstunde auf den letzten Zug vermeiden wollte, verließ ich vor der zweiten Zugabe „Dead letters“ das Luxor. Das Angebot auf einen weniger müden Vormittag war zu verlockend.
Gerne bleibe ich beim nächsten Mal etwas länger. Wiederkommen werde ich auf alle Fälle, den Wintersleep gehören definitiv zu den Guten. Nur diesmal hat es leider für mich nicht gereicht.

Ach ja, ich hatte mir das Konzert lauter vorgestellt.

Nachtrag: Wintersleep scheinen ihr Ankündigung wahr gemacht zu haben! Die setlist.fm Setlist erzählt von einer vier Songs Zugabe.

Setlist (ergänzt via setlist.fm):
01: Echolocation
02: Black Camera
03: Archaeologists
04: New Inheritors
05: Preservation
06: Oblivion
07: Baltic
08: Search Party
09: Weighty Ghost
10: Mirror matter
11: Laser beams
12. Miasmal Smoke & the yellow bellied Freaks
Zugabe:
13: Trace decay
14: Dead letter & the infinite yes
15: Experience the jewel
16: Nerves normal, breath normal

Kontextkonzerte:
Editors – Köln, 12.11.2009

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