Ort: Bumann & SOHN, Köln
Vorband: –
RVG. Ich wusste nicht viel von der Band. Ein, zwei Songs vielleicht und ein paar vage Hinweise, dass mir die Band gefallen könnte. Mehr war nicht. Reicht das für ein Konzertbesuch? Ich denke, ja. Es rechtfertigt vielelicht nicht eine längere Autofahrt oder ein allzu teures Ticket, aber es rechtfertigt einen kurzen Abstecher in die nahegelegen Stadt. Ich finde, es gibt kaum bessere Gelegenheiten, als Bands live kennenzulernen. Ich mache das zumindest ab und an. Sehr oft kenne ich von Bands nur ein paar Songs und habe nur eine Ahnung über die musikalische Ausrichtung, aber ich habe ein gewisses Maß an Neugierde, was durchaus reicht, um mir ein Konzertticket zu kaufen und mir die Band anzuschauen. Manchmal kaufe ich mir dann anschließend die Musik, manchmal aber auch nicht. Letzteres bedeutet jedoch nicht, dass ich die Musik nicht mag oder das Konzert mies war. Es bedeutet nur, dass ich in diesem Moment kein starkes Bedürfnis habe, sie direkt wieder hören zu müssen. Oft ist es dann so, dass ich Wochen später die Alben kaufe. Bei King Hannah war das der Fall, die ich vor Jahren erstmals live sah, mir aber erst in den letzten Wochen ihre Alben gekauft habe. Oder bei den Whispering Sons, als ich erst nach dem zweiten Konzertbesuch ihr Debütalbum kaufte. Oder bei Torres, oder oder…. Die Liste ist lang. Shannon Lay oder Cherry Glazerr sind entgegengesetzte Beispiele. Sie sah ich live, kaufte mir aber bis heute keine CDs. Genauso wie bei Hotline TNT oder John Maus. Und auch diese Liste ist lang. (Wobei mir gerade einfällt, bei John Maus habe ich das nur vergessen. Seine Platten brauche ich unbedingt!).
Doch zurück zu RVG. Mit dem Wissen von zwei, drei YouTube Videos und einer Empfehlung fuhr ich nach Köln. Personen im Gleis hinderten den Zug daran, pünktlich bis nach Köln West zu fahren. Also schnappte ich mir in Süd die Straßenbahn am Barbarossaplatz, stieg am Friesenplatz um und bin erst zur Umbaupause im Bumann & SOHN. Die Idee, noch ein paar Sachen von der Vorband mitzunehmen, geht damit nicht auf.
RVG – der Name steht für Romy Vagner Group – wurden 2015 von eben jener Romy Vager gegründet. In Köln stehen neben der Sängerin/ Gitarristin noch Isabele Wallace am Bass, eine weitere Gitarristin und eine Schlagzeugerin auf der Bühne. Das scheint die aktuelle Stammformation der RVG zu sein. Was mir direkt auffällt: der Sound ist laut und rockig. Also rockig rockig. Ein bisschen erwischt mich das auf dem falschen Fuß. Ich hatte mehr Indietunes erwartet; warum auch immer. Aber egal, was mich sofort packt, ist die Bühnenpräsenz von Romy Vagner. Unweigerlich ist sie von Beginn an der Fixpunkt, auf den alles zuläuft. Drei Alben hat die Band veröffentlicht, ich glaube allerdings in unterschiedlichen Musikerkonstellationen. In Australien haben sie dafür schon mehrfach positives Feedback bekommen und sind – wenn ich das gelesene richtig deute – mittelgroß. Bei uns locken sie an diesem Abend vielleicht 30 Musikinteressierte aus der Wohnung.
In den Texten geht es oft um Beziehungen. Normalerweise achte ich nicht so auf Lyrics, aber hier fällt es mir auf. Vielleicht auch, weil die beiden Songs „I used to love you“ und „Nothing really changes“ irgendwie die Hauptsongs des Konzertes sind. Zumindest stehen sie für mich im Zentrum des Konzertes, sie packen mich am stärksten. Die übrigen Sachen trudeln in einer Gemengelage zwischen Rockgitarren, kniend oder auf dem Boden sitzend spielend, langen Haaren, die im Gesicht hängen bzw. kleben und Songs, die auf jedes Mixtape oder besser: auf jede Spotify-Playlist enorm aufwerten, in den Saal. Da ist es völlig egal, dass Erinnerungen an die Ramones, den berühmten The Cure Basslauf oder an The Clash in dem einen oder anderen Stück mehr oder weniger deutlich heraushörbar sind.
‘Es ist einfach Rockmusik’, die nach einer guten Stunde zu Ende ist. Auf dem Weg zur Bahn merke ich, dass es ein ordentlich lautes Konzert war, meine Ohren dröhnen nach.
Am Bahnsteig stehe ich ohne großen a-ha Moment in den Taschen, das Konzert war ohne besondere Vorkommnisse schön und unterhaltsam. RVG werden keine Lieblingsband, auch wenn mich die Sängerin Romy Vagner einigermaßen beeindruckt hat. Aber sie sind eine Band, die ich mir auf dem ein oder anderen Festival sehr gerne erneut ansehe.
Mein Fazit des Abends in drei Sätzen: RVG sind mehr Jen Cloher als die Rolling Blackouts. Das war mir vorher nicht so klar. Jetzt weiß ich es.
Setlist:
01: Midnight sun
02: It’s not easy
03: Tambourine
04: Brain worms
05: A quality of mercy
06: Christian Neurosurgeon
07: Giant Snake
08: Squid
09: Common ground
10: I used to love you
11: Tropic of cancer
12: That’s All
13: Nothing really changes
Zugabe:
14: Alexandra
15: Vincent van Gogh
Kontextkonzerte:
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