Ort: Roeser, Luxemburg
Bands: Die Fantastischen Vier, Arcade Fire, Elbow

Rock a Field - Luxemburg, 26.06.2011

3 Bands, alles gut!
Das ist mein kurzes und leicht verspätetes Fazit unseres Sonntagnachmittagsausflugs ins benachbarte Luxemburg zum wunderschönen Ein-Tages-Festival Rock a Field.
Selbstverständlich spielten in Luxemburg mehr als nur drei Bands, allerdings lagen diese außerhalb unseres Interessengebietes. Bullet for my valentine, Gaslight Anthem, De Läb; die ließen wir bewusst links liegen. Auf die Arctic Monkeys verzichteten wir freiwillig (Montag ist ein Arbeitstag und die Nacht schon so viel zu kurz), auf Jimmy eat world unfreiwillig. Ihr relativ früher Slot (Festivalumgangssprache) und unser Zeitmanagement passten nicht überein. Wir stiegen just in dem Moment aus dem Shuttlebus, in dem sie ihren letzten Song „Sweatness“ spielten. Er bildete den Soundtrack für unseren Fußmarsch durch den Roeser Wald zur Festivallichtung.
Auf dem Gelände angekommen standen wir dann etwas planlos im prallen Sonnenschein zwischen Getränkeständen und Dixieklos. Eine für uns interessante Band gerade verpasst, zwei langweilige Bands vor Augen. Also schlichen wir über das Gelände, lauschten hier, lachten da und warteten auf das Abendprogramm.
Ach ja, unsere abendlichen Favoriten hießen Fantastischen Vier, Arcade Fire (die eigentlichen Favoriten) und Elbow.
In genau dieser Reihenfolge kamen sie auf die Bühne. Da die Fanta Vier direkt vor Arcade Fire auftraten, bot sich mir endlich die Gelegenheit, die beste deutsche Hip-Hop Band live zu sehen. Vor gut 20 Jahren starteten die Stuttgarter ihre Karriere und brachten den Hip-Hop ins deutschsprachige Musikbewusstsein. Schreib ich jetzt einfach mal so, wohl wissend, dass es auch Advanced chemistry und andere Gruppen zu dieser Zeit gab und jede den Anspruch erhebt, deutschsprachigen Hip-Hop populär gemacht zu haben. Ein vortreffliches Streitthema.

Rock a Field - Luxemburg, 26.06.2011

Auf ihren ersten Quatsch Hit „Die da“ verzichten Thomas D., Michi Beck, And.Ypsilon und Smudo dankenswerterweise, auf alle anderen Hits aber nicht. Die Fantastischen Vier sind eine sichere Bank für ein Festival, egal welche musikalischen Schwerpunkt es hat. Sie schaffen es, das Publikum zu unterhalten, unabhängig davon, ob es Hop Hop mag oder dem Sprechgesang gleichgültig gegenübersteht. Mit ihrer Bühnenerfahrung, ihren Hits, die alle kennen und der guten Eigenschaft, sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen landen sie einen Sympathiepunkt nach dem anderen. Als Thomas D. bei seinem Solopart den Text vergisst und ihn erst nach vielen Sekunden wiederfindet, kommt Smudo lachend auf die Bühne gerannt und flüsterte dem wieder textsicheren Thomas D. etwas ins Ohr, ganz so, als ob er ihn wieder aus dem Rhythmus bringen möchte.
Ich habe keine ausgesprochenen Fanta Lieblinge, allerdings habe ich mich gefreut, als sie „Tag am Meer“ gespielt haben. Es ist das einzige Fanta 4 Lied, mit dem ich etwas verbinde. Vor vielen Jahren begleitete es mich durch viele Stunden meiner Berufsausbildung. Wir hörten die CD Die 4. Dimension tagelang beim Sortieren von Loch- und Microfiche Karten im Keller des ausbildenden Vermessungsbüros.
Also ein Konzert mit Jugenderinnerung und im Ganzen eine unterhaltsame Stunde.
Nach dem Kauf von Essencoupons und einer luxemburgischen Wurst dann Arcade Fire. Ihr Konzert in der Düsseldorfer Philipshalle im Dezember letzten Jahres hatten wir wegen Schneechaos verpasst, Luxemburg war die lang ersehnte Möglichkeit, die kanadischen Grammygewinner wieder live zu sehen. Das gelang. Wir standen vorne rechts vor der Bühne und hatten gute Bühnensicht. Allerdings auch direkten Basskontakt mit den linken Bühnenlautsprechern. Der Sound erschien uns eh schon schlecht ausgesteuert, aber durch unseren ungünstigen Standpunkt hatten wir bei jedem Basslauf das Gefühl, gleich platzt das Trommelfell. Selbst der Schirm meiner Kappe schien zu vibrieren. Da halfen auch die guten Ohrenstöpsel nicht lange, nach drei Songs mussten wir uns seitlich zurückziehen. Da war es dann klanglich besser, aber lange noch nicht gut.
Im Laufe des Konzertes fiel mir auf, wie wenig Arcade Fire Songs ich wirklich kenne. Ich habe die Alben längere Zeit nicht gehört, aber als in der Nachberichterstattung die Worte Best-of Show fielen, war ich verwundert. Das waren also, bis auf „Laika“ und noch einen Song, alles Hits. Aha, dann bin ich tatsächlich aus dem Arcade Fire Kosmos geflogen. Und abgesehen davon, einige Längen spürte ich während der 90 Minuten schon.

Rock a Field - Luxemburg, 26.06.2011

Das 2-Bühnen Konzept auf Festivals ist an und für sich kein schlechtes. Ist die eine Bühne fertig, kann man zur anderen gehen und dort weiterhören. So erlebte ich es bereits auf dem diesjährigen Mannheimer Open Air. Gerade mittelgroße Festivals geben einem so die Möglichkeit, viele Bands zu sehen, ohne etwas zu verpassen. Keine Parallelbespielung, keine Entscheidungsnöte.
Wenn allerdings die Anfangszeiten der zweiten Bühne quasi sekundengenau mit den Endzeiten der Konzerte auf der ersten Bühne sind, dann bekommt der Zuschauer ein Problem. Nämlich dieses, rechtzeitig vor der zweiten Bühne zu sein. Als Arcade Fire pünktlich gegen 22.10 Uhr die Bühne verließen, fingen Elbow auf der kleineren Nachbarbühne genauso pünktlich ihr Set an. Selbst wenn wir gerannt wären, was uns fernliegt, hätten wir die ersten Minuten Elbow verpasst. 10 Minuten Pause zwischen den Bühnenauftritten wäre für alle besser gewesen. So aber verpassten wir die ersten Minuten des Herrn Guy Garvey und seinem Orchester. Der Elbow Sänger hatte eine siebenköpfige Band mit aus Glastonbury auf den Kontinent gebracht. Genau wie die Wombats (diese junge-Leute Band, die wir nicht gesehen haben), Jimmy eat world und die Arctic Monkeys kamen die Mancunians direkt vom größten Festival der Welt ins kleine Luxemburg. In Glastonbury spielten Elbow auf der großen Pyramid Stage vor mehreren 10000 Besuchern, auf dem Rock a Field waren es vielleicht mehrere 100.
Oder um es schonungsloser auszudrücken: Elbow zogen zwischen Arcade Fire und den Arctic Monkeys nicht viele Leute vor die kleine Bühne. Aber warum eigentlich nicht? Die Band ist toll, sie schreiben wunderschöne Songs und wirken auf der Bühne überaus sympathisch. Darüber hinaus passt Elbow hervorragend zur einbrechenden Nacht. Was will man also mehr!? Ich verstehe es nicht. Nun, vielleicht etwas essen oder sich auf die Monkeys vorbereiten oder was auch immer.
All denjenigen sei gesagt, sie haben ein wunderschön ausgeglichenes, harmonisches Konzert verpasst.
Elbow sind eine große Band, zurecht Mercury Preis Gewinner und in Europa zu sehr unterschätzt. Das muss sich ändern.

Setlist Elbow:
01: The Birds
02: The Bones of You
03: Mirrorball
04: Neat Little Rows
05: Grounds for Divorce
06: The Loneliness of a Tower Crane Driver
07: Lippy Kids
08: Open Arms
09: One Day Like This

Kontextkonzerte:
Rock a Field – Luxemburg, 21.06.2008
Rock a Field – Luxemburg, 28.06.2009 Teil 1, Teil 2, Teil 3

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