53 Konzertberichte. Doch wieder so viele. So spannend und abwechslungsreich kam mir mein Konzertjahr 2013 gar nicht vor. Waren die Konzerte und Festivals etwa nicht so gut, dass sie mir nicht stärker in deutbarerer Erinnerung blieben? Gab es soviel anderes Drumherum, dass sie einfach nicht so wichtig waren?
Nun, sicherlich waren meine Abende und Ausflüge nicht schlechter als die Jahre davor, also wird es wohl andere Gründe geben.

Barcelona war das großartigste Barcelona, was ich in den letzten Jahren erlebt habe. Das Primavera 2013 übertraf alles. Phoenix spielten grandios auf, ich dachte noch lange an das Konzert zurück. Dann die Breeders, James Blake, Jesus and Mary Chain, Dinosaur Jr.. Es waren mit die schönsten Konzerte des Jahres. Da störte es auch nur ein bisschen, Blur nicht richtig und Postal Service überhaupt nicht gesehen zu haben. Stattdessen boten Bob Mould und Band ein mehr als gutes Alternativprogramm und waren The sea and cake so umwerfend, dass ich mir daheim gleich ihren gesamten Backkatalog zugelegt habe. Die Primaveraneuentdeckung waren Merchandise, gleich zwei Mal durften sie auftreten und beide Male umgarnten sie mich mit ihren Endlossongs und wundervollen Gitarren. Auch Metz enttäuschten mich keineswegs und Savages zeigten mir am Donnerstagnachmittag zum ersten Mal, welch tolle Liveband sie sind. Die Babies und Sean Nicolas Savage rundeten dann mit ihren Parkkonzerten Samstagnachmittag den Barcelonaausflug wunderbar entspannt ab. Ich bin mir nicht sicher, ob das Primavera 2014 das alles toppen wird. Meine Schnappatmung im Januar bei der Line-up Bekanntgabe war zumindest mehr als berechtigt. Mal sehen, wie stark die Atemnot Ende Januar 2014 sein wird.
Zweimal sollte ich Savages noch sehen. Im Herbst. In Köln und beim gemütlichen Crossing Border Festival in den Haag. Das Crossing Border stand in diesem Jahr zum ersten Mal auf meiner Festivalliste, und das sicher nicht zum letzten Mal. Es war eine tolle Mischung aus Literatur- und Musikevent, und neben dem Incubate Festival in Tilburg die Festivalentdeckung des Jahres. Das Incubate ist ein städtisches Kneipen- und Clubfestival. Ein freier Samstag und drei sehenswerte Bands ließen uns im Sommer spontan nach Tilburg fahren, zum zweiten Mal binnen weniger Wochen. Zuvor waren wir auf dem Best Kept Secret Festival am Stadtrand von Tilburg. Es war ein Regentag, der uns etwas den Spaß vermisste, Portishead, Suuns und Everything Everything rissen es aber irgendwie raus.


Das Konzert des Jahres sah ich schon im Januar: Kraftwerk im K20 in Düsseldorf. Ein Augen- und Ohrengenuss in 3-D. Dieser Abend war einmalig und atemberaubend. Nach kurzen Augenblicken im 3-D Wahn war klar, das kann in diesem Jahr nichts mehr toppen. Viele versuchten es zwar, allen voran die beiden AB Konzerte von Cat Power und den Pixies. Aber auch sie scheiterten letztendlich, knapp zwar, aber Kraftwerk waren 2013 nicht zu schlagen. Es bleibt aber bei der Tatsache, Brüssel ist Konzerte technisch nie zu unterschätzen. Das gilt nicht nur für die Pixies und Cat Power Abende, auch The Joy Formidable in der Botanique waren trotz oder gerade wegen der chaotisch regnerischen Anfahrt und irren Rückfahrt im Februar jeden Kilometer wert. Und weil Kurzfristigkeit und Spontanität manchmal auch mich überfällt, legten wir mit dem Spontantrip nach Mainz zu Benjamin Biolay noch einen nach. Da Luxemburg dieses Jahr nicht stattfand, mussten andere Städte herhalten: Mainz eben, oder Frankfurt. Die Distanzen sind ja alle machbar.
Ein anderer Franzose war die Konzertüberraschung 2013: -M-. Matthieu Chedid kannte ich bis dato kaum, seit diesem Konzertabend muss ich aber jedem dringend einen Konzertbesuch empfehlen. Showtechnisch ist das ganz groß und absolut sehenswert. Selbst im kleinen, nur halbvollen Gloria in Köln wurde der Abend zu einem Riesenspaß. Wie mag das nur in großen französischen Hallen sein, die Matthieu Chedid locker ausverkauft. Vielleicht ergibt sich 2014 eine Möglichkeit, das zu erkunden.


Die Entdeckung Nummer zwei: TTNG. Mathrock in allerbester Qualität und Schönheit. TTNG waren einer der Gründe, zum Incubate zu fahren. Gang of Four und die Neugierde auf dieses Band, ein anderer. Letztere hätte man sich schenken können, es war vielleicht das schlechteste Konzert des Jahres. Umso überraschender der Auftritt des kleinen Amerikaners Mylets, sein Zoostation Cover war eines der Livelieder des Jahres, folgerichtig war Mylets eine weitere Liveentdeckung des Jahres.
Ach und Glasgow im Frühjahr. My bloody Valentine zum ersten, und das gar nicht so laut wie erhofft. Nach guten 20 Jahren durfte ich meine Shoegaze Helden endlich wieder live sehen, und dann gleich drei Mal. Der Glasgowausflug und ihr Konzert in Köln waren sicherlich meine meist erwarteten Konzerte des Jahres. Dass dann noch ein Eindhoven Ausflug hinzukam, ich konnte es nicht ändern. Dafür ließen wir ihren Festivalauftritt beim Primavera in der Samstagnacht sausen, die Müdigkeit nach drei Tagen Festival war einfach zu stark. Im knapp 2 Kilometer entfernten Hotelzimmer hörten wir noch die Gitarrenfeedbacks, sie lockten uns jedoch nicht zurück. Nicht den Glasgoweindruck durch einen abgehetzten Festivalauftritt verwässern lassen, so der Grundtenor.
Das Konzertfrühjahr war von neuen Bands bestimmt. Motorama und Suuns gefielen mir dabei so sehr, dass ich sie im Herbst bzw. Sommer erneut sehen musste. Gerade die Russen von Motorama gefielen mit einer erfrischend unaufgeregten Konzert und antik anmutenden Bassläufen. Sie dürfen 2014 gerne wiederkommen, ich kann diese Band nicht oft genug sehen.
Alte Konzertbekannte waren dagegen die niederländischen Bettie Serveert (für ihre Konzertbesuche ist die niederländische Grenznähe meiner Wohnstadt von großem Vorteil), die unterhaltsamen Foals und Trail of Dead. Auch sie boten wunderschöne Konzerte.
Und da war doch noch Jay-Z. Im vorhinein wusste ich nicht so recht, was mich erwarten würde. Gut, Robert Lewandowsi, Marco Reus und Mats Hummels waren auch da, aber je näher der Montag im Oktober rückte, umso unsicher war ich, ob es tatsächlich eine gute Idee gewesen war, soviel Geld für ein Konzert aus Neugierde auszugeben. Aber bereits nach wenigen Minuten Timbaland’scher Samples war klar, dass sich diese Frage nicht stellen würde. Es war bombastisch und – trotz meiner nur leichten Rap und HipHop Affinität – ein sehr mitreißendes Konzert. Ich fand es besser als den Auftritt des Wu-Tang Clans, der irgendwie im Festivalgewitter und meiner Champions League Final-Depression unterging.
Und Köln, was brachtest du so?
Lee Ranaldo, Scout Niblett und Portugal.the man zum Beispiel. Müsste ich eine Liste der besten 10 Konzerte des Jahres machen, auch sie wären locker dabei. Genauso wie das ein Song Konzert von Body/Head auf dem Dach des Museums Ludwigs.
Nein, 2013 brachte mir musikalisch keinen Grund, verärgert zurückzublicken.
Von Januar bis Dezember:

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