Ort: King Tut‘s Wah Wah Hut, Glasgow
Vorband: Starling Heist

The Frank and Walters

Habe ich eigentlich keinen anderen Hobbies? Wieso um Himmels Willen fährt man für drei Tage oder zwei Konzerte nach Glasgow? Jedem Menschen kann man das nicht verständlich erklären. Diesen sei aber gesagt: Doch, ich habe noch andere Hobbies, aber Konzerte im Ausland zu besuchen und dieses mit einem kleinen Kurzurlaub verbinden, ist vielleicht mein liebstes.
Daher war mein Zögern nur kurz, als ich gefragt wurde, ob ich mit zum My bloody Valentine Konzert nach Glasgow kommen möchte. Die britische Band wollte nach 20 Jahren wieder ein Album veröffentlichen und lockte mit ein paar Konzerten. Da mein letztes My bloody Valentine Konzert fast ebenso lange her ist, sprach nicht viel dagegen; in Glasgow war ich überdies auch noch nicht, also stand der Plan. Und da wir keine halben Sachen machen, und der Freitagabend noch nicht verplant war, wurde konzerttechnisch direkt nachgelegt: The Frank and Walters im King Tuts Wah Wah Hut.
Die My bloody Valentine Geschichte ist eine andere, hier erst die King Tut’s Story. Das King Tut‘s Wah Wah Hut ist einer der großen Glasgower Musikklubs. Selbst mein buntbebilderter Reiseführer verzeichnet es in der Rubrik „legendär“. Und ich glaube Reiseführern.
Nachdem wir also sechzehn Stunden auf den Beinen waren (Flug und Mietwagenfahrt lagen hinter uns, das ein oder andere Städtchen und römische Mäuerchen hatten wir besichtigt) standen wir im King Tut‘s. Beziehungsweise saßen wir. Der Konzertbeginn war auf neun Uhr angesetzt, noch genug Zeit, um in der Kneipe des Klubs einen der vor Abfahrt sehr empfohlenen Burger zu essen. Es war kalt in Glasgow, und wir ziemlich groggy. Abgemattet vom frühen aufstehen und der gab ich mir gegen neun Uhr eigentlich keine Stunde mehr und sah mich schon auf dem Weg ins Hotel.
Die erste Vorband, deren Namen ich leider vergessen habe, spielte an diesem Abend ihren 95sten Gig – das bekam ich von ihrer ersten Ansage mit – und ließ mich nicht wirklich aufmerksam im Saal zurück. Nach wenigen Minuten stieg ich die Treppenstufen in die Bar herunter und ging an die frische Luft. Jetzt den Abend abbrechen oder nicht, mir kamen ernsthafte Zweifel. Morgen war schließlich der entscheidende Abend des Wochenendes, da sollte und wollte ich doch fit sein. Und vorher etwas die Stadt angucken muss auch sein. Aber egal, die Neugierde siegt.
Also nochmals rein ins King Tut‘s und die zweite Band gucken. Starling Heist blieben mir schon besser im Gedächtnis. The next big Snow Patrol, kam es mir unvermittelt in den Kopf, als ich den Sänger sah und hörte. Der Reiseführerlegende nach hat Alan McGee im King Tut‘s Oasis entdeckt, vielleicht sahen wir hier die zukünftigen schottische Popsuperstars. The Starling Heist spielten nur Hits, spontan konnte ich mir jeden ihrer Songs im Radio vorstellen. Wenn sie so weitermachen, vielleicht die Basistin mit in den Gesang einbinden, dann kann was draus werden. Die Band scheint relativ neu zu sein, auf ihrer Facebookseite steht „Started in early 2013“ und bis auf ihren Twitteraccount, dem 23 Leute folgen, sind ihre Webseiten wenig befüllt.
Also vielleicht mal merken, diese Starling Heist. Als Referenz seien die schon erwähnten Snow Patrol oder auch Paulo Nutini genannt. Ich glaube, damit mache ich nichts falsch.
Ihre halbe Stunde Spielzeit war ungleich interessanter und ließ mich etwas munterer werden. Oh ja, so langsam war der erste Müdigkeitsanfall vorbei, als um halb elf The Frank and Walters ihr Konzert begannen.
Frank und wer? Nun, eigentlich kannte ich nichts von den vier Iren, uneigentlich aber doch. Anfang der 90er war ihre große Zeit, „After all“ ihr Charthit und “Fashion Crisis hits New York“ der Song, den ich auf einem Kassettensampler habe. Irgendwie Britpop, und davon kannte ich damals sehr viel.
The Frank and Walters sind eine lustige Band. Auf ihrem Twitteraccount veröffentlichen sie alte Bono Witze wie:

What’s the difference between God and Bono? God doesn’t walk around Dublin thinking he’s Bono

Zu Beginn des Konzertes trugen alle Papiermasken. Leider erkannten wir die darauf abgebildeten Gesichter nicht richtig, ich vermute, es waren 20 Jahre Selbstportraits, was sehr gut und sehr selbstironisch zum Albumkonzert passend würde. The Frank and Walters spielten ihr 92er Debüt „Trains, Boats and Planes“ und teilten den restlichen Abend in zwei Hälften. In der ersten das Album, im zweiten Teil, der mit der Bandhymne “We are The Frank and Walters” eingeleitet wurde, einige andere Songs. Die lokale Presse beschrieb ihr Konzert wie folgt:

There are some emotional peaks as well, the built-up of ‘Walter’s Trip’, the chorus of ‘Happy Busman’, still soaring in a way that few of their contemporaries at the 1990s indie disco could really do. As they play song after song, the audience – or at least part of it – gradually wakens up and there is some uncontrolled Dad dancing and “you’re my best mate etc” hugging as certain punters relive their mis-spent youths.

Das trifft es sehr gut, wie ich finde. The Frank and Walters überzeugten mit ihren schmissig und launisch vorgetragenen Songs hundertprozentig, auch wenn ich manchmal den Eindruck hatte, dass sie mehr erzählten als dass sie Songs spielten. Ihr Set war auf 90 Minuten angesetzt, ausgefüllt haben sie diese Zeit musikalisch nicht wirklich.
Sei es wie es ist, danach war die Müdigkeit weg, die Kälte des Abends hatte uns wieder. Die Frank and Walters haben viel Spaß gemacht, wir standen nach Konzertende in Bierpfützen. Ein guter Start ins schottische Wochenende.
2007 spielten The Frank and Walters im Barrowlands. Den Schuppen gucken wir uns dann am Samstag an.

Setlist:
01: John & Sue
02: Fashion Crisis
03: Trainspotters
04: Bake us a song
05: High is low
06: This is not a song
07: Walter’s Trip
08: After All
09: Happy Busman
10: Daisy Chain
11: Time
12: We are The Frank and Walters
13: Indie love song
14: The parson
15: Trust in the future
16: Each tree

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. e.

    the frank and walters hätte ich auch gern einmal gesehen. die platten sind manchmal so, manchmal so, dennoch immer irgendwie gut in erinnerung geblieben. kann mir vorstellen, dass es bei konzerten ähnlich ist. und es klingt ja bei dir auch so heraus.

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