Ort: Bumann & Sohn, Köln
Vorband: Bridget Hayden

Scout NiblettIch erinnere mich sehr gerne an das Scout Niblett Konzert auf dem Dach des Museums Ludwig zurück. Wir saßen auf Bierkästen, blickten Richtung Domturmspitzen und lauschten den nur mit E-Gitarre vorgetragenen Songs. Himmel, wie lange ist das jetzt her? 4 Jahre, 5 Jahre? Damals hörte ich sehr viel Scout Niblett Sachen, It’s up to Emma und so.
Doch seit diesen Tagen verlor sich unsere Verbindung. Andere Musikerinnen nahmen den Platz von Scout Niblett in meinen Soundlisten ein. Allen voran die Crutchfield Schwestern, die ich kurze Zeit später durch eine arte Fernsehsendung entdeckte, taten es mir an. Ich vermisste die kleinen, reduziert wütenden Gitarrensongs der Engländerin nur selten, ab und an hörte ich noch in „Gun“ oder „Dinosaur egg“ rein.
Ganz aus dem Sinn gestrichen hatte ich Scout Niblett jedoch nicht, wie anders könnte ich an einem Montagabend im Zug sitzen und durch die herbstliche Stadt laufen, um mir ihr Konzert im Bumann & Sohn anzusehen. Das Ticket hatte ich schon vor Wochen gekauft, ein weiteres Indiz, dass mir etwas an der Britin zu liegen scheint.

Es ist kalt, der Herbst zieht mir in die Knochen und zu allem Überfluss beginnt das Konzert schleppend. Scout Niblett wirkt angeschlagen; immer wieder wischt sie sich mit ihren Händen über ihr Gesicht, ganz so wie man es macht, wenn man sich die Müdigkeit wegreiben möchte. In den ersten zwei, drei Songs passiert nicht viel. Es sind ruhigere Stücke, die sie spielt. Sicherlich dienen sie auch dem einspielen. Im Laufe des Sets wurde es im Bumann & Sohn wärmer und Scout Nibletts Müdigkeit etwas weniger. Sie scheint sich langsam einzufinden. Ihre Songs werden nun etwas lauter und bissiger.
Nach einer halben Stunde setzt sie sich an das Schlagzeug. Ich hatte mich schon gewundert, warum es aufgebaut und bisher ungenutzt rumstand. Rechnete ich jeden Song damit, dass ein weiterer Musiker aus dem Nebenraum des Bumanns kommt und sie gemeinsam ein paar Songs spielen, wurde ich überrascht. Scout Niblett trommelt sich durch zwei, drei Songs, aufheiternder Höhepunkt ist ihr kleiner Ausflug zum USA for Africa Song „We are the world“. Als sie zur Gitarre zurückkehrt, nimmt das Konzert Fahrt auf. Es schien so, als ob die Schlagzeugpassagen der endgültige Wachmacher waren.  Die Songs wurden lauter, die Gitarrenparts länger und der Gesang bissiger.
Nach einer Handvoll dieser – wie ich sie kenne – typischen Scout Niblett Songs und zwei Zugaben (‘Do we have time for one more?‘) endet das Konzert unter großem Applaus. Zu Recht, denn gegen Ende wurde es ein überwältigender Abend.

Eigentlich war es zu sehr Montag, eigentlich war das Wetter zu wirsch, um vor die Tür zu gehen. Gott sei Dank habe ich es dennoch getan. Belohnt wurde ich mit einem tollen Konzert.

Bridget Hayden ist sehr leise. Ihre hallunterlegte Stimme ist kaum wahrnehmbar. Zu Beginn des Jahrtausends war sie Mitglied der Drone Band Vibracathedral Orchestra, die sie 2006 verließ. 2018 heißt ihre Webseite passenderweise not waving or drowning. Ich bin mir nicht sicher, wie viele Songs sie spielt. Mal scheinen es nur kurze Anspieler zu sein, mal geht ein Songansatz in einen anderen über. Ich verstehe das nicht. Ein sehr sympathischer, aber irgendwie wirrer Aufritt.

Kontextkonzerte:
Scout Niblett – Primavera Sound Festival Barcelona, 28.05.2010
Scout Niblett – Köln, 09.06.2013 / Dach des Museum Ludwig
Scout Niblett – Köln, 01.12.2013 / Gebäude 9

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