Ort: Primavera Sound 2010 Festival Barcelona
weitere Bands: CocoRosie, Japandroids, Wire
Der zweite Tag bescherte große Überraschungen. Als ich meine Chipkarte, die man zusammen mit dem Eintrittsbändchen am Eingang vorzeigen musste, wieder einsteckte, zog mich weiblicher Duettgesang zur viertgrößten Bühne, der Pitchfork Stage. „A sunny day in Glasgow“ eröffneten dort den Musikabend, und neben mir waren schon einige Leute wach und lauschten den süßen Popklängen der fünf Amerikaner. Ich kannte die Band nicht, finde den Namen aber super und so wollte ich ihr Konzert nicht verpassen.
„A sunny day in Glasgow“ haben eine Handvoll EPs und Alben veröffentlicht. Die Band, die nicht aus Schottland sondern aus Philadelphia kommt, trat in Barcelona zu fünft auf. Oder ich habe mich verzählt, denn derzeit bilden sechs Leute das Bandgerüst:
Ben Daniels – Josh Meakim – Annie Fredrickson – Jen Goma – Ryan Newmyer – Adam Herndon. Sie sehen gut aus, kamen sympathisch rüber und überzeugten somit direkt. Indiepop, klassisch und ohne Schnörkel. Ein guter Start in den Abend.
Überzeugend ging es weiter. Scout Niblett bildete ein Kontrastprogramm, war aber nicht weniger erfrischend oder unspannend. Obwohl ich schon viel über die junge Frau aus Staffordshire gelesen habe, gehört hatte ich bisher noch nichts von ihr.
Also hin, ansehen.
Die rauen, teils etwas sperrigen Sounds bestätigten mein vages Bild. Ein bisschen wie PJ Harvey, aber wie jeder Vergleich hinkt auch dieser an einer Ecke. Scout Niblett ist weniger rotzig im Gesang und ihre Songs haben weniger Punkattitüde.
Zwei Mal legt sie die Gitarre zur Seite und setzt sich ans Schlagzeug. Drummer und zweites Bandmitglied Kristian Goddard, wenn man hier überhaupt von einer Band im herkömmlichen Sinn sprechen kann, hat dann Pause. Nach 40 Minuten zieht sie ihre Jacke an und geht. Ich brauche auf alle Fälle ihre Alben. Noch heute …
Von den Condo Fucks nicht. Die habe ich bereits. Die Entscheidung für die C.F. und gegen Spoon fiel im Vorfeld nicht leicht, beide Bands hätte ich gerne gesehen. Am Abend war dann sehr schnell nur noch von den Condo Fucks die Rede. Zu gespannt war ich auf die Band, die im wahren Leben Yo la Tengo heißt. Condo Fucks, das ist die Spielwiese für Georgia Hubley, Ira Kaplan und James McNew. Mit diesem Wissen waren wir nicht allein, der Platz vor der drittgrößten Bühne war zu dieser frühen Zeit um kurz nach 20 Uhr sehr gut gefüllt. Als Condo Fucks covern die drei Songs der Small faces, Beach Boys oder Slade und hüllen die Songs aus den 60ern und 70ern in einen Mantel aus Garage-Surfer-Dingens-Gitarren. Das ist so entfremdend, dass man die einzelnen Coversongs nicht wiedererkennt, wenn man sie überhaupt kennt. Denn Gassenhauer suchen sich die C.F. nicht aus. Sie graben abseits der großen Hits, suchen und finden die kleinen Perlen der Rockgeschichte. 45 Minuten lang ist ihr Set und wer gehofft hatte, sie spielen den ein oder anderen Yo la Tengo Song – Sugarcube hätte gut gepasst – der hoffte vergebens. Kid Condo, Georgia Condo und James McNew zogen das Ding durch. Sehr konsequent. Sehr schön, aber auf Dauer sind Surfergitarren auch sehr ermüdend. Gut, dass wir alten Säcke Sitzplätze ausgesucht hatten. Das machte es gemütlich und war gleichzeitig kräfteschonend.
Multimedia:
Fotos A sunny day in Glasgow: frank@flickr
Fotos Scout Niblett: frank@flickr
Fotos Cocorosie: frank@flickr
Foto Condo Fucks: frank@flickr
Kontextkonzerte:
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