Ort: Muziekgieterij, Maastricht
Vorband: GGGOLDDDD

Mono - Maastricht, 19.05.2023

Ich fahre wirklich gerne in die Muziekgieterij nach Maastricht. Erst recht, wenn Konzerte im kleineren der beiden Säle in der ehemaligen Fabrikanlage angesetzt sind. Der kleine Saal ist größentechnisch und vom Aufbau her nahezu perfekt. Die Bühne ist – in Benelux sowieso oft der Fall – hoch und nach hinten zur Bar gehen Treppenstufen. Oder andersrum gesagt:Auch von der Bar oder dem Eingangsbereich des Saales aus hat man einen guten Blick auf die Bühne. Oder einfach gesagt: die Sicht auf die Bühne ist von überall gut. Auch für kleinere Menschen. Von überall? Nun, nicht ganz, zwei Säulen auf der Bühne könnten bei unglücklichem Standort im Blickfeld stehen. Das ist dann aber auch der einzige kleine Makel, den der Konzertsaal aufzuweisen hat.
Ich war erst vor ein paar Tagen hier, beim Konzert von Swell. Als ich damals die Ankündigung über das Mono Konzert an gleicher Stelle las, war mir klar, dass ich bald wieder hier sein werde.

Ich bin zwar plattentechnisch bei der japanischen Band eher schwach ausgestattet, ich habe genau eine Mono CD im Regal: ihr erstes Live Album Holy Ground: NYC Live With The Wordless Music Orchestra von 2010, aber ich mag ihre Konzerte. Das hier ist mein viertes Mono Konzert. Fan darf ich mich aber nicht nennen, eher Sympathisant. 2010 haben sie mich live erstmals überzeugt. Damals trieb mich die reine Neugierde zu ihrem Konzert (oder Langeweile, ich weiß es nicht mehr genau) und ich war mächtig beeindruckt. Ihr Wall of Sound, ihr Lärm waren so schön, dass ich ab da bei nahezu jeder ihrer Touren versuchte, ein Konzert zu sehen. Es ist mir irgendwie gelungen, 2012 und 2018 sah ich die Band erneut.

Mono machen im weitesten Sinne Shoegaze, klingen aber anders als My bloody Valentine. Mono sind laut und breitbandig, klingen aber anders als Mogwai. Mono haben diese laut-leise Elemente in ihren Songs und statten ihre Songs mit stetig steigenden Dynamiken aus, klingen aber anders als Godspeed You! Black Emperor. Die japanische Band ist mit all diesen Bands vergleichbar, und wer Mogwai oder My bloody Valentine mag, wird auch Mono mögen, jedoch sind sie am Ende des Tages (ich habe heute zu viele Fußballkommentare gehört) doch ganz anders. Mono klingen Orchestraler, manchmal ist ihr Gitarrensound auch Metal-lastiger. Es ist ein eigener Soundkosmos, den sich Mono in den letzten 20 Jahren geschaffen haben. An diesem Abend stehen acht Songs auf ihrem Zettel. Acht Songs, für die sie gut 90 Minuten benötigen. „Ashes in the snow“ und „Halcyon (beautiful days)“, zwei meiner Mono Favoriten, spielen sie zum Schluss.

Den Mikrofonständer samt Mikrofon, das auch auf der Bühne steht, benötigen Mono genau einmal. Vor der Zugabe gibt es ein paar Dankesworte an das Publikum, Yoda übernimmt das, er spricht dabei so schnell, dass er kaum zu verstehen ist. Und noch ein Satz zur Bandbesetzung. Die hat sich seit meinem letzten Konzert geändert. Schlagzeug spielt seit ein paar Jahren Dahm Majuri Cipolla, der Ur-Schlagzeuger Yasunori Takada verließ die Band kurz zuvor. Es war das erste Mal und bisher einzige Mal in ihrer Bandgeschichte, dass ein Musiker das Ensemble verließ.
Takaakira Goto, der am entferntesten von mir auf einem Schemel sitzt und seine Gitarre spielt, sowie die Bassistin Tamaki Kunishi komplettieren Mono.

Es ist ein Mono Konzert wie meine bisherigen davor. Gitarren. Es ist schön, schwelgerisch. Wer Mono Konzerte besucht, muss sich auf die langen, immer ähnlich ablaufenden Songs einlassen können: laut-leise Passagen, diese sich langsam aufbauende und immer mehr steigernde Dramaturgie der Gitarrensounds, laute, wirklich sehr laute Lärmwände, Die Blaupause eines jeden Mono Songs ist vielleicht „Com(?)“. In Maastricht spielen sie es über 20 Minuten lang als Zugabe. Ein Mammut von einem Song. Großartig, wunderschön. Ich kann nur staunen.

Als Zuschauer hat man nur eine einzige Bedingung zu erfüllen: man muss sich auf die instrumentalen Vielminüter einlassen können. Man muss sich der Musik ruhig und konzentriert hingeben. Gelingt einem das nicht, kann ein Mono Konzert auch schnell anstrengend und dann enorm zäh werden. Mir gelingt das an diesem Abend ganz gut. Der Tag hallt nicht so stark nach, als dass er mich auch noch am Abend gedanklich ablenkt. Das ist gut, denn so wird es für mich erneut ein sehr gutes Mono Konzert. Der obligatorische Gongschlag zum Ende des Konzertes hätte durchaus noch ein paar Minuten auf sich warten lassen können. Apropos, wie lästig muss es sein, das Monstrum mitzuschleppen? Und dass nur für einen finalen Schlag am Ende des Konzerts? Na egal.

Zuvor spielen GGGOLDDDD. Mit 3 G und 4 D. Die niederländische Band um die Sängerin Milena Eva passt gut zu den Japaner*innen. Je nach Song höre ich ein bisschen mehr Gothic, Wave, EBM oder Post Rock. Ihre Synthies klingen dabei verdächtig oft nach The Sisters of Mercy.

Mono Konzerte sind toll.

Setlist:
01: Riptide
02: Imperfect things
03: Nowhere, now here
04: Innocence
05: Sorrow
06: Halcyon (Beautiful Days)
07: Ashes in the Snow
Zugabe:
08: Com(?)

Kontextkonzerte:
Mono – Heerlen, 17.10.2018 / Nieuwe Nor
Mono – Dortmund, 23.03.2010 / FZW
Mono – Köln, 27.11.2012 / Gebäude 9

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