Ort: Gebäude 9, Köln
Vorband: Dirk Serries‘ Microphonics

Es ist einfach Postrock Musik.
Auf der Bühne steht kein einziges Mikrofon. Die beiden Gitarristen Takaakira Goto und Hideki Suematsu sitzen auf Drehhockern, der Schlagzeuger hat hinter sich eine riesige Metallscheibe stehen, auf die er ab und an schlägt und die Bassistin Tamaki Kunishi spielt bei drei neuen Songs Keyboard.
Das sind Mono.
Die japanische Band entdeckte dich eher zufällig vor ein paar Jahren. Ich glaube, es war so: ich hatte mal wieder ein paar Tage Langeweile und litt unter Konzertabstinenz als ich durch diese beiden Dinge getrieben, spontan ins Auto stieg um nach Dortmund ins FZW zu fahren. Dort sollten Mono an jenem Abend auftreten. Die Band kannte ich bis dato nur vom lesen, ich wusste: sie machen Postrock.
Da ich in dieser Zeit sehr oft Mogwai und ähnliche Scheiben hörte, hielt ich meinen Ausflug ins Ruhrgebiet für nicht allzu gewagt. Postrock ist ja doch immer irgendwie gleich: lange Songs, viele Gitarren.
Bei Mono ist das nicht anders. Oder doch. Ich gebe zu, ich bin nicht so ganz fit in Sachen Postrock. Gefährliches Halbwissen ist das, was ich habe. Und so finde ich es immer wieder hoch interessant und unterhaltsam, wie unterschiedlich Postrockbands klingen können. Mogwai klingen komplett anders als Mono, Maybeshewill sehr different zu den erstgenannten. Diese Bands fallen mir spontan ein, wenn ich an Postrock denken muss. Mogwai, weil ich sie sehr mag (vielleicht sind sie die einzige Postrockband, die ich wirklich anhimmele), Maybeshewill, weil ich sie erst letztens gesehen habe und Mono, weil sie mich faszinieren. Warum alle Bands mit ‘M‘ anfangen, ist mir allerdings schleierhaft.
Mono spielen instrumental. Ihre Songs bewegen sich meist jenseits der 10 Minuten Grenze. Das kann anstrengend werden. Gerade an einem Abend, der einen nervigen Tag nach sich zieht und einen abgehetzt und müde in den Konzertsaal schleift. Gelingt es dann nicht, sich auf die sehr strukturiert und durchdacht aufgebauten Songs einzulassen, wird es schwer. Ich glaube, mein Nachbar hatte einen solchen Tag. Bereits nach einer halben Stunde (drei Songs), wippte er von links nach rechts und schaute angestrengt. Man merkte, dass er zu kämpfen hatte. Er wurde hibbeliger, je mehr Zeit verstrich, ihm gelang es definitiv nicht so ganz, sich auf Mono einzulassen. Ich hatte weniger Probleme damit.
Und ich hatte eine Wand im Rücken, an der ich mich anlehnen konnte. Das war im Vorfeld eine meiner zwingenden Bedingungen für diesen Abend. An der Wand stehen. Dafür nahm ich auch die ein Song Vorgruppe Dirk Serries‘ Microphonics in Kauf. Den belgischen „Ambientgitarristen“ fand ich allerdings sehr langweilig, die guten 25 Minuten dröge.
Postrock.de ist enthusiastischer und beschreibt Dirk Serries sicherlich treffender:

Dirk Serries setzte mit den ersten Tönen ein und das vorher erlebte war sofort ausgeblendet (in den Tiefen des Langzeitgedächtnisses vergraben). Genau dieser Teil des Abends ist auf Platte verewigt. “Microphonics XIX” beginnt leise, mit E-Bow getragenen Sounds, dann setzen dezente Pickings ein und die Soundwand wächst langsam an. Die Aufnahmen von Serries geben den Sound des Abends gut wieder. Der notdürftig verputzet Kellerraum mit seinen mächtigen Rohren unter der Decke hat den Sound der Gitarre warm klingend und druckvoll weitergeleitet. Nach wenigen Minuten baut Serries eine geloopte Disharmonie in seinen Sound ein, die das sphärisch schwebende Soundgerüst immer wieder auf den Boden zurückholt, wie bei einem Flieger, der kurz vor dem Abflug den Schub zurücknimmt. Leider ist nach knapp 24 Minuten das Set zu Ende.

Dann Mono. Es ist das vorausgesehene Konzert. Ganz genauso hatte ich es mir vorgestellt. Ich denke, das war auch nicht sonderlich schwer. Mono haben ihren Stil nicht geändert seit dem letzten Mal, gut. Tamaki Kunishi spielt bei den neuen Songs ein bisschen Keyboard, aber das Grundsätzliche an der Bühnenperformance und an den Songs blieb bestehen. Die vier JapanerInnen spielten elegisch aber wild, wohlüberlebt aber überraschend. Es ist schwer, beschreibende Worte für diesen Abend zu finden. Es passiert nichts außer Musik. Die beiden Gitarristen sitzen auf ihren Hockern, die Gitarre auf dem Schoß, in der Bühnenmitte steht Tamaki Kunishi, hinter hier das Schlagzeug. Aber dieses Nichts reicht, um das Gebäude 9 von einem Jubelsturm zum nächsten zu ziehen. Das magische Momentum dieser Band ist enorm, nur selten erlebe ich ein Publikum, das seiner Band quasi geschlossen überall hin folgen würde. Auch ich kann ihrem Auftritt viel abgewinnen, selbst wenn ich zwischendurch das Gefühl hatte, dass es jetzt etwas zäh sei. Hibbelig wie mein Nachbar wurde ich nie.

Kontextkonzerte:
Mono – Dortmund, 23.03.2010

Schreibe einen Kommentar