Ort: Bürgerhaus Stollwerck, Köln
Vorband: Gost

HEALTH - Köln, 13.10.2024

Als ich gegen kurz vor neun Uhr im Bürgerhaus Stollwerck ankomme, laufen gerade die letzten Umbauarbeiten. ‘Oh gut, denke ich, ‘dann bin ich ja genau pünktlich‘, als um kurz nach 21 Uhr zwei Musiker die Bühne betreten. Genau so hatte ich es mir vorgestellt, die Vorband skippen und pünktlich zu HEALTH im Saal des Bürgerhauses zu sein. Vielleicht 15 Minuten vorher, um noch einen guten Platz zu bekommen, aber keinesfalls viel früher.

Der Plan scheint perfekt aufzugehen. Doch nach ein paar Minuten ist das Schlagzeug in der Bühnenmitte immer noch verhangen und zu den beiden Musikern kommt kein weiterer hinzu. Dabei sind HEALTH doch ein Trio, und wo bleibt der Gesang? Und seit wann tragen sie Masken? Meine Antworten auf die (rhetorischen) Fragen lassen sich irgendwie nicht mit HEALTH übereinbringen. Nach ein paar weiteren Minuten ist mir klar, dass hier gerade nicht HEALTH spielen, sondern die Vorband. Oder eine Vorband, ich fand mittlerweile heraus, dass es mehr als einen Opener an diesem Abend gibt. Wie heißen die noch? Ach so, Gost.
Gost sind ein Duo, Gitarre und Synthesizer, und machen Goth-Industrial-Metal. Ich denke, so kann ich das nennen. Mir sagt das nicht sonderlich zu, nach ein paar weiteren Minuten bin ich nicht mehr konzentriert. Ich scrolle nochmal durch die Webseiten und ja, HEALTH sind tatsächlich mit zwei Vorbands unterwegs. Scheinbar habe ich nur die erste Vorgruppe, Zetra, verpasst und bin pünktlich zur zweiten Vorband im Bürgerhaus Stollwerck gelandet. Schade.

HEALTH beginnen ein Stündchen später. Und damit zu spät, als dass ich ihr Konzert bis zum Ende sehen kann. Die Band aus L.A. habe ich seit ihrem 2009er Album Get color auf dem Schirm. Ich mochte damals ihre Mischung aus Indierock und Synthieklaengen und blieb hängen. „Die slow“ und „Death+“ waren seinerzeit Lieblingssongs. Noise-Rock. Danach machten HEALTH erstmal keine reguläres Album mehr. Erst 2015 und nach verschiedenen Auftragsarbeiten, Soundtrack- und Remix-Alben veröffentlichten sie mit Death Magic ihr regulär drittes Studioalbum. Da war ich schon lange raus aus dem HEALTH Kosmos, trug nur noch ab und an ihr T-Shirt, das damals der CD von Get color beilag. Nichtsdestotrotz ging ich auf ihre Konzerte. 2019 das letzte Mal, in Luxemburg. (Und dabei habe ich völlig vergessen, dass ich sie auch 2015 im Vorprogramm von Interpol im Palladium gesehen habe) Nun eben im Bürgerhaus Stollwerck, das sehr gut besucht, aber wohl nicht ausverkauft ist. Mittlerweile haben HEALTH ihr siebtes Album, Rat Wars, veröffentlicht und sind damit auf sogenannter Rat-based Warfare Tour.

Nach wie vor gefällt mir dieser Noise und die verhallte, hochgepitchte Gesangsstimme von Jake Duzsik. HEALTH spielen seit Jahren als Trio in unveränderlicher Besetzung; neben Jake Duzsik sind das John Famiglietti am Bass und Jared Miller am Schlagzeug.
HEALTH Konzerte sind wahre Lichtmonster. Oft ist die Bühne in gleißend weißes Bodenlicht gehüllt, oft steht der Saal in voller Beleuchtung. Strobo-Effekte (ich mag sowas ja überhaupt nicht) tun ihr Übriges. Licht ist für HEALTH ganz klar Teil der Musik. (Was für ein Unsinnssatz.) Nicht ohne Grund stehen sechs zusätzliche Leuchtenhalter im hinteren Bühnenbereich. Auf andere Effekte oder Bühnenschnickschnack verzichten sie dann allerdings. 
Das Konzert kommt mir überraschend melodisch vor. War das früher nicht mal anders? Ich erinnere mich an heftiges und krachendes Schlagzeugspiel, antreibende Beats und Gitarren. Die gibt’s natürlich immer noch, aber so ‘ruhig’ habe ich HEALTH nicht in Erinnerung. Die Songs klingen mitunter stärker nach Synth-Pop als nach maschinellem Noise-Rock und gefühlt gibt es mehr ruhige Passagen. Ich mag mich aber auch nicht richtig erinnern und Dinge vergessen haben.

Der Auftritt ist enorm kurzweilig. Obwohl ich habe länger kein HEALTH mehr gehört habe, fühle ich mich aber bei nahezu jedem Track heimisch. Das gelingt mir nicht oft bei Bands, die bei mir ein wenig nebenherlaufen und die ich nicht superstark verfolge. An diesem Abend klappt es gut, vielleicht auch deswegen, weil HEALTH einen eigenen, unverwechselbaren Sound haben. Irgendwas zwischen Manga und Metal. Laienhaft formuliert.

Kontextkonzerte:
HEALTH – Luxemburg, 22.03.2019 / Rotondes
HEALTH – Köln, 25.01.2015 / Palladium
HEALTH – Köln, 17.10.2009 / Gebäude 9
Berlin Festival 2009 – Tempelhof, 08.08.2008

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