Ort: Den Atelier, Luxemburg
Vorband: Trixi Whitley

Konzert,dEUS,Luxemburg,Den Atelier, Trixi Whitley,ReviewEigentlich reicht es doch jetzt mit The ideal crash dachte ich noch am Samstagvormittag. Eigentlich könnte ich auch noch das dEUS Konzert in Maastricht im Herbst mitnehmen, denke ich seit Sonntagvormittag. Was ist in den 24 Stunden passiert, dass sich meine Meinung komplett geändert hat? Die Antwort lautet: das dEUS Konzert im Den Atelier in Luxemburg. So einfach ist das.
Den kompletten Samstag über war ich hin- und hergerissen zwischen dEUS’scher Übersättigung und nicht-genug-bekommen. Auf der Hinfahrt zum Atelier konnte ich den zweiten Durchlauf von The ideal crash im Autoradio eigentlich nicht mehr ertragen. Schon wieder „Sister dew“, noch einmal „The magic hour“. Himmel, es reicht!
Doch dann war da das Konzert und es war genauso, wie ich es mir ausgemalt hatte: die Stimmung war besser und ausgelassener als in Köln, was wiederum auf die Band übersprang. dEUS lieferten einen prächtigen Konzertabend und spinne ich den Faden weiter und bedenke das Konzert am nächsten Samstag, dann sollte es nochmals eine Steigerung geben und dann ist es noch schwerer, der dEUS’schen Konzertübersättigung zu entkommen und kaufe mir tatsächlich Tickets für das Konzert in Maastricht. Frag mich am Samstag nochmal, nachdem sie „Instant street“ gespielt haben.

Trixi Whitley eröffnete erneut den Konzertabend und ich denke jetzt sehr sicher, dass ich mir ihr Konzert im Herbst im Studio ansehen werde. Ihre Mischung aus Blood Red Shoes, früher Heather Nova und – klingt blöd, ist aber mein Empfinden und ich kann das auch erklären – Billie Eilish machte wieder viel Spaß. Die Belgierin steht vor der Veröffentlichung ihres dritten Albums Lacuna und ich glaube, es ist ein gutes Album. Ihre zwischen R’n’B und Indie-Rock changierenden Songs gefallen mir.
Die Sängerin und ihr Schlagzeuger spielen wieder fünf, sechs Songs und erhaschen damit leider ein bissen weniger Aufmerksamkeit als im Gloria vor einer Woche. Die Geräuschkulisse aus dem hinteren Teil ist groß und stört zwischendurch sehr. Allerdings muss ich sagen, dass das den Atelier offen und hellhörig ist und somit vielleicht einzelne kleine Geräuschgruppen potenziert werden.

Dann dEUS. Wo liegt der Unterschied zum Konzert in Köln. Ich entdecke zwei Dinge: die Tanzgruppe fehlt (dafür ist auf der kleinen Eckbühne im den Atelier wirklich kein Platz mehr) und Tom Barman muss sich zweimal die Schnürsenkel seines linken Schuhs vornehmen und sie neu binden. Ansonsten, die gleichen 14 Songs in der gleichen Reihenfolge und in der gleichen Spielart. Klingt langweilig, ist es aber nicht!

Das Publikum kommt spät. Noch während der Pause zwischen Trixi Whitley und dEUS ist das den Atelier halb leer. ‘Ja, die Deutschen sind immer sehr früh da‘ entgegnet mir ein luxemburgischer Konzertgänger. Das stimmt wohl.
Nichtsdestotrotz, ausverkauft ist der Laden und spätestens um halb zehn spüre ich das auch. Es ist nun voll und warm. Und die Vorfreude steigt langsam an. ‘He, du bischt doch ein Kollesch vom Christoph.‘ Ein saarländischer Dialekt ist unüberhörbar. Ich muss kurz überlegen, ob ich die Clique vor mir kenne und erinnere mich dann langsam aber sicher.
Wir wechseln noch ein, zwei Worte bis das Saallicht ausgeht und die fünf Musiker die Bühne betreten. Wie ich es vermutet, die den Atelier Bühne ist zu klein für die Tanzgruppe. dEUS kommen allein, die Tanzgruppe hat an diesem Abend frei. „Put the freaks up front“, „Sister Dew“, der Ablauf ist klar und dEUS laufen warm. „The magic hour“ ist auch dieses Mal mein erster Climax.

There is room if you can trust
for anyone like us.

Ich bemerke gerade bei den letzten Strophen seit einigen Konzerten folgendes: immer stärker wird mir bewusst, wie schön „The magic hour“ ausklingt. So ruhig, so unaufgeregt und doch irgendwie emotional aufgeladen und unruhig. Tom Barman’s Stimme empfinde ich an diesem Abend in diesem Moment sehr präsent. Es mag aber auch schon immer so gewesen sein und mir ist es bloß nicht aufgefallen.

Mit „The ideal crash“ und – logo – „Instant street“ fügt sich der lauteste Konzertteil nahtlos an. „Instant street“ bietet erstmals ausgelassenen Jubel und ‘Dedededededada dedededededada‘ Chöre, wie ich sie bei einem dEUS Konzert seit ihrem Piasnite Auftritt nicht mehr erlebt habe. ‘Das mag ja im AB was geben‘, denke ich und bin auf einmal sehr begeistert.
Das eher balladeske „Magdalena“ im Anschluss ist ein Stimmungskiller. Schlagartig ist es ruhig im Saal. Wo eben noch Gehüpfe und lautes Mitsingen war, stehen wir nun andächtig lauschend. Ein starker Bruch, aber „Magedalena“ folgt auf The ideal crash eben nach „Instant street“. Da machste nix, wenn das Album in Reihenfolge auf deinem Programmzettel steht. ‘After heaven comes hell, or a kind of‘ leitet Tom Barman dann auch den Übergang ein, wohlwissend, dass er nicht ideal ist. „Magdalena“ ist aber zu gut, um komplett alle Luft aus dem Konzert zu nehmen. Wir jubeln innerlich, aber wir jubeln.

Bewundernswert nehme ich zur Kenntnis, dass dEUS auf mich nicht überspielt wirken. Bewundernswert deswegen, weil die Band seit Ende April immerhin 19 Konzerte gegeben hat. Da fände ich es nicht ungewöhnlich, etwas kaputt zu sein. Doch sie haben noch Bock, The ideal crash live zu spielen. Zwischenzeitlich habe ich nur den Eindruck, dass Tom Barman’s Stimme ein wenig angeschlagen ist. In den leisen Passagen krächzt es leicht und der Gesang klingt dünn. Vielleicht hat Tom Barman aber auch nur die falschen Effekte über den Stimmrekorder, der an seinem Mikrofonständer befestigt ist, eingestellt.

dEUS wollten The ideal crash spielen und sie haben erneut The ideal crash gespielt. Nach 14 Songs ist das Konzert vorbei. Qualität statt Quantität.

Kontextkonzerte:
dEUS – Köln, 06.05.2019 / Gloria
TaxiWars – Heerlen, 12.12.2017 /Nieuwe Nor
dEUS – Antwerpen, 10.02.2017 / Lotto Arena
dEUS – Gent Jazz Festival, 16.07.2016
dEUS – Ostende, 12.12.2015 / Kursaal
dEUS – PIAS Nites Festival Brüssel, 15.03.2014
dEUS – Köln, 28.11.2011 / Live Music Hall
dEUS – Köln, 11.10.2008 / Live Music Hall
dEUS – Melt! Festival, 18.07.2008
dEUS – Köln, 14.04.2008 / Kulturkirche Nippes

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