Ort: Gloria, Köln
Vorband: Trixi Whitley

dEUSEs besteht die Gefahr, dass ich mich in den nächsten Wochen wiederhole. Warum?
Nun, ich plane, in diesem Monat noch zwei weitere dEUS Konzerte zu besuchen und fürchte, viel anderes gibt es dann auch nicht zu berichten als das, dass das Konzert großartig war. Ach, ich werde einfach andere Adjektive benutzen – traumhaft, wunderbar, superschön -, dann fällt das nicht so auf. Denn nichts anderes können meine beiden nächsten Konzerte in Luxemburg und Brüssel auch werden: großartig. Mein The ideal crash 20th anniversary Tour Stalking beginnt im kleinsten Klub meiner dEUS Konzertreihe, dem Kölner Gloria. Es folgen später im Monat das Atelier und zum großen Finale das AB in Brüssel. Vom Kleinen ins Große, meine Steigungskurve verläuft in korrekter Richtung.

Wann haben dEUS eigentlich das letzte Mal in Köln gespielt? Es muss lange her sein. Auch Tom Barman hat Gedächtnislücken. ‘We played three times in Cologne, right? We played in a church, and what is the name of the other venue? This is our first time here, right?‘ Ich möchte lösen. In der Kulturkirche spielten dEUS zweimal innerhalb kurzer Zeit. Im April und im Oktober 2008. In der Live Music Hall, so der Name des ‘other venue‘ 2011. Es ist also tatsächlich schon einiges her, dass dEUS in der Stadt waren.
Die Jubiläumstour zum 20. Geburtstag (wie es bei Albumtouren oft so schön heißt) veranlasste die Band, sich mal wieder hier sehen zu lassen. Ich musste also nicht nach Belgien oder sonst wo hin, um die The ideal crash 20th anniversary Tour erleben zu dürfen. Mach ich aber natürlcih trotzdem.

dEUS spielen im Rahmen dieser Tour eine Vielzahl von Konzerten, die nahezu alle in Windeseile ausverkauft waren. In vielen Städten wurden gar Zusatzkonzerte in den Tourplan eingebaut. Unangefochtener Spitzenreiter in Sachen Zusatzkonzerten ist dabei das Ab in Brüssel. An sage und schreibe ACHT Abenden werden dEUS dort auftreten. Das muss erstmal eine Band schaffen! Wer bis dahin an der Bedeutung von  dEUS zweifelte, kann sich entspannt zurücklehnen. dEUS sind in der Tat eine große Band.
Und The ideal crash ist ein famoses Album! Als es 1999 veröffentlicht wurde, standen dEUS an einem Wendepunkt. Wichtige Gründungsmitglieder hatten die Band verlassen, der wüst-wilde durcheinandergehende Sound der ersten Alben verschwand immer mehr aus dem Klangbild. The ideal crash war vielleicht das erste Pop Album der Band, mit Struktur und einem roten Faden. Das rebellisch wilde Violinenspiel von Klaas Janzoon stand nicht mehr so stark im Vordergrund, stattdessen kamen die Gitarren; mal laut, mal akustisch, wie sie es schon in „Little arithmetics“ beim Vorgängeralbum In a bar under the sea andeuteten.
Aber es war nicht nur ein Wendepunkt, sondern es wäre beinahe auch ihr letztes Album gewesen. Erst nach sechsjähriger Pause ging es nach The ideal crash weiter. Erneut in einer anderen Bandbesetzung. Hießen vor 20 Jahren die Musiker neben Tom Barman und Klaas Janzoon, die einzig verbliebenen Urmitglieder, Craig Ward, Danny Mommens und Jules de Borgher, so sind es 2019 Stéphane Misseghers, Alan Gevaert und der erst vor einem Jahr hinzugekommene Gitarrist Bruno de Groote, der dem langjährigen Gitarristen Mauro Pawlowski folgte, die dEUS komplettieren. In dieser Band ist und bleibt es ein Kommen und Gehen.

Live merkt man das fast nicht. Alan Gevaert und Stéphane Misseghers spielen schon seit Mitte der 2000er Jahre Bass und Schlagzeug, dass ich beinahe kein dEUS Konzert ohne die beiden gesehen habe. Neugierig war ich auf den neuen Gitarristen. Und der fiel mir prompt negativ auf. Seine Stimme klingt deutlich anders als die seiner Vorgänger. Das irritiert mich und nimmt, so sehe ich das, viel vom Charme der The ideal crash Songs. Aber ich mag überreagieren.

dEUS spielen auf dieser Tour die Albumsongs in Reihenfolge; anders als zum Beispiel Built to spill, die auch just in diesen Tagen mit Keep it like a secret touren. Das bedeutet, dass die großen Hits relativ früh kommen. „Sister dew“, „The magic hour“, „The ideal crash“ und das alles überragende „Instant street“ sind nach der Hälfte des Konzertes durch. „Instant street“ erntet dabei zurecht Applaus auf offener Szene. Es ist einer der besten Songs, die ich kenne.
Kurz vor Schluss stutze ich auf. Song Nummer neun,  „Let’s see who goes down first“ ist mir gänzlich unbekannt. Es scheint, ich habe das Album nie ganz bis zum Ende gehört. Nach „Dream sequence #1“ verlässt die Band die Bühne. The ideal crash hat eine Spielzeit von 56 Minuten. In etwa so lang dauert das Konzert bis hierhin. Der Jubel ist groß. Aber wieviel mag jetzt noch kommen. Und vor allem, was? „Suds & Soda“, „Roses“. Die üblichen Verdächtigen werden der Band entgegengeworfen, als sie die Bühne wieder betreten. „Quatre mains“ folgt erstmal kommentarlos. Im Anschluss stellt Tom Barman das weitere Vorgehen klar:

We still do the ideal crash mood. Whatever that means.

Erstmal bedeutet das kein „Suds & Soda“, „Hotellounge“ oder andere Kamellen. Stattdessen spielen dEUS mit „Fell off the floor, man“ und „Nothing really ends“. Songs, die sie in den letzten Jahren nahezu immer live gespielt haben.
Nach „Nothing really ends“ muss ich los. Der Zug und so. Es sei aber eh der letzte Song, lies Tom Barman wissen. So recht glauben mag ich das nicht, da zu diesem Zeitpunkt erst eine gute Stunde Konzert erledigt war. Am Morgen lese ich dann, dass sie noch „Roses“ draufgesetzt haben. Nun gut.

Sie wollten The ideal crash spielen und dEUS haben The ideal crash gespielt. Nach 14 Songs ist das Konzert vorbei. Qualität statt Quantität. Ach ja, für eine fünfköpfige Band und acht TänzerInnen ist die Bühne des Gloria definitiv zu klein.

Kontextkonzerte:
TaxiWars – Heerlen, 12.12.2017 /Nieuwe Nor
dEUS – Antwerpen, 10.02.2017
dEUS – Ostende, 12.12.2015
dEUS – PIAS Nites Festival Brüssel, 15.03.2014
dEUS – Köln, 28.11.2011  Live Music Hall
dEUS – Köln, 11.10.2008  Live Music Hall
dEUS – Melt! Festival, 18.07.2008
dEUS – Köln, 14.04.2008  Kulturkirche Nippes

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