Ort: Luxor, Köln
Vorband: Precious Few

Destroyer,KonzertDer Tag nach dem Bataclan Anschlag war ein Samstag. Ich saß zuhause und überlegte die letzten Stunden, ob es klug, gut und richtig ist, den Abend im Kölner Luxor bei einem Konzert zu verbringen. Zu sehr beschäftigte mich das, was sich in Paris ereignet hat. Andererseits, ich hatte ein Ticket und es spielte nicht irgendwer. Es spielte meine damalige absolute Lieblingsband, deren Album Poison season ich rauf und runter hörte. Ja, ich freute mich wie Bolle auf Destroyer. Nachdem ich später am Tag die Thematik nochmals mit einem Freund am Telefon diskutiert hatte, entschied ich mich, ins Luxor zu gehen.
Es war ein gutes Konzert und es war eine gute Idee, das Konzert zu besuchen. Kurz danach sah ich Destroyer ein zweites Mal und ein weiteres Mal überzeugte mich das Bandensemble um Dan Bejar uneingeschränkt. So langsam wurde ich ein richtiger Fan, der sich auch darum bemühte, alle erreichbaren Livekonzerte der Kanadier zu sehen. 2016, vor ungefähr genau einem Jahr, sah ich Destroyer dann ein drittes Mal. Und was soll ich sagen? Der Yachtrock begeisterte mich erneut und so zögerte ich nur kurz, als ich über diesen Abend und das Destroyer Konzert nachdachte.
Klar, viermal in drei Jahren ist relativ oft, aber alle drei Konzerte waren toll! Warum also nicht einen weiteren tollen Abend hinzufügen?

Destroyer haben seit meinem letzten Konzert kein neues Material veröffentlicht. Zumindest habe ich nichts darüber gehört oder gelesen. Ich erwartete somit von diesem Abend altbewährtes und altbekanntes Material. Schlimm ist das nicht, denn allein Poison season hat Hits für zwei Konzerte. Und über eine gewisse Grundsubstanz von Ken, dem Nachfolgealbum, lohnt sich nicht zu streiten. Ich sag nur, „Sky’s grey“.

Nachmittags wurden Precious Few als Vorband benannt. Ich kenne die Band und die Sängerin, ihre CD Live at Luxor habe ich vor einigen Jahren nach einem famosen Auftritt vor Wedding Present im Gebäude 9 gekauft. Precious Few sah ich danach noch ein paar Mal und immer blieb ich angetan vom Gitarrenspiel Chris Wiegelmanns und der Stimme von Barbara Hoefgen im Konzertsaal zurück. Auch wenn ich an diesem Abend zu spät dran war, um das Konzert in voller Länge mitzunehmen, mein Applaus war groß und ich fühlte mich nach den ein, zwei Songs in meiner Vorahnung bestätigt: Precious Few passen gut zu Destroyer und ihre Songs sind weiterhin ganz großartig.

Vielleicht spielen sie ja auch „A savage night at the opera“,

dachte ich noch auf dem Hinweg. Also Destroyer, nicht Precious Few. Es gibt überhaupt keinen Grund, diesen Song nicht zu spielen. Er ist toll und live überwältigend. Es ist mein Lieblingslied. Einhundertprozentig! Es hat keinen Makel, es ist so glatt, so smooth (mir fällt leider kein passender deutscher Begriff ein), es ist ein Träumchen. Wer ihn nicht kennt, sollte ihn zwingend kennenlernen. Ich empfehle das Video, es ist von einfacher Eleganz und passt so gut zu dem Song, dass man vor dem Monitor dahinschmilzt. Also mir ergeht das zumindest so, wenn ich „A savage night at the opera“ (Video) sehe.

Nach anderthalb Stunden wurde ich mit „A savage night at the opera“ aus meinem Konzertraum gerissen. Ende, aus, vorbei. Ein schönes Konzert fand sein verdientes Ende.
Zuvor boten acht Mann auf der Bühne 90 Minuten lang ein wohltuend beruhigendes Gewusel, das mich mit offenem Mund zurückließ. Von „Sky’s grey“ bis zu „Dream lover“, von „Chinatown“ bis zum „Time Square“. Alles war wunderbar! Ich glaube, sogar ein oder zwei neue Songs waren im Set, zumindest kannte ich die beiden gitarrenlastigeren Stücke nicht. Oder ich habe sie nicht erkannt. Denn einiges klang anders als auf Platte. Dunklere Keyboards, gar ab und an ein Discobeat, mischten sich in die Songs. Und dann waren da eben diese gitarrigen Passagen, die ich von Destroyer so noch nicht gehört habe. Destroyer mit drei Gitarristen, das machte schon mächtig Eindruck.
Überhaupt fabrizierten die acht Musiker ordentlich Lärm. Schön aber, dass die Blasinstrumente trotzdem noch dominant und unschlagbar herausstachen. Allein die Querflöte in diesem einen Song gegen Ende des Konzertes war das Eintrittsgeld Wert.

Eine Band zwischen ihren Festivalauftritten in einen Klub zu locken, um sie vor schwitzender Meute Musik spielen zu lassen, ist sicher nicht leicht. Und vielleicht macht es auch der Band nicht immer Spaß, zwischen Festivals noch Klubgigs einzubauen. Sei es für die Beteiligten wie es ist, für mich ging die Rechnung auf. (Für den Veranstalter wohl eher weniger, das Luxor war leider nur gut zur Hälfte gefüllt.) Es war ein tolles Konzert!
Nenn‘ es Yachtrock, BlueNote Jazz, 80sPop oder einfach nur Indiemusik. Destroyer machten mir an diesem Abend viel Spaß und ich freue mich auf ein Wiedersehen.

Kontextkonzerte:
Destroyer – Düsseldorf, 19.11.2017 / Capitol Club
Destroyer – Primavera Sound Festival Barcelona, 02.06.2016
Destroyer – Le Guess Who? Festival Utrecht, 22.11.2015
Destroyer – Köln, 14.11.2015 / Luxor

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