Ort: MTC, Köln
Vorband: Yesterday shop

So, der Start ist gemacht. Das erste Konzert des Jahres liegt hinter mir. Es war früh dran, eher als die Jahre davor. Der Weihnachtsbaum liegt noch nicht richtig neben der Altpapiertonne um von der Gartenabfallbeseitungsabteilung der städtischen Müllabfuhr abgeholt zu werden, da sind bereits amerikanische Gitarrenbands in der Stadt.
Cymbals eat guitars heißt diejenige, die wir uns für unseren Konzertauftakt ausgesucht haben. Die New Yorker (und Philadelphia) veröffentlichten im letzten Jahr mit „Lenses Alien“ ein gutes, ach quatsch, ein sehr gutes Album, dass es quasi schon ein zwanghaftes hingehen-wollen war, das uns ins Kölner MTC trieb.
Cymbals eat guitars machen die Art von Indierock, die einen beim ersten Hören draußen stehen lässt. Ähnlich wie Trial of dead, Health oder Royal Bangs oder Parlovr haben auch CEG viele Ideen für einen Song. Und da es ihnen nicht gelingt, sich auf eine Idee zu einigen, müssen eben alle Ideen berücksichtigt werden. Das klingt auf Platte zuweilen undurchdringlich und launig, entwickelt sich jedoch von Hördurchlauf zu Hördurchlauf zu einem schönen durcheinander, in dem man immer mehr Melodien erhört. Live ist das mitunter Krach, Feedback, Geschreie. Und alles in laut. Letzteres spürte ich zwar nicht, man versicherte mir aber hinterher, dass es das war. Gedanken um mein Gehör mache ich mir aber erst mal keine, ich schieb es auf die Ohrstöpsel.
Also es war laut. Was war es denn noch?
Nun, es war überraschend leer im MTC. Bis auf die üblichen Konzertjunkies, die sich nach dem Ende der konzertlosen Weihnachtszeit sehnen und dann bei der erst besten Gelegenheit zum nächstbesten Konzert rennen, um ihre Abhängigkeit auszuleben, war nicht viel. Ein Jahrgangsstufenkonzert hätte mehr Zuschauer gehabt.
Dabei war es ein guter Abend, der durchaus mehr Zuhörer verdient gehabt hätte. Die Vorband, und seitdem ich im letzten Jahr viele merkwürdige Vorbands gesehen habe bin ich diesbezüglich noch skeptischer eingestellt, machte einen guten Job. Das gefiel uns und war ein Beginn nach Maß. Ihr, man sagt wohl zeitgemäßer moderner Gitarrenindie brachte schöne und melodiöse Momente, die ich gerne zwischen den Antlers, Wintersleep und Foals einordnen möchte. Eine interessante englische Band dachte ich, die mich dann dadurch überraschte, dass sie gar nicht von der Insel sondern von, naja nebenan, aus Berlin kommen.
Wie war noch ihr Name, die Ansage des Sängers hatte ich nicht mitbekommen. Irgendwas mit einem Wochentag. Ach, Yesterday Shop steht hier. Gut. Unterhaltsame 40 Minuten wurden somit noch vor Cymbals eat guitars auf der Habenseite verbucht.
Warum lief eigentlich die ganze Zeit die Klimaanlage, liebes MTC. Hattet ihr schon Hitzewallungen? Wolltet ihr es der amerikanischen Band so amerikanisch wie möglich machen und den „düsteren, brachialen Gitarrenwänden, kratzigen Akkordfolgen und locker gefügtem Klaviergeklingel“ (Homepagezitat verschiedener Musikmagazine) die kühle Ungemütlichkeit zukommen lassen, die es gar nicht braucht? Denn vier Mannen war es egal, ihre Bandshirts (Keyboarder Brian Hamilton scheint Fan der artverwandten Japandroids zu sein, Schlagzeuger Matthew Miller hält es eher mit den Pains of being pure at heart.) waren am Ende des Abends trotzdem angeschwitzt.
Vielleicht wollten die Klubinhaber auch nur die Band wach halten. Körperlich machten alle vier einen leichten Jetlag Eindruck. Ihre Augen wirkten müde.
Geistig waren Cymbals eat guitars bei ihrem ersten Clubkonzert in Deutschland jedoch auf der Höhe. Ihr Set entwickelte sich zu einer schönen Konfusität von Songs ihrer beiden Alben „Why there are mountains“ (erschienen 2009) und „Lenses Alien“. Zeitweise kam es mir vor, als ob sie nur noch einen Song in den nächsten fließen lassen würden, so langgezogen und wendungsreich waren einige Passagen des gut einstündigen Konzertes. Aber auch hier wurde ich später belehrt: Es sei schon immer jeweils einen Song gewesen.
Gut, wenn man Fachleute dabei hat.

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