Ort: De Groote Peel National Park, Heusden
Bands: Brown Horse, Gut health, Clap your hands say yeah

Misty Fields,2025,Clap your hands say yeah,Brown Horse,Festival

‘Oh, Clap your hands say yeah kommen auf Tour und spielen ihr Debütalbum Clap your hands say yeah.’
Eine durchaus interessante Nachricht, die ich vor einigen Wochen erzählt bekam. ‘Und wo spielen sie?’ Das ist jedes Mal meine reflexartige Gegenfrage, wenn wir über diese Dinge reden. ‘Paris, London, Bologna, Kopenhagen, Heusden, Madrid, Leffinge.’ Okay, ein paar Städtenamen sagten mir was. In Leffinge findet im September das Leffingeleuren statt. Und Heusden stellt sich nach einer Kurzrecherche als nächstgelegener Ort zum Misty Fields Festival heraus. Also ein Kurztrip an die Nordsee oder in die niederländische Provinz? Aus Gründen entschieden wir uns für die niederländische Provinz und eine gut 80-minütige Autofahrt zum Misty Fields.

Vor ein paar Jahren wollte ich dieses kleine Festival einmal besuchen. Vom Flair schien es mir interessant und damals war die Bandauswahl an einem oder zwei Tagen des insgesamt dreitägigen Festivals enorm gut. Irgendwie klappte es damals aber nicht. Nun war also Gelegenheit, dieses Festival wenigstens an einem Nachmittag kennenzulernen. 17 Euro kostet die Tageskarte, es gibt also wenig Argumente dafür, nicht hinzufahren.
Das Programm an diesem letzten Festivaltag abseits von Clap your hands say yeah klang für mich jedoch wenig interessant. Sehr früh vor Ort zu sein, war also nicht unbedingt lohnend. Einzig Brown Horse und Gut health, die die Slots vor Clap your hands say yeah innehaben sollten, klangen bei meinen Vorabrecherchen interessant. Na gut, dann lass uns gegen 18 Uhr da sein, interessiert zwei mir unbekannte Bands gucken, etwas essen und abschließend Clap your hands say yeah bewundern. Klingt nach einem Plan.

Misty Fields,2025,Clap your hands say yeah,Brown Horse,Festival

Es ist ein angenehmer Spätsommertag mit gutem Wetter. Das Misty Fields liegt am Rande eines kleinen Waldes, umgeben von Feldern. Ein Stück weit erinnert es mich an das Haldern Pop, das nicht weit von hier auf der anderen Grenzseite stattfindet. Insgesamt gibt es drei Bühnen: eine kleine Waldbühne und zwei größere Zeltbühnen. In einer dieser Zeltbühnen spielt als vorletzte Band des Festivals Clap your hands say yeah, auf der Waldbühne früher am Abend Brown Horse. Die dritte Zeltbühne nehmen dazwischen Gut health aus Down under in Beschlag. Ich komme also rum auf dem Festivalgelände. Das hat eine überschaubare Ausdehnung. Drei, maximal vier Fußballfelder groß schätze ich, daneben der Campingplatz und ein kostenloser Parkplatz. Beide weisen an diesem Sonntag bereits einige Lücken auf, es ist leicht, einen Parkplatz zu finden. Auf dem Ferstivalgelände ist nicht mehr allzu viel los. Es gibt viel Platz vor den Bühnen und drumherum. Scheinbar haben sich einige schon auf den Weg nach Hause gemacht. Umso praktischer für uns, die Atmosphäre ist dadurch – und auch wegen des wenig anstrengenden Wetters – angenehm entspannt und unaufgeregt. Ein bisschen a-typisch für ein Festival, kommt es mir in den Sinn.

Brown Horse eröffnen meinen Nachmittag. Und es kann keine passende Bühne für die Americana/Folk-Sounds der britischen Band geben als die kleine Außenbühne mitten im Wald. Das Sonnenlicht steht tief, sorgt für entspannte Lichtbrechungen und eine angenehme Atmosphäre. Dazu sanfte Steelguitar Klänge, hier und da eine leichte Yachtrock Gitarre. Alles völlig unaufgeregt. Brown Horse beeindrucken mich. „Corduroy Couch“ und noch ein, zwei, drei andere Songs gefallen mir. Zwei Alben gibt es von der Band aus Norwich. Ich höre später mal intensiver rein…

Gut health sind mir danach zu schwierig. Ihr Dance-Punk sagt mir nicht sonderlich zu. In ihrer Heimat dagegen scheinen sie das nächste große Ding zu sein.

The dance-punk band were nominated not once but twice at the 2025 Rolling Stone Australia Awards, including for Best New Artist. Put on their debut album Stiletto for just three minutes and you’ll understand. That’s roughly how long it takes to play the thrilling opener “Uh oh”, which begins as Gut Health mean to go on: all explosive energy, excitable sprechgesang, and some of the best dance-punk hooks since the mid-2000s.

beschreibt der australische Rolling Stone die Sachlage um die Band. Ich gestehe, ich habe Gut health nicht verstanden.

Dann wird es langsam Zeit für Clap your hands say yeah. Das Zelt de Mist füllte sich allerdings nur langsam. zwischendurch hatte ich leichte Befürchtungen, dass es verdammt leer vor der Bühne bleiben wird. Doch pünktlich zu Konzertbeginn kommen alle verbliebenen Festivalbesucher und schauen vorbei. Vielleicht finden sich 400 Leute ein. Ich denke, das ist eine Anzahl, die Clap your hands say yeah 2025 gerecht wird.
Vor 20 Jahren, als sie ihr Debütalbum veröffentlichten, war das anders. Da wurden sie zu einer der meistbeachteten Bands New Yorks. Songs aus ihrem ersten Album liefen in VISA und Xbox Werbungen und waren ein gern genommener Soundtrack in coming-of-age Filmen. Clap your hands say yeah waren eine der Bands der Stunde. Und sie waren ein großer Internethype. Das selbstproduzierte Album verkauften sie selbst und stellten Songs kostenfrei ins Internet. Das funktionierte, die Band wurde schnell zu Lieblingen in der damals noch sehr einflussreichen Welt der Blogger-Szene. Und sie hatten gute Songs.
Wer es vergessen haben sollte: ihr Debüt hat mit „In this home on ice“ und „The skin of my yellow country teeth“ zwei veritable Indiehits. Nicht ohne Grund verglich man sie mit Arcade Fire. Die schrulligen Melodien, die Yangle Gitarren, die umherflimmernden Synthieklänge und dieser sonderbare Gesang hatten Charme. Clap your hands say yeah waren damals punktgenau im musikalischen Zeitgeist unterwegs. Übrigens auch noch später, als sie mit „Satan said dance“ einen der ersten Indieelectronic Hits ablieferten.

Wenn man das Album, oder genauer diese beiden Songs, hört, hat es auch heute, 20 Jahre später, nichts von seiner Zeitlosigkeit verloren. Ich frage Gemini, wie das Album aktuell bewertet wird. Die KI antwortet folgendes:

Das Debütalbum Clap Your Hands Say Yeah wird heute überwiegend positiv bewertet und gilt als einflussreiches Werk des Indie-Rocks aus den 2000er Jahren, das durch seine rohe Energie, den einzigartigen Gesang von Alec Ounsworth und die DIY-Ästhetik bekannt ist. Viele Kritiken und Fans schätzen es als eines der besten Alben des Jahrzehnts, das den Sound des Indie-Rocks maßgeblich mitprägte. Viele betrachten es als ein Schlüsselwerk, das den Sound des Indie-Rocks in den 2000er Jahren mitdefinierte und eine neue Generation von Bands inspirierte.

Und:

Obwohl der Gesang oft als Alleinstellungsmerkmal gelobt wird, finden manche Hörer ihn auch gewöhnungsbedürftig oder anstrengend.

Hihi, das war auch mein damaliger Eindruck. Auch mich nervte irgendwann die auffallende Kopfstimme von Alec Ounsworth. Allerdings nicht an diesem Abend. Der Sound ist nicht ganz so toll ausgesteuert, der quäkende Gesang daher eher zart und wenig dominant.

Ich denke, das sind gute Gründe, sich noch einmal etwas intensiver mit Clap your hands say yeah zu beschäftigen und sich das Album nochmal live in einem Konzert anzuhören. Mittlerweile ist Alec Ounsworth der einzig verbleibende Musiker der ursprünglichen Formation von Clap your hands say yeah. Seine vier Mitmusiker aus der damaligen Zeit sind längst ausgestiegen. Nach dem dritten Album Hysterical verließen Robbie Guertin und die Brüder Lee und Tyler Sargent die Band. Sean Greenhalgh folgte ein paar Jahre später.

Zu viert kommen sie auf die Bühne. Wer aktuell seine Mitmusiker sind, kann ich nicht sagen. Ich vermute, es sind Tourmusiker, da mittlerweile Alec Ounsworth das Projekt Clap your hands say yeah ist. Eine Stammband gibt es wohl nicht. Zuletzt war er gar Solo unter dem Namen Clap your hands say yeah unterwegs. Die Band spielt das Album in Reihenfolge, sie lassen aber „Sunshine and clouds“ sowie „Blue turning grey“ aus. Warum das so ist, weiß ich nicht. Zeitgründe aufgrund des engen Festivalslots können es nicht sein, denn nach den Albumsongs spielen sie noch zwei Songs vom 2017er Album The Tourist, sowie „Ketamine and ecstasy“ vom Hysterical Album und ihren großen Hit „Satan said dance“, mit dem seit eh und je Clap your hands say yeah Konzerte enden.
Wie gesagt, der Sound ist so mittel. Zumindest an meinem Standort. Ich höre viel Gitarrenbrei und wenig Gesang. Seine Zwischenansagen höre ich quasi gar nicht. Aber egal, die Stimmung im de Mist ist gut und das Konzert macht Spaß. Die Hauptsache. Gerade bei den Hits, deren Wiedererkennungswert auch 20 Jahre später ungebrochen ist, schwappt die Laune direkt nach den ersten Tönen in Richtung ausgelassen. Ab und an höre ich gar ein rhythmisches Mitgeklatsche („The skin of my yellow country teeth“). Wow, so viel Begeisterung hätte ich nicht erwartet. umso schöner, dass es so ist, wie es ist. Nach knapp 40 Minuten ist das Album durch. Nach Programm bleiben noch gut 20 Minuten. Die füllen Clap your hands say yeah erstmal mit einem Cover. Die Band verlässt die Bühne und Alec Ounsworth spielt solo an der Gitarre „You can’t put your arms around a memory“ von Johnny Thunders. Das spielt er öfter, wie eine Internetrecherche ergibt. Danach kommt die Band zurück und es folgen „Fireproof“, „Ketamine and ecstasy“ und  „A chance to cure“. Aber kein Clap your hands say yeah Konzert ohne „Satan said dance“. Am Bühnenrand stehend hält Alec Ounsworth das Mikro in den Raum und alle singen ‘…said dance’.

Ein schönes Ende eines sehr guten und unterhaltsamen Konzertes.

Misty Fields,2025,Clap your hands say yeah,Brown Horse,Festival

Setlist:
01: Clap your hands!
02: Let the cool goddess rust away
03: Over and over again
04: Details of the War
05: The skin of my yellow country teeth
06: Is this love?
07: Heavy Metal
08: In this home on ice
09: Gimmie some salt
10: Upon this tidal wave of young blood
11: You can’t put your arms around a memory
12: Fireproof
13: Ketamine and ecstasy
14: A chance to cure
15: Satan said dance

Kontextkonzerte:
Clap your hands say yeah – Köln, 16.07.2018 / Gebäude 9
Clap your hands say yeah – Reeperbahnfestival Hamburg, 22.09.2017
Clap your hands say yeah – Köln, 14.09.2011 / Gebäude 9

Schreibe einen Kommentar