Ort: Gebäude 9, Köln
Vorband: Meursault

Clap your hands say yeah - Köln, 14.09.2011

Wenn Clap your hands say yeah nicht ihr erstes Album hätten, dann wäre das nichts geworden. So kann ich das Konzert im Gebäude 9 auf den Punkt bringen. Die New Yorker Band war nach langen Jahren wieder in der Stadt und da an diesem Abend der blöde Fußballverein in der Championsleague spielte, hielt mich in den heimischen vier Wänden nur sehr wenig.
Um ehrlich zu sein, bis vor wenigen Wochen dachte ich, Clap your hands say yeah gäbe es gar nicht mehr. Ihr letztes Album Some loud thunder, bereits deutlich schwächer als das Debüt, erschien 2007 und kam mir seinerzeit bereits wie ein Abgesang vor. So war es logisch, dass die Band aus meinem Gedächtnis verschwand und wahrscheinlich nie wieder aufgetaucht wäre, wenn ich nicht ihre Konzertankündigung gelesen hätte. Dass sie ihr drittes Album bereits veröffentlicht haben, ach Gott, das darf man verschwitzen.
Und so saß ich im Auto und machte das, was ich sonst nie bis sehr selten auf Konzerthinfahrten mache: ich höre ein Album der Konzertband. In diesem Fall war das jedoch notwendig, denn ich musste mir die Erinnerung an die Clap your hands say yeah Songs ins Gedächtnis zurückholen. Zu lange hatte ich ihr erstes Werk Clap your hands say yeah nicht mehr gehört. Es ist ein überragendes Album. Immer noch.
2005 waren Clap your hands say yeah das große Ding. Ihr Konzert an gleicher Stelle ausverkauft und die Musikblogs (so was gab es damals schon) überschlugen sich. Wie las man überall: David Bowie mag sie! Und auch ich war seinerzeit im Gebäude 9 und schrieb kurz danach folgendes:

„CYHSY sind die neuen Lieblinge der Alternative-Scene, weil sie direkt einen alternativen Weg in die Musikszene genommen haben (über das Internet), weil sie alternativ aussehen (eine Art No-Look) und weil der Sänger singt wie David Byrne. Und es war ein nettes Konzert, die Bühne voller roter Luftballons in einem proppenvollen Gebäude 9. Neben den Songs der CD gab es ein paar neue Sachen, die durchaus interessant klangen.
Vielleicht war ich auch einfach nur etwas müde, so dass sich die spontane Euphorie nicht so recht einstellen wollte, allen anderen scheint es jedenfalls gut gefallen zu haben. Andererseits gibt es Musik, die einen berührt, und Musik die eher an einem vorbeiläuft. Bei CYHSY ist es nicht die Liebe auf den ersten Blick gewesen, eher Neugier aufgrund des Internet-Hypes, und wahrscheinlich wird es die große Liebe auch nicht werden. Aber das hat nichts mit der Qualität der Musik zu tun, eher so gar nicht.
Manchmal ist es auch etwas anstrengend, neue und interessante Sachen mögen zu wollen, die sich nicht sofort ins Herz spielen. Und vielleicht sollte man es dann auch lassen. Andererseits verdient jeder eine weitere Chance, so dass ich mir die CD in ein paar Wochen noch mal ein paar Mal hintereinander auf meinem mp3-player geben werde.
Abgesehen davon möchte ich an dieser Stelle bemerken, dass das Leben sowieso immer anstrengender wird, und das mag mit dem Älterwerden zusammenhängen, auch wenn man das nicht so gerne hört.“

2011 hat sich die Sachlage geändert. Clap your hands say yeah sind nicht mehr das große Ding. Das Gebäude 9 war bei weitem nicht voll, als Alec Ounsworth, Robbie Guertin, die Brüder Lee Sargent und Tyler Sargent sowie Sean Greenhalgh die Bühne betraten. Ich war sehr gespannt auf ihren Auftritt, erwartete allerdings nicht allzu viel. Hysterical kannte ich noch nicht, mir wurde jedoch vorher gesagt, dass ich die neuen Songs eindeutig daran erkennen werde, dass Alec Ounsworth nicht mehr mit seiner typischen, kopfigen Talking Heads Stimme singt. Aber sang er denn überhaupt? Vorne links hörten wir seine Stimme kaum. Schlecht ausgesteuertes Mikro oder einfach nur säuselnder Gesang. Ich entschied, letzteres anzunehmen.
Clap your hands say yeah eröffneten mit bekanntem. Nach dem plinkernden „Sunshine and clouds (and everything proud)“ kamen „Over and over again“ und „Gimmie some salt“ vom Debütalbum (die drei hatte ich vorher noch im Auto gehört), nur kurz unterbrochen von einem neuen Stück.
Nach dem zweiten neuen Stück „Hysterical“ war die Grundstimmung des Konzertes deutlich: die alten Songs wurden begeistert aufgenommen, die neuen deutlich reservierter. Oder anders formuliert: Hätten Clap your hands say yeah nicht ihre alten Gassenhauer, es wäre ein sehr stimmungsflauer Abend geworden.
Was geht und was nicht geht, scheinen auch die New Yorker genau zu wissen. Knapp ein Drittel der Setlist bestand aus neuen Songs. Ich bin noch unentschlossen, Hysterical, das Album, muss ich mir in den nächsten Tagen mal in Ruhe anhören, um es einordnen zu können. Und so hangelten sich Band und Publikum von einem alten Hit zum nächsten. Das diese Songs wie „Satan said dance“ (wurde beim Wort genommen) immer noch zünden, fand ich bemerkenswert. Generell herrschte unter dem Publikum ein hoher Mitwippfaktor. Allerdings versprühten Clap your hands say yeah live diesen gewissen sympathischen Relaxtseins- Charme, der es einem auch sehr leicht macht, die Band zu mögen. Und bei Musik von Menschen, die man mag, muss man eben mittanzen.

Was bleibt: Die neuen Clap your hands say yeah Songs müssen genauer erkundet werden, die alten öfter „wiederentdeckt“ werden.
Es war ein gelungenes Konzert. war es ein gelungenes Konzert. Witzig und unterhaltsam wurde es durch Randnotizen: der gelangweilte Blick des Drummers auf die Uhr während einer Schlagzeugpause, der schweifende Blick eines Lee Sargent durch das Publikum, an dem man seine Gedanken über die einzelnen Besucher ablesen konnte, der Augenflirt von Robbie Guertin mit dem Mädchen aus Reihe eins, die alle Songs kannte und eifrig mitsang und mithüpfte.

Clap your hands say yeah!

Die schottischen Meursault waren Vorgruppe. Früh waren sie dran, lange vor dem so etablierten, offiziellen 21 Uhr Beginn. Dafür spielten sie dann eine gute dreiviertel Stunde.
Einige sagen, es sei eine großartige Band. „Aber es gibt auch Songs mit Banjos gibt?“ sage ich zurück. Zwei oder drei haben sie davon gespielt.
Naja, in anderen Songs sah ich sehr wohl schöne und ausufernde Gitarrenmomente. Auch wenn diese zeitweise sehr nach U2s „Where the street have no name“ und Simple Minds „Biko“ klangen, waren das die guten Meursault Augenblicke. Die Referenzen, die jedoch nun wirklich nur sehr sporadisch gelten, verzeihe ich gerne, Meursault sind eben eine britischen Gitarrenband traditioneller Art. Da kann so was schon mal passieren.
Ich hörte jedoch auch gleichgültig langweiliges. Das waren die Momente, in denen die Cowboystiefel des Sängers zum Banjo passten. Beides Dinge, die ich nicht mag.

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