Ort: Blue Shell, Köln
Vorband: Pinkwash

Waxahatchee

Es war ein wundervolles Konzert!
Als ich vor einigen Jahren ein Feature über Katie Crutchfield alias Waxahatchee im Kulturprogramm auf arte gesehen hatte, habe ich mir Tage später direkt das damals aktuelle Album Cerulean Salt gekauft. Nichtwissend, dass ich im Kaufrausch eine Sonderedition bestellte, die neben Cerulean Salt auch noch American Weekend (das Vorgängeralbum und Debüt der ehemaligen P.S. Eliot Sängerin) mitgekauft hatte. Umso grösser war meine Freude, als ich das Paket öffnete und sich die CD als 2-CD Boxset entpuppte.
Im Nachhinein muss ich sagen, welch großartiger Glücksgriff. Beide Alben sind verdammt gut und ich hörte sie in der Folgezeit sehr oft und ausgiebig rauf und runter. Ich war begeistert von den LoFi-Sounds der Singer-Songwriterin aus dem amerikanischen Niemandsland des Bundesstaates Alabama nahe dem Fluss Waxahatchee.
Waxahatchee verzaubert mich dabei mit ganz einfachen Mitteln: einer zauberhaften Stimme und schöner Akustikgitarre. Mehr braucht es manchmal einfach nicht.
Ich sehnte förmlich ein Konzert herbei. Diese Frau musste ich auf einer Bühne vor mir stehend sehen.
Zu Beginn des Jahres veröffentlichte Waxahatchee ihr drittes Album Ivy Tripp und um diesen Termin herum spielte Katie Crutchfield tatsächlich ein paar Konzerte in Mitteleuropa. Also in Berlin und Brüssel. Wir fuhren zum nächstgelegenen Ort nach Brüssel, es war ein beinahe Solokonzert. Katie Crutchfield stand nur mit ihrer Schwester Allison auf der kleinen Bühne der Witloof Bar im Brüsseler Botanique, spielte in der Hauptsache alte Stücke und ein, zwei neu Songs des damals noch unveröffentlichten Albums Ivy Tripp. Es waren schöne und begeisternde 45 Minuten und als sie im Laufe des Konzertes versprach, im Sommer erneut auf Tour zu kommen – dann mit einer Band – beschloss ich, dass dies ein Fixtermin im Konzertkalender des Jahres 2015 werden wird. Die Aussicht auf ein Bandkonzert war da eher nebensächlich, ein erneuter Soloauftritt wäre auch okay gewesen. Es ging einfach nur darum, Waxahatchee nochmal zu sehen. Gehört hatte ich sie bis dahin oft genug!
Das neue Album Ivy Tripp ist die logische Konsequenz der Vorgänger. Der charmante do it yourself weicht zurück, die Melodien werden ein wenig ausladender und der Gesang kommt mir selbstbewusster vor. Ja, man könnte sagen, das dritte Waxahatchee Album ist ihr eingängigstes, es könnte ein Türöffner zu einer größeren Karriere werden. Ivy Tripp enthält viele gute TV-Serien Songs.

So stand ich also im Blue Shell. Überraschenderweise war der Laden nicht so voll wie erwartet. Gerade weil ich Ivy Tripp als Waxahatchees Durchbruchalbum ansehe, hätte ich mir Publikum erwartet. Kann doch nicht sein, dass sich die Qualität der Platte nicht rumgesprochen hat, oder?! Die Menschen verstehe einer.
Waxahtachee im Bandformat bedeutet, dass neben Schwesterherz Allison Crutchfield noch eine weitere Gitarristin, ein Gitarrist und die Schlagzeugerin Ashley Arnwine, die zuvor bereits in der Vorband Pinkwash getrommelt hatte, das Bandgefüge bilden. In Summe also drei Mal Gitarre, ein Bass und das Schlagzeug.
Nach einem eher ruhigen, country-esken Eröffnungssong spielten die fünf „Under a rock“. Warum erwähne ich das? Nun, es ist mein absoluter Lieblingstitel der aktuellen Scheibe und so hatte sich bereits nach diesen fünf, sechs Minuten das Konzert für mich gelohnt. Ich hatte mir sehr gewünscht, Under a rock an diesem Abend zu hören. Nun war es da, und es war großartig.
Ab diesem Moment fiel ich in eine Art Trancezustand. Der ruhige Gesang, mal alleine, mal im Duett mit Schwester Allison, die nicht allzu aufdringlichen Gitarren, das entspannte Tempo des Schlagzeugs ließen den Konzertabend förmlich in Watte gepackt dahingleiten. Ecken und Kanten, die gab es nicht, und wenn ja, dann hörte ich sie nicht heraus. Die wenigen älteren Stücke leisteten im Bandvortrag erstaunliches. Ich hörte keine Sprünge zwischen alt und neu, alles passte verdammt gut zusammen. Entsprechend überrascht war ich, als irgendwann die letzten beiden Songs angekündigt wurden. Wie, dachte ich, die haben doch gerade erst angefangen zu spielen. Hab ich Songs verträumt? Nein, natürlich habe ich das nicht, nur wenn die Minuten so dahinfließen, vergeht Zeit viel schneller. Und von mir unbemerkt hatten Waxahatchee zu diesem Zeitpunkt bereits ein gutes Dutzend Stücke gespielt. Puh! Bei einer durchschnittlichen Songlänge von 2 Minuten 30 ist eine halbe Stunde aber auch viel.

Die Zugabe spielte Katie Crutchfield alleine. Und die war perfekt. Erst „Tangled envisioning“ vom zweiten Album Cerulean Salt, mein zweiter Waxahatchee Liebling, und sei dies noch nicht genug des Glücks, kam zum Konzertabschluss noch „Noccalula“, dieser Walzerschinken, den ich irgendwie wegen der Textzeile „I have Waxahatchee creek“ sehr großartig finde.
Bestens!

Im Nachgespräch zum Konzert gab es unter uns dann auch keine zwei Meinungen. Es war ein wunderbarer Abend! Punkt.

Kontextkonzerte:
Waxahatchee – Brüssel, 31.01.2015 / Botanique

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