Ort: MTC, Köln
Vorband: Dizzy

Rolling Blackouts Coastal FeverIch kann mir diesen sperrigen Bandnamen einfach nicht korrekt merken. Rolling Back Coastal, Rolling Coastal Blackout, Rolling Blackout Coastal Fever.
Rolling Blackouts Coastal Fever. Abgekürzt lese ich auch oft Rolling Blackouts CF, was auf mich wie ein Fußballvereinsname wirkt. Rolling Blackouts Coastal Fever sind eine australische Band, von deren Existenz ich ehrlich gesagt bis vor ein paar Wochen nichts wusste. Erst zur Vorbereitung auf das BIME Live Festival kam mir das Quintett unter die Augen. Nach ein paar Anspieltipps war klar, dass es durchaus interessant sein könnte, sich die Jungs anzusehen. Und obwohl ich am Festivalsamstag nur die Hälfte ihres Auftritts mitbekommen hatte, war ich geflasht. Ich hatte spontan eine neue Lieblingsband.
Gute Gitarren, eine Note Unaufgeregtheit, diese bestimmte Art Verspieltheit und Unbekümmertheit ließen mich ein wenig an Pavement denken. Musikalisch sind Rolling Blackouts Coastal Fever dagegen weit entfernt von der besten Indieband aller Zeiten. Die Australier setzen mehr auf poppigen Indie Rock als auf Slackergitarren und damit Australien erneut auf meine Musiklandkarte. In der näheren Vergangenheit schafften das nur die feine Courtney Barnett, Silverchair und Garageland. Obwohl, kamen die nicht aus Neuseeland? Ach wurscht.

Der Sound von Rolling Blackouts Coastal Fever ist geprägt von der Unnachgiebigkeit von Radio Birdman, der Pop-Alphabetisierung der Go-Betweens und der ungestümen Energie der Easybeats, geteilt durch den Glauben von Courtney Barnett, dass Gitarren nicht nur entscheidend für die Botschaft sind, sondern auch sehr gut die Botschaft sein können. Lockere Hooks, catchy Gitarre, feine Melodien und intelligente Lyrics, die die witzige Weisheit der Australier wieder einmal unter Beweis stellen, kennzeichnen die Klangwelt. (Facebook Eventseite)

Noch rechtzeitig nach dem BIME bekam ich mit, dass Rolling Blackouts Coastal Fever, benannt hat sich die australische Band aus Melbourne übrigens nach einer riesigen Tagebau-Mine in der australischen Wüste, im Kölner MTC einen kleinen Gig spielen. Also klein im Sinn von ‘keine große Festivalbühne‘.

Nichts wie hin!
Dachte nicht nur ich. Das MTC ist überraschend gut gefüllt. Ich war eher davon ausgegangen, dass Rolling Blackouts CF nicht wirklich bekannt sind; ein Trugschluss. Vor Konzertbeginn hörte ich, dass die Band auch in Haldern gespielt hat. Ihr Auftritt dort muss Spuren hinterlassen haben.
Im Juni veröffentlichten sie ihr Debüt Hope Downs, nachdem sie zuvor zwei EP‘s an den Start gebracht hatten. Da erwarte ich nicht unbedingt eine 17 Songs umfassende Setlist. Die gab es aber und somit ein nahezu ‘ausgewachsenes‘ Konzert. Das kommt auch dadurch zusammen, weil die Band der drei Songschreiber Tom Russo, Fran Keaney und Joe White Ende des Jahres ein neues Album veröffentlichen, und sich an diesem Abend neue Songs („Razors edge“) auf der Setlist wiederfanden.

Normalerweise stehe ich nicht sonderlich auf langgezogene Gitarrenparts, an diesem Abend springe ich aber voll drauf an. Es war toll, den drei Gitarren (die drei Songschreiber sind auch die drei Gitarristen) und dem Bass zuzuhören. Das machte ordentlich Druck und ließ die Songs viel rockiger rockiger rüberkommen als auf Platte.
Neben den drei Gitarristen gehören noch Joe Russo (Bass) und Marcel Tussie (Schlagzeug) zur Band. Es ist also voll auf der kleinen MTC Bühne und die Musiker müssen Acht geben, dass sie sich bei ihren Gitarrenschwenks nicht in die Quere kommen. Das gelingt ihnen.

Leider bleibt mir nach Konzertende der Kauf einer CD verwehrt. Alles ausverkauft, ließ man mich wissen. Schade, aber nicht zu schlimm. Hope Downs erscheint auf SubPop, nicht auf irgendeinem exotischen australischen Label, an das man nicht rankommt.
Eine Platte oder ein Tape könne ich haben, informiert man mich noch. Aber was soll ich denn bitte damit?

 

Ein Wort zur Vorband. Dizzy sind eine kanadische Indiepopband um die noch sehr junge Sängerin Katie Munshaw. Sie hat eine tolle Stimme und wenn alles planmäßig verläuft, wird sie nicht nur ein paar Disney Club Auftritte haben, sondern wir werden ihre Popsongs alsbald auch in us-amerikanischen Teenie- und Twenserien bewundern können. Von Dizzy werden wir noch hören. Versprochen. In Kanada – lese ich in ihrem Twitter Profil – supporten sie die nächste Tour der Stars. Ich sag mal, das passt.

Setlist:
01: The Hammer
02: Clean slate
03: Wither with you
04: Talking straight
05: Sister’s Jeans
06: Sick Bug
07: Razors edge
08: An Air Conditioned man
09: Colours run
10: Exclusive grave
11: Bellarine
12: Julie’s place
13: Mainland
14: Fountain of good fortune
15: French Press
Zugabe:
16: Time in common
17: Wide eyes

Kontextkonzerte:
Rolling Blackouts Coastal Fever – BIME Live Festival Bilbao, 27.10.2018

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