Ort: Bumann & Sohn, Köln
Vorband: –
Repetitor sind in Deutschland relativ oft unterwegs. Meine nachmittägliche Recherche ergab für nahezu jedes der letzten vier Jahre Konzerttermine der serbischen Postpunk Band. Komisch, dass sie mir da nicht früher über den Weg gelaufen sind und ich die Band erst vor ein paar Wochen zum ersten Mal gehört und gelesen habe. Also eigentlich mehr gelesen als gehört, wenn ich ehrlich bin. Ein, zwei Songs gönnte ich mir; mehr angetan hatten es mir die Konzertberichte und Tipps, die das Trio in den höchsten Tönen loben.
Daher ist es schon eine Frage wert, warum ich mich an diesem Tag aufmache, um ihr Konzert im Kölner Bumann & Sohn anzusehen. Denn, und das als Ergänzung, so ein richtiger Punkrocker bin ich gar nicht. Ich mag zwar Gitarren, laute Gitarren und eine Spur Post-Irgendwas, aber das ganz wilde Dings ist dann doch nicht meins.
Worin liegt nun mein Reiz an diesem Konzertbesuch? Reichen nicht zwei Konzertbesuche pro Woche, dass ich mir ein drittes noch antun muss? Oder ist es genau das? Repetitor, eingepackt zwischen den FACS und Rolling Blackouts CF geben mir die Gelegenheit, eine nahezu astreine Konzertwoche hinzulegen. Vordergründig klingt das nach einem absoluten Unsinnsgrund, aber ein bisschen was, und ich kenne mich, ist da schon dran. Natürlich in Verbindung mit der Neugierde, mir selbst ein Bild von den enthusiastisch gefeierten Konzerten von Milena Milutinović, Ana-Marija Cupin und Boris Vlastelica zu machen. Und so gänzlich mies kann es nicht werden, dass Bumann & Sohn bietet ein grundsolides Programm, das mich auch bei mir unbekannteren Bands nicht zweifeln lässt.
Bands aus dem östlichen Teil Europas sehe ich nicht oft. Woran das liegt, weiß ich nicht. Bisher stehen hier nur Motorama aus Russland und Bernays Propaganda aus Mazedonien in meinen Konzertakten. Ein Umstand, der sich mal ändern könnte!
Repetitor bieten dazu eine hervorragende Gelegenheit. Drei Alben scheint die Band aus Belgrad seit 2008 veröffentlicht (Sve što vidim je prvi put, Dobrodošli na okean, Gde ćeš) zu haben, zumindest entnehme ich das dem sehr umfangreichen Merchstand, und sie spielt an diesem Abend zum ersten Mal in Köln.
Als ich das Bumann & Sohn betrete, ist die Stimmung erwartungsfroh. Aus dem Stimmengewirr um mich herum entnehme ich, dass einige Landsleute Repetitors anwesend sind. Insgesamt ist der Saal angenehm gefüllt und gemeinsam schauen wir vor Konzertbeginn der Schlagzeugerin Milena Milutinović bei ihren Aufwärmübungen zu. Ein bisschen Schulterkreisen, ein wenig Armstretching. Später wird sie mich an den jungen Dave Grohl erinnern, so wild trommelt sie auf ihre Becken. Die anderen beiden halten sich da raus. Ihre Aufwärmübungen sind die ersten beiden Songs, dann sind auch sie auf Betriebstemperatur. Und wie! Ana-Marija Cupin am Bass zeigt die irrsten Körperdehnungen, spannt ihren Rücken wie bei einem Limbo und schafft es bei all dem immer noch, den Bass am Laufen zu halten. Der schlaksige Boris Vlastelica ist ein Derwisch der anderen Art. Wild springt er auf die Boxen, läuft durch‘s Bumann und zieht auch sonst durchs eine abstrakten Bewegungen die meisten Blicke auf sich. Oh ja, es ist eine wahnsinnige Liveshow, die die drei hier hinlegen. Sie ziehen alle in ihren Bann. Und machen das richtig gut.
Repetitors Post-Punkrock hat wenig Melodien, aber umso mehr brachialen Lärm. Nach einer halben Stunde tanzen nicht nur die jungen Frauen in der ersten Reihe, sondern alle. Und ich wage zu bezweifeln, dass jeder großer Fan der Band ist. Nein, Repetitor überzeugen auch die ‘Laufkundschaft‘ und Neugierige wie mich. Es macht Spaß, den Dreien zuzusehen, auch wenn ich außer ein paar Dobre’s nicht viel verstehe. Repetitor sind das, was man ein Powertrio nennen könnte.
Beim Gesang wechseln sich die beiden von Song zu Song ab. Musikalisch ist alles glasklarer Post-Punkrock, oder wie Boris Vlastelica irgendwann in den Raum ruft:
Balkanesische Punkrock
Die erste Zugabe scheint einer der großen Hits zu sein (wobei ich mich frage, wie groß Repetitor in Serbien sein mögen). Ich beobachte, dass sieben Mobiltelefone den Song filmisch festhalten. Das ist Rekord an diesem Abend.
Repetitor faithfully carved their signature sound, a blend of heavy rock’n’roll, post-punk and everything in between. They deliver songs of cross-genre ecstasy, packed in a powerful, rocking-your-guts-out interplay of instruments, vocals and the distinctive wall of sound they create together. Attempts to find a direct musical influence may prove to be a difficult task, but an attentive listener will recognise similarities with variety of bands, from early Mudhoney, Šarlo Akrobata, Fugazi, Sonic Youth, Pixies and early Nirvana all the way to Black Sabbath or even Suicide. That may sound irreconcilable at first, but Repetitor do it with ease and bring a sonic experience that could hardly be more enjoyable. (moonleerecords)
Eine tolle Liveband, ein tolles Konzert. Die haben einiges auf dem Kasten.
Kontextkonzerte:
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