Ort: Bumann & SOHN, Köln
Vorband:

Cass McCombs Band

Ich weiß gar nicht mehr, wie ich auf den amerikanischen SingerSongwriter aufmerksam geworden bin, vermute aber, es war zu der Zeit, als ich auch Josh Rouse für mich entdeckt habe. Das wäre dann so vor zwei oder drei Jahren. Seitdem ist es mir eine Herzensangelegenheit, Cass McCombs auch einmal live zu erleben. Was bei Josh Rouse, der mittlerweile im spanischen Valencia lebt, sehr schnell klappte, wollte mir bei Cass McCombs nicht so recht gelingen. So oft schaut er nicht bei uns oder in der weiteren nähe vorbei. Vor zwei Jahren verpasste ich ein Konzert in den Niederlanden, 2016 seinen Auftritt beim Primavera. Seitdem kam nichts mehr. Also musikalisch kam schon noch etwas, in der Zwischenzeit veröffentlichte er zwei Alben, aber konzerttechnisch ereignete sich eben nichts.
Als dann im Spätsommer Konzerte in den Niederlanden und England verkündet wurden, spekulierte ich mit einem Konzerttrip. Doch jedweder Spekulation wurde ein Ende bereitet, als sich auch der Kölner Termin im Bumann & SOHN in das Konzertprogramm einschlich. Perfekt. Direkt vor der Haustür liegend kann ich diese Einladung nicht ausschlagen. Und Geld für einen Konzertausflug sparen.

Platten habe ich von Cass McCombs keine, ich besitze keinen Plattenspieler. CD‘s habe ich allerdings auch keine, obwohl ich einen CD Spieler besitze. Die Frage nach dem ‘warum nicht?‘ wäre eine berechtigte Frage. Damals faszinierte mich sein Single-Hit „Bum Bum Bum“ und irgendwie reichte mir dieser eine Song, um Cass McCombs toll zu finden. Dass es da noch Platten gibt, vergaß ich über diesen Umstand.
Heuer erschien sein neuntes Album, und ja, ich habe es mir vor ein paar Tagen den ganzen Tag über angehört. Es ist großartiger SingerSongwriter Indierock und ich frage mich seitdem, ob Cass McCombs mit Band oder solo im Bumann & SOHN auftreten wird.

Es wird schließlich ein Bandauftritt, den ich erleben darf. Ich verhehle nicht, dass ich mich sehr auf dieses Konzert gefreut habe. Es ist bei dieser kleinen Tour der einzige Deutschlandauftritt der Cass McCombs Band. Ausverkauft ist der Saal nicht, gut gefüllt schon. An der Musik kann es nicht liegen, wie erwähnt macht Cass McCombs super Songs, vielleicht hindert die große innerstädtische Konzertauswahl an diesem Abend den ein oder anderen, sich für das Bumann & SOHN zu entscheiden.

Manchmal klingt Cass McCombs Gesang nach Elliott Smith. So ruhig, so unaufgeregt. Seine Songs liegen zwischen Neo-Folk, Alternative-Country, Blues und irgendwas. Die Gitarrenparts sind mitunter ausufernd. Zwar ist der erste Song „I followed the river south to what“ auch auf Tip of the sphere schon lang, live setzt die Band jedoch nochmals eine Schüppe drauf. Der erste Song der aktuellen Platte und der erste Song des Konzertes setzt damit die Richtung für den weiteren Abend: selbstverliebte Yachtrockgitarren, geschmeidig entspannter Gesang, Plinkerkeyboards. Angesurfter Indiepop. So wird das die nächsten gut 80 Minuten weitergehen.
Und wunderbar funktionieren. Trotz einiger kleinerer technischer Probleme, die nonchalant hingenommen wurden, schwuppt das Konzert wunderbar harmonisch, eigentlich sollten da der eigene Instagramfeed auf dem viel zu großen und nicht helligkeitsregulierten Handydisplay oder eine Diskussion über die Mittelscheitelfrisur des Sängers keinen Gedanken Wert sein.

9 Studioalben veröffentlichte Cass McCombs seit den 2000er Jahren, der Backkatalog ist üppig. Doch Songs des aktuellen Albums stehen im Mittelpunkt: „I followed the river south to what“, „The Great Pixley Train Robbery“, „Real life“, „Absentee“. Damit wären ungefähr die Hälfte der Songs des Konzertes aufgezählt. An „Morning star“ und „Confidence man“ kann ich mich auch erinnern.

Ich mutmaße, auch Tip of the sphere wird wie der Vorgänger Mangy Lovein diverse TOP 20 Listen gewählt und niemand merkt’s. Wenn die Welt doch bloß gerecht wäre… oder wie Lothar Matthäus es formulieren würde: ‘Wäre, wäre Fahrradkette.‘

Es scheint nach diesem Abend zwingend erforderlich, dass ich mir den Cass McComb’schen Backkatalog komplett zulege. Er hat einfach zu schöne und sehr viele Sonntagnachmittagssongs! Und ich freue mich jetzt schon drauf, „Sleeping vulcano“ und andere bei Kaffee und Kuchen im Hintergrund zu hören.

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