Ort: Club Volta, Köln
Vorband: Attic Ocean

Bdrmm - Köln, 22.03.2025

Bdrmm (stylised as bdrmm) is a British shoegaze band. The group currently consists of four members, Ryan Smith (vocals, guitar, synthesizer), Jordan Smith (vocals, bass, synthesizer), Joe Vickers (guitar, bass) and Conor Murray (drums). The group has so far released three studio albums, Bedroom (2020), I don’t know (2023) and Microtonic (2025).

So schreibt es die Musikwebseite Wikipedia und so ist das auch korrekt. Erschreckenderweise habe ich bdrmm zu jedem ihren Alben live gesehen. Bdrmm arbeiten sich langsam nach oben. Das ist die dritte Tour der Briten und die Clubs werden größer. Berechtigterweise, möchte ich sagen, denn bdrmm machen das sehr gut. Anfangs war da nur ein Wall of Sound aus Gitarren, in dem man sich zwar schön verlieren konnte, der aber auf Strecke leicht unspektakulär blieb. Beim zweiten Album modifizierten sie diesen Ansatz schon etwas, ihr drittes Album geht nun noch einen Schritt weiter. Was der NME über das aktuelle Album der Band schreibt, ist wahr:

This is not the album you’d expect from Bdrmm, makers of the “modern-day shoegaze classic”. The Hull quartet have stepped away from the pedalboard and onto the dancefloor for their third record, sounding like they’ve stumbled out of the rave in the early morning hours, unsure of what’s real and what’s not. Welcome to the world of ‘Microtonic’.

Ich war also sehr gespannt, was mich an diesem Samstagabend im relativ leeren Schanzenstraßenviertel erwarten wird. Wenn im E-Werk und/oder Palladium Veranstaltungen sind, brummt hier der Bär. Parkplätze sind dann Mangelware und es herrscht großer Trubel auf den Gehwegen und Straßen. An diesem Abend wird jedoch nur der Club Volta bespielt und entsprechend wenig Leute sind unterwegs. Die Mitarbeiter im Five Guys haben wenig bis gar nichts zu tun, das Kaffeebüdchen gegenüber ist geschlossen und die Parkplatzsuche ist schnell erfolgreich abgeschlossen.

Der Club Volta ist ordentlich besucht. Ich platze in den Auftritt der Vorband Attic Ocean. Und die kenne ich bereits von der letzten bdrmm Tour. Auch damals supportete die Düsseldorfer Shoegaze/Dreampop Band um Sängerin Hanni bdrmm bei ihren Deutschlandkonzerten. Musikalisch passte das damals und es passt auch an diesem Abend sehr gut. Attic Ocean machen seit 2022 zusammen Musik. Eine erste EP veröffentlichten sie 2023 (the heavy blue and then after), eine zweite EP (Retriever) haben sie just herausgebracht. Als Einflüsse zitieren sie selbst Bands wie die Cocteau Twins, Slowdive oder My bloody valentine oder Ride. Die üblichen Verdächtigen aus dem Shoegaze-Kosmos also. Attic Ocean klingen nicht schlecht, für Menschen meines Alters gibt es allerdings wenig Neues in ihrer Musik zu entdecken. Im Club Volta werden sie wohlwollend empfangen. Und das nicht nur von Freunden und Familie, die augenscheinlich in den vorderen Reihen stehen: Die Eltern drehen Handyvideos, die Freundin singt leise aber begeistert mit. Da Attic Ocean musikalisch so gut zu bdrmm passen, hat die Stimmung bereits vor der Umbaupause main act Niveau.

Shoegaze ist nicht tot.

Im Anschluss dann bdrmm. Ihr aktuelles Album Microtonic ist seit ein paar Tagen draußen, die dazugehörige Tour startet auf dem Kontinent mit diesem Konzert. Alles ist also noch ein bisschen neu. Bdrmm starten mit neuen Songs ins Konzert und direkt erkenne ich auch visuell, dass sich musikalisch ein bisschen was geändert hat. Drei Keyboards/Synthesizer anstatt drei Gitarren sind das Instrument der Wahl für Ryan Smith, Jordan Smith und Joe Vickers. Zu Bedroom Zeiten bediente einzig Jordan Smith einen Synthesizer. Songs aus dieser Phase höre ich verstärkt gegen Ende des Konzertes („Happy“, „(Un)happy“). Vorher bestimmt die aktuelle Platte die Setlist. Acht Songs vom neuen Album stehen auf dem Plan, also alles bis auf „goit“ und „In the electric field“; Songs, die jeweils fremde Künstler*Innen featuren und eventuell deshalb hinten runtergefallen sind. Wie dem auch sei, das Setup ist gut und dancy. Die Synthies treiben die Sounds nach vorne und bilden – zu dritt gespielt – einen herrlichen Wall of Sound, ohne dabei un-catchy zu klingen. Es sind gute Indiedisco Tracks, die bdrmm auf Microtonic zusammengestellt haben. Live ist das mehr als offensichtlich und es macht irre Spaß, dem ganzen zuzuhören.
Das Konzert ist unspektakulär. Aber gut. Bdrmm haben gute neue Tendenzen in ihren Songs und schaffen es, diese mit den guten alten Shoegaze Tugenden, die sie definitiv haben, in einen harmonischen Einklang zu bringen. Bdrmm sollte man weiter im Auge haben.

In diesem Sinn: Hull 4, London 0. (Gott wie einfallslos, ähnliches schrieb ich auch nach dem Dortmunder Konzert von bdrmm).

Setlist:
01: Microtonic
02: Clarkycat
03: Push/Pull
04: John on the ceiling
05: Is that what you wanted to hear?
06: Lake disappointment
07: Be careful
08: If….
09: Standard tuning
10: Infinity peaking
11: It’s just a bit of blood
12: Sat in the heat
13: Snares
14: The noose
Zugabe:
15: Happy
16: (Un)happy
17: Port

Kontextkonzerte:
bdrmm – Dortmund, 24.02.2024 / FZW
bdrmm – Maastricht, 14.10.2021 / Muziekgieterij

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