“Not an addict”. Eines meiner Lieblingslieder der 1990er Jahre. Genauer gesagt der Jahre 1995 bis 1997. 1997 kam dann Blurs „Song 2“ und alles von Built to spills Perfect from now on. „Not an addict“ war der erste Hit der belgischen Band K’s choice, die neben dEUS meinen Blick für die belgische Indieszene schärfte. dEUS und K’s choice verfolge ich bis heute, dEUS mehr, K’s choice weniger. Die Band um die Geschwister Bettens scheint sich im Moment im Schwebezustand zwischen Existenz und Auflösung zu befinden. Egal.
Später erweiterte sich der Kreis der Belgier: Balthazar, BRNS und vor allem Girls in Hawaii, die aus der Gemeinde Braine-l’Alleud in der Wallonie stammen, weckten mein Interesse. Everest von Girls in Hawaii mag ich sehr. Es ist ihre dritte Platte, und meiner Meinung nach ihr schönstes Album. 

Die Wallonie war auch unser Ziel. Braine-l’Alleud in der nördlichen Wallonie steht allerdings nicht in unserem Fokus. Lüttich und Dinant sind die Zielkoordinaten. Als Stopp auf dem Rückweg kommt noch Spa hinzu, ein Zwischenhalt in Huy entsteht spontan beim Blick auf die Karte während der Streckenplanung Lüttich – Dinant.
Und so wurde es ein Roadtrip entlang der Maas und durch die sehr ländliche Wallonie. Denn die Autobahnen wollten wir weitestgehend vermeiden. Nur für die Anreise nach Lüttich bemühten wir die E40 und E42. Der Rest waren National- und Landstraßen.

Lüttich

Lüttich kannte ich schon von der ein oder anderen Konzertfahrt. Die Altstadt und die Treppen waren mir jedoch unbekannt. So lag unser Fokus räumlich auf diesen bereich. Ein Abend ist auch nicht viel Zeit, sich alles anzusehen. Lieber eine Sache richtig als viele Sachen halb; Lüttich ist auch nicht so weit weg, dass es keinen zweiten Ausflug mehr geben wird. Der zweite Tag brachte die Überlandfahrt nach Dinant. Huy, Radsportlern ein Begriff – die Mauer von Huy ist seit 1986 Zielort des Flèche Wallonne -, lag auf dem Weg und es wäre sträflich gewesen, es links liegen zu lassen. Im Schatten des umstrittenen Atomkraftwerks Thiange liegt diese kleine, alte Stadt. Tourihotspot ist die Citadelle – mit einem tollen Blick auf die Maas und die Kathedrale Collégiale Notre-Dame de Huy. Die in der sogenannten Maasgotik erbauten Kirche enthält in ihrer Frontseite die größte Fensterrosette Europas, erläutert der Kirchenraumaufpasser. 

Dinant. Entdeckt habe ich die Kleinstadt durch einen Wallonie Newsletter, den ich aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen monatliche bekomme. Dort abgebildet war das Stadtpanorama mit Citadelle und Kirche. Hinfahren, Foto machen, zurückfahren. Für diesen Dreikampf bot sich das kleine und kompakte Dinant geradezu an. Als sich dann noch herausstellte, dass eine alte Abtei und die Leffe manufaktur am Stadtrand liegen, war der Deal fix. 

Dinant

Kennt man Dinant hierzulande kaum ist es in Belgien ein Ausflugsort der Kategorie eins. Hotel, voll. Maaspromenade, voll. Ausflugsschiffe, voll. Brauerei, voll. Trotz Corona und trotz Mund-Nasen-Schutzpflicht im gesamten Stadtgebiet. Bei Leffe waren wir trotzdem, das Abendessen in einem Restaurant im Stadtgebiet verkniffen wir uns allerdings. 
Von Dinant nach Spa ging’s durch die ländliche Region südlich der Maas. Orte wie Ciney oder Barvaux säumten unseren Weg. Kleine Dörfer und Städtchen, deren Existenz ich bald vergessen werde. Wir trödeln bei der Überlandtour, verfahren uns mehr als ein Mal und erreichen am Abend Spa.

Spa

Spa. Der Zar war hier, aber der war ja in fast jedem Thermalbad außerhalb Russlands. Wir sind jetzt auch hier und merken sehr schnell: außer Wasser hat Spa nicht viel zu bieten. Das Casino ist im Umbau, der Rest des Städtchens schlummert an diesem Sonntagabend ein wenig vor sich hin. 

Und endlich Pommes. Am letzten Abend in Spa haben wir es doch noch geschafft, eine Frituur aufzusuchen. Ohne Frietjes (oder Frites) – je nach Region – wäre es auch ein unvollendeter Belgien Trip geworden.

Kontextkonzerte:
Girls in Hawaii – Köln, 16.02.2018 / Gebäude 9
Girls in Hawaii – Köln, 23.01.2014 / Gebäude 9
Girls in Hawaii – PIAS Nites Festival, Brüssel 15.03.2014

Sax and the city

Ach übrigens: In Dinant wurde der Erfinder des Saxophons geboren. Antoine Joseph Sax erblickte am 6. November 1814 in Dinant das Licht der Welt. Die Stadt huldigt ihm, in dem sie ihre Hauptstrasse mit großen Saxophonen säumt.

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