Sommer 2020. Bayrisches Kulturgut. Sehnsuchtsort von Touristen aus allen Herren Ländern. Schloß Neuschwanstein. Erhaben, majestätisch und schneeweiß zeigen die Türme und Giebelspitzen aus den Wäldern hervor. So zeigen es die Postkarten.
Ich war noch nie auf Schloss Neuschwanstein. Ich war noch nie in Hochschwangau, dem Ort, der dem Schloss am nächsten liegt und als Talstation für all die Touristen und Ausflügler dient, die sich den Anstieg zum den Schlössern per Bus, Pferdekutsche oder zu Fuß hochschieben. Ich war überhaupt noch nie hier. Dass es in dem Tal bzw. auf einer anderen Anhöhe noch ein weiteres Schloss zu besichtigen gibt, wusste ich zum Beispiel gar nicht.
In diesem Corona Sommer ist der Heimaturlaub Pflicht. Das gilt nicht nur für uns, das gilt auch für die Menschen aus anderen Ländern. Reisebeschränkungen, Reisewarnungen, dieses Virus macht es allen unmöglich, den Sommer 2020 so zu verbringen wie die Sommer davor.
Warum also nicht nach Bayern. Für ein paar Tage. Die Chance nutzen und Sehenswürdigkeiten zu besuchen, die aktuell nicht von Touristen überlaufen werden können: Schloss Neuschwanstein zum Beispiel.
Meine Theorie klang plausibel: durch die Reisebeschränkungen sind weniger Touristen vor Ort und weniger Touristen bedeutet mehr Spaß und Ruhe bei der Schlossbesichtigung.
Diesbezüglich ging der Plan voll auf. Es ist leer, es ist ruhig. Fast schon zu ruhig. Erstmals merkten wir das am Abend des Ankunftstages. Es ist schwierig, ein geöffnetes Restaurant zu finden. Spätestens ab 19 Uhr wirkt der Ort unheimlich und ausgestorben. ‘Es sind zu wenig Besucher hier, um länger zu öffnen. Das lohnt nicht‘ hieß es von einem Restaurantbesitzer. So blieb ein Hotel und deren Restaurant, das geöffnet und überschaubar besucht ist.
Auch am nächsten Morgen wirkt Hohenschwangau unaufgeregt. Ohne Probleme gibt es einen Platz im Bus hoch nach Neuschwanstein, die Schlange vor der Marienbrücke hat sich gegen Mittag nach 15 Minuten Wartezeit erledigt. Bei einem abendlichen Spaziergang tags zuvor war ich gar alleine hier. Es ist schön und einfach entspannt, ohne Trubel und Menschenmengen alles zu inspizieren und hier die Zeit zu verbringen. Die Schloßführungen sind auf wenige Personen begrenzt; wir haben also Muße und Ruhe, sich die Dinge anzusehen. Kaum vorstellbar, durch wieviel Schlangen von Absperrgittern wir unter normalen Bedingungen hätten wandern und warten müssen. Jetzt warten gerade 10 Personen auf dem Schlossplatz darauf, dass der Touriführer seinen Rundgang startet.
Das mit dem Abendessen hatten wir am zweiten Abend (durch unsere Besucherlots am Sonntag und Montag blieben wir 2 Nächte) auch im Griff. Käsespätzle und Kaiserschmarrn inklusive.
PS: So schneeweiß ist Schloß Neuschwanstein in Wirklichkeit gar nicht. Ich war schon etwas enttäuscht, als ich diese Entdeckung machte.
PPS:
Das ist ein Musikblog, jetzt muss also der Musikbezug her. Spontan fällt mir nichts zu Neuschwanstein ein, also denke ich weiter. Castles. Auch hier kommt mir nichts passendes in den Sinn. Erst eine Suche in meiner Musikdatenbank bringt einige Titel mit dem Wörtchen castle zum Vorschein. Ich entscheide mich nicht für Beak, New Order, St. Etienne, die Bluetones, Twin shadow, Spin Doctors oder Beyonce; Codeine finde ich passend.
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