Aus den Reisetagebüchern. Reykjavík, August 2016

Reykjavík - Küstenstrasse

Drei Tage Reykjavík. Gefühlt drei Jahre sparen. Nein, so dramatisch ist es natürlich nicht, aber es ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass ein Aufenthalt in Island nicht zu den günstigsten Reisezielen gehört. War der Flug mit der – mittlerweile nicht mehr existierenden – Fluggesellschaft wow Air noch relativ günstig und unterhaltsam (allein die Aufkleber auf den Sitzen, die lustigen Markierungen, ach, herrlich entspannt unterhaltsam) – riss das Hotel, der Eintritt in die Blaue Lagune und die Verpflegung ein ordentliches Loch ins Budget. Island ist eben Island aber Island ist jeden Cent wert! Alleine schon das Erlebnis der frischen Luft wird mir immer in Erinnerung bleiben. Noch nie zuvor hatte ich so eine klare und reine Luft eingeatmet. Zumindest fühlte sie sich so an.

Wow Air

Nach kurzem Flug und Shuttlebusfahrt zum Hotel führt uns der erste Weg entlang der Küstenstrasse in die Innenstadt. Ah, die Harpa. Das Musikgebäude ist aber erst morgen dran. An diesem Spätnachmittag reicht es nur für eine kurze Stippvisite im Stadtzentrum und einer längeren Parkbankpause am Ingólfur Arnarson Denkmal. Ingólfur Arnarson ist ein norwegischer Auswanderer, der so um 800 in Island landete und dort erfolgreich sein Glück fand. Aussicht: top. Landschaft: top. Der Tag war lang und die Luft macht zusätzlich schläfrig. Noch schnell etwas zum Essen kaufen und dann zurück ins Hotel.

Am nächsten Tag ist Sightseeing: Harpa, Kirche, Hafen, Plattenladen. Es gibt immer was zu sehen. Wir laufen den ganzen Tag umher und sind gefühlt überall in Reykjavik unterwegs. In Reykjavík ist alles fußläufig zu erreichen, das macht es einfach. Einkaufsstraße, Stadtflughafen, Rathaus, Erdhügel. Wir sehen eigentlich alles. Eigentlich, weil ich auf Städtetripps immer etwas übersehe. So verpassten wir zum Beispiel einen Besuch im Punkmuseum. Das es das gibt, lerne ich erst wieder zuhause bei Google Maps.

Reykjavík - Hallgrimskirche

Stattdessen besteigen wir den Kirchturm der Hallgrímskirkja und genießen einen schönen Rundblick über die Hauptstadt. Die Hallgrímskirkja ist die größte Kirche Islands, imposant wird ihr Turm an beiden Seiten von Betonsäulen flankiert, die von weitem wie ein Fächer erscheinen. Vor der Kirche steht eine Statue von Leif Eriksson, dem isländischen Seefahrer und Entdecker von Amerika. Allerdings ist die Hallgrímskirkja nicht die Kathedralkirche der Stadt. Diese Funktion nimmt die relativ kleine Domkirche ein, die ein bisschen unscheinbar in der Innenstadt zu finden ist.

Hallgrímskirkja hin, Hafenareal her, der definitive Eyecatcher liegt an der Uferstraße: die Harpa, Islands großes Konzerthaus. Sie enthält einen großen Konzertsaal mit 1800 Sitzplätzen und 3 kleinere Konzerträume, dazu noch ein paar Konferenzräume und Gastronomieeinrichtungen. Deutlich auffallender ist die Ummantelung des Gebäudes. Wabenartig sind dort unzählige Glasplatten verbaut, die je nach Wetterlage und Sonneneinstrahlung verschiedenste Lichteffekte malen. 

Dieses Farbeffektglas lässt bestimmte Wellenbereiche des Lichtes durch, andere werden reflektiert, so dass sich je nach Witterung und Blickwinkel die Farbe des Glases ändert. Verursacht wird dieses lebendige Farbspiel durch Interferenzschichten, festhaftende Metalloxidschichten, die im Tauchbeschichtungsverfahren auf eine Glasplatte aufgebracht werden. An Reykjavíks Konzerthaus kam das Spezialglas in den Varianten gelb, orange und grün zum Einsatz. Diese Farben sind in der direkten Durchsicht zu sehen, in der Reflexion erscheinen die jeweiligen Komplementärfarben.

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Reykjavík - Harpa

Abends eine erste (und letzte) Bekanntschaft mit frischem Fisch. Das Restaurant, in dem wir kurz vor der Hauptessenszeit einkehren, bietet ein Fischbuffet. Eine Stunde haben wir Zeit, dann ist der tisch reserviert. Das reicht, um Vielerlei Dinge zu probieren. Walfischfleisch, Lachs und anderes Meergetier landet auf den Tellern.

Der Rückflug geht früh am Morgen. Gegen drei Uhr nachts kommt der Shuttlebus und bringt uns nach Keflavík. Den letzten Tag verbringen wir in der Blauen Lagune, der Bláa Lónið, die nichts mit der Blauen Lagune und dem Film zu tun hat. Die isländische Bláa Lónið ist ein Thermalfreibad ungefähr auf halbem Weg zwischen der Hauptstadt Reykjavík und dem internationalen Flughafen in Keflavík. Auf halbem Weg bedeutet, dass man von der Bundesstraße 41 kurz vor Keflavík nach Süden abbiegt, noch ein Stückchen fährt und dann im Niemandsland plötzlich vor einem dampfenden See steht.

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Ich bin jetzt nicht so der Wasserfreund, aber dieses Wasser in der Lagune ist besonders. Es ist so mineralhaltig, dass die Haut noch wochenlang glatt und samtig ist. Trotz Nieselregen und windigem Wetter sind wir lange im Wasser und abends entsprechend kaputt. Die Tickets kauften wir erst in der Touristeninfo in Reykjavik und wir hatten Glück, dass noch ein Timeslot für den übernächsten Tag verfügbar war. Die Blaue Lagune ist ein Touristenmagnet. Entsprechend stark besucht ist das Freibad. Trotzdem, davon sollte man sich nicht abschrecken lassen, denn der Besuch lohnt wirklich. Entsprechend nutzten wir das vorgegebene Zeitfenster voll aus und das anschließende Essen im Restaurant nebenan beschließt den letzten Islandtag. Mit dem Bus geht’s abends zurück zum Hotel, noch ein kurzer Gang ans Meer und dann heißt es warten auf den Flughafenbus. Wow.

Über Stock & Stein

PS: Fast vergessen. Das hier ist ja in aller erster Linie ein Musikblog. Bitte:

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