Understatement ist nicht das Ding der Killers. Am Ende des knapp 75 minütigen Konzerts am Roncalliplatz flogen silberne Riesenluftschlangen in das Publikum, begleitet von einem bunten Bühnen- und Höhenfeuerwerk. Willkommen im Genre des Stadionrock. Willkommen in Las Vegas.The Killers 09082008
Dass die Killers uns heute eine bombastische Show präsentieren werden, wurde schon bei den ersten Bühnenarbeiten klar. Auf voller Bühnenbreite wurde eine Frontscheinwerferbrigade installiert. Und als ob dies noch nicht genug der gleißenden Lightshow wäre, auch im hinteren Bühnenteil positionierten sich 4 riesige Scheinwerferkegel. Stimmungsvoll ergänzt wurde das ganze durch eine Fototapete Motiv „Herbstwald im Sonnenuntergang“ als Bühnenbild.
Kurz vor Konzertbeginn checkte noch die Feuerwehr den linken und rechten Bühnenrand, und stellte Feuerlöscher auf. Da das kann ja was geben. Nicht kleckern, sondern klotzen, scheint heute das Motto des Abends zu werden. Oder, wenn man gehässig sein möchte, könnte man sagen „wenn man schon seit Jahren keinen Hit mehr hatte, dann aber wenigstens eine gute Show, die so tut als ob.“ Aber das wäre wohl ein wenig zu übertrieben.
Trotzdem: Das Phänomen „The Killers“. Warum erwischte es gerade sie? Warum wurden sie groß und berühmt und reich? Die Antwort scheint simpel: Fünf radiokompatible Knallersongs auf einem Album, das sonst wenig substanzielles enthält, reichen aus, um auch noch vier Jahre später davon zehren zu können. Denn, wenn man ehrlich ist, kam auf dem zweiten Album nicht mehr viel nach, abgesehen von dem ganz nett klingenden „When we were young.“ Und wenn als drittes Album gleich eine B-Seitenkompilation erscheint, spricht das für sich selbst.The Killers 09082008
Ist der kreative Output der Killers schon verpulvert? Oder kommt da noch was?
Natürlich waren die Hits die Höhepunkte des Abends. Zwischendurch gab es aber auch einige Längen. Der Masse war das egal. Der Roncalliplatz war im vorderen Bereich schon eine knappe Stunde vor Konzertbeginn gut gefällt. Anders als gestern Abend musste man schon zeitig erscheinen, um noch bis an die Bühne zu gelangen. Heute also ein bandaffineres Publikum als gestern bei Massive Attack. Brandon Flowers und Kollegen stürmten um kurz nach neun auf die Bühne. Mein letztes Killerskonzert in der Live Music Hall endete nach zwanzig Minuten wegen stimmlicher Unpässlichkeiten. Gestern hat Brandons Stimme immerhin 15 Songs lang durchgehalten, obwohl er bei den wenigen Ansagen zwischendurch reichlich kurzatmig und heiser klang und man durchaus Sorgen für die nächsten Festivalauftritte haben darf.
Neben den zu erwartenden Hits „When we were young“, „Mr Brightside“, „Smile like you mean it“, „Jenny was a friend of mine“, „Somebody told me“, „Andy you’re a star“, gab es auch das Joy Division Cover „Shadowplay“ aus dem Control Film und „All the things that i’ve done“, mit der schlechtesten Refrainzeile die jemals geschrieben wurde: „I’ve got soul but I’am not a soldier.“ Muss man erstmal drauf kommen!The Killers 09082008
Einzig „On top“ hätte man vermissen können. Die Band zeigte sich in Spiellaune. Erinnerte der Bassist Mark Stoemer frisurentechnisch an die Beach Boys, der Gitarrist Dave Keuning an Led Zeppelin so sieht Brandon Flowers ohne Oberlippenbärtchen und im dunklen Anzug gekleidet eher unspektakulär normal aus. Die grosse Bühne des Roncalliplatzes macht den dreien nichts. Sie nehmen sie als Selbstverständlichkeit hin. Brandon Flowers läuft von einer Ecke in die andere, springt herum, macht und tut. Er wirkt ein wenig hyperaktiv. Kein Vergleich zu seinem Live Music Hall Auftritt.
Den Killers merkt man mit jeder Handbewegung ihre enorme Grossbühnenerfahrung an. Alles wirkt solide, manches mechanisch abrufbar.
Dem Publikum gefällts. Die Stimmung ist eindeutig besser als gestern. Viele geben sich textsicher, singen mit. Die Killers werden regelrecht abgefeiert. Musik für die Masse.
Unspektakulär aber effektiv.
Die Killers erwiesen sich als würdiger grosser Konzertact. Einen neuen Song haben sie auch The Rascals 09082008gespielt („Spaceman“). Das dritte reguläre Studioalbum soll im Herbst erscheinen. Als Produzent wurde Stuart Price (Zoot Woman) engagiert. Mal schauen, wie es wird. Ob die Killers schon mehr Atlantic City als Las Vegas sind, wird sich dann herausstellen.
Den Auftakt in den Abend bestritten die jungen The Rascals aus Wirral. Die Band um Sänger Miles Kane – neben Alex Turner der zweite der Last Shadow Puppets – liegt irgendwo zwischen den Enemy und den Artic Monkeys und erinnert stark an die guten alten Bluetones. Ein gelungener Beginn. Es gilt, sie im Auge zu behalten. Ihr Album „Rascalize“ erscheint im September. Das, was wir gestern hörten, klang sehr sehr vielversprechend.

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Fotos: frank@ipernity
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