Ort: Jahrhunderthalle, Frankfurt
Vorband:

Pixies – Frankfurt, 11.10.2009

Doolittle, wie lange habe ich dieses tolle Album nicht mehr gehört? Nein, 20 Jahre ist es nicht her, aber zwei, drei Jahre bestimmt. Das ist das blöde an der Musikindustrie, sie produziert immer neue Alben und spült immer neue Bands an die Oberfläche, die die Etablierten aus dem Blickfeld kegeln. Das passiert schnell, dass man die Lieder seiner späten Jugend jahrelang nicht vermisst. „Debaser“, „Monkey gone to heaven“, „Here comes your man“.
Was war ich verrückt nach Kim Deals Bassspiel, nach den wechselweise in Schreigesang oder harmonische Melodien abdriftenden Songs der Pixies. Diese Band war maßgeblich beteiligt an meiner musikalischen Sozialisierung. Das alles ist 20 Jahre her. Also Schwamm drüber. Halt, nicht so schnell. Gestern spielten die Pixies in Frankfurt. Das sollte nicht unerwähnt bleiben.
Die Band nahm den runden Geburtstag ihres zweitbesten Albums als Grund für eine kleine Tour, auf der sie Doolittle entsprechend zu würdigen versuchen. Alle Songs des Album sowie Material aus den um Doolittle herum produzierten Single B-Seiten wollten sie live umsetzen.
Und das haben sie getan. Sehr konsequent sogar. Das bedeutete aber auch, dass wir in Frankfurt kein „Caribou“, kein „Where is my mind?“ und kein „Gigantic“ zu hören bekamen. Oder „Dig it for fire“, ein grandioser Song.
Als Zugabe nach dem Doolittle Block spielten sie stattdessen „Something against you“, „Isla de Encanta“ und „Vamos“. Auch nicht schlecht, aber eben nicht das, was ich mir erhofft hatte.
Speerspitzen des Abends sind natürlich die drei Übersongs „Debaser“, „Monkey gone to heaven“ und „Here comes your man“. Aber auch „Hey“ und das infernalisch herausgeschriene „Tame“ sind sensationell.
Ich habe keine großen Erwartungen an den Abend, kommen mir die Pixies in diesem Jahrtausend als zu selbstgefällig (Black Francis oder Frank Black, wie man möchte) oder einfach nur bemitleidenswert (Kim Deal) vor. Die Reunion vor einigen Jahren hatte für mich einen reinen Geldmach-Charakter und es ist gut, dass sie im Zuge der Reunion keine neuen Songs produziert haben. Sie hätten damit nichts gerissen, denn wenn wir ehrlich sind, ist die Zeit der Pixies um. So ist die Frankfurter Festhalle bei weitem nicht ausverkauft. Ich habe das auch nicht erwartet, erwartet habe ich indes einen Haufen Enddreißiger, Anfang vierziger in schwarzen T-Shirts und gut situiert als Publikumsgruppe. Ganz so wie der Mann in schwarz mit den leicht grau melierten Haaren, der mich auf der A3 in seinem silbernen PT Cruiser überholte. Pixies Publikum dieser Tage nach meinen Vorstellungen.

Ha, völlig daneben und auch unsere Schätzung bezüglich des Alters und des Frauenanteils im Publikum zeigt, dass wir von diesen Dingen keine Ahnung haben.
Nach den Nirvana Clowns Klons von Dinosaur Pile-Up starten Frank Black, Kim Deal, Gitarrist Joey Santiago und Schlagzeuger David Lovering zügig in den Abend. Nachdem ein Vorfilm, es werden Ausschnitte aus dem sehr alten Stummfilm Un Chien Andalou gezeigt, die letzten Minuten bis zum Bühnenauftritt überbrücken, kommen die ersten musikalischen Klänge in Form von „Monkey gone to heaven“ B- Seiten.
Ratzfatz sind die durch und eh wir uns versehen erklingt „Debaser“. Doolittle, um das es hier schließlich geht, wird anschließend eins zu eins umgesetzt. Da das aber nur die halbe Geschichte ist, und noch ein paar B-Seiten fehlen, überdies ist Doolittle mit 38 Minuten Spielzeit nicht sonderlich abendfüllend, schieben sie noch „Into the white light“ und ein zweites Mal „Wave of Mutilation“ hinterher. Es fehlte ja noch die UK Surf Version.
Zu mehr reicht es dann aber nicht.

Hey, been trying to meet you, mmmmmhhhhhh….. Nach 18 Jahren ist es mir wieder geglückt.

Setlist:
01: Dancing the Manta Ray
02: Weird at my school
03: Bailey’s Walk
04: Manta Ray
05: Debaser
06: Tame
07: Wave of Mutilation
08: I bleed
09: Here comes your man
10: Dead
11: Monkey gone to heaven
12: Mr. Grieves
13: Crackity Jones
14: La la love you
15: No.13 Baby
16: There goes my gun
17: Hey
18: Silver
19: Gouge away
Zugabe I:
20: Wave of Mutilation
21: Into the white light
Zugabe II:
22: Something against you
23: Isla de Encanta
24: Vamos!

Kontextkonzerte:
The Breeders – Köln, 22.04.2008

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