Ort: Blue Shell, Köln
Vorband: Woman

On An On

Ach was machten die vier On An On’s doch für einen sympathischen Eindruck. Sehr unprätentiös und charmant spielten sich die Amerikaner durch ihr 50 Minuten Konzert. Leicht entschuldigend ließen sie uns am Ende von „Ghosts“ wissen, dass nun ihr letztes Stück käme, weil sie doch nur eine 45 Minuten Platte hätten und im Laufe des Konzertes auch schon ein Cover hinzugefügt haben. Dass als Zugabe dann Cover Nummer zwei folgte, war – ohne es angesagt zu bekommen – sehr klar.
Nate Eiesland, Alissa Ricci, und Ryne Estwing sind On An On und die übriggebliebenen Mitglieder der Chicagoer Indieband Scattered Trees, mit der sie eigentlich dieses Album aufnehmen wollten. Googelt man nach der Band Scattered Trees wirft die Suchmaschine den mittlerweile toten Link scatteredtreesmusic.com heraus und beschreibt ihn mit der Textzeile „Official Site. Tour Dates. Music. Debut Album ‚Give In‘ out 1/29/2013.“ Nun haben also On An On dieses Album veröffentlicht und sind aktuell mit der Scheibe auf Tour. Wie es genau zu der neuen Konstellation kam und wie sich die drei darauf einstellten, steht hier ganz gut beschrieben.

Im Blue Shell, das Konzert war ursprünglich für das Gebäude 9 angesetzt, dann aber in den viel kleineren Laden verlegt worden, wurden sie um einen Schlagzeuger ergänzt. Und wie sehr ich mich doch in Bands täuschen kann. Zuhause dachte ich beim Hören des Albums immer und jederzeit, dass die Keyboarderin Alissa Ricci eine wichtige und die Hauptrolle in der Band innehat. Bei vielen Songs hörte ich eine weibliche Gesangsstimmer heraus. Meinte ich zumindest. Nun, da habe ich wohl nur mit halbem Ohr zugehört, wurde ich doch live eines besseren belehrt. Nicht der Keyboarderin, sondern dem Bassisten Ryne Estwing gehörte die vermeintlich weibliche Stimme.
On An On entdeckte ich vor einigen Wochen durch die Magazinbeilage des Kölner Stadtanzeigers. Dort wurde die Band sehr lobend erwähnt. Da ich dem Verfasser des Artikels einiges an musikalischem Wissen zutraue und ich schon sehr oft mit seinen Tipps und Empfehlungen gut gefahren bin, kaufte ich blind ein konzertticket. In der ersten Maiwoche hatte ich eh noch nichts anderes vor, da lag es gut und günstig, mir diese On An On doch einfach mal anzuschauen. Als dann die Platte herauskam und ich sie mir kaufte, fühlte ich meine Gedankengänge bestätigt. Ihr Debüt „Give in“ ist ein gutes Album. Neben „Ghosts“ entdeckte ich auf den ersten Hördurchgang gleich drei weitere Hits: „The hunter“, „War is gone“ und „Every song“. Als sie die ersten beiden direkt zu Beginn ihres Konzertes spielen sagte ich zu meinem Konzertfreund „jetzt haben sie ihre besten Stücke schon gespielt“. Denn gerade dieses „War is gone“ halte ich für den größten Hit auf „Give in“. Die anderen beiden Hits kamen dann, wenn Hits oftmals in einem Konzert gespielt werden: am Schluss. Bis auf „Wanted to say more“ lagen dazwischen alle übrigen Songs des Albums und ein Cover. „Unison“ von Björk und ich fragte mich, was einen dazu bewegt, ein Björk Cover auszuwählen. Das kann doch aufgrund der Vertracktheit und Vielschichtigkeit eines Björk Songs nur in die Hose gehen. Es gelang den On An On’s dann auch nur bedingt, fand ich.
Da war das zweite Cover, welches mangels eigener Stücke als Zugabe herhalten musste, schon stimmiger. Ryne Estwing Gesang liegt stimmlich nicht weit von Wayne Coyne entfernt, so dass „Buggin“ (vom überaus überragenden „The Soft Bulletin“ Album) On An On sehr gut zu Gesicht stand. Es fehlte nur noch Konfetti, ein tanzender Bär und die durchsichtige Gummikugel. Die Lichtshow passte bereits sehr gut zu den Flaming Lips und vortrefflich zu dem On An On‘schen Dreampop und dem mit viel Hall unterlegten Gesang.

Am Morgen las ich zu und über „Every song“, dass dies ihr Coldplay Stück sei. (Natürlich las ich das wieder in meiner Tageszeitung, da arbeiten wirklich gute Leute). Mir war das bis dahin so gar nicht aufgefallen, aber als ich am Abend daran zurückdachte, konnte ich dem voll und ganz zustimmen. Ja, dieser eigentlich gute Song hat etwas von Coldplay, und macht ihn somit gleich etwas weniger gut. Aber es gibt ja noch „War is gone“, einer meiner Songs des Jahres.

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