Ort: MTC, Köln
Vorband: N Kramer (Still Parade)
Ihre beiden Platten haben so wunderbare Namen wie When you walk a long distance you are tired und Render another ugly method.
Ich weiß nicht mehr genau, wie und warum ich zu Mothers kam. Hängengeblieben bin ich bei „Pink“, einem absolut sympathischen Indierocksong. Der sprach mich schon nach wenigen Sekunden an, mehr fasziniert hat mich jedoch das Video. Es zeigt Kristine Leschper, wie sie in einem Wartezimmer sitzt und, nun ja, wartet. Es passiert vordergründig sonst nicht viel. Oben links an der Wand hängt ein Fernseher, man sieht ihn deutlich im abgedunkelten Raum. An der Seite steht ein Zeitschriftständer mit Bodybuilder Zeitschriften. Die Aufnahmeperspektive ähnelt der einer Überwachungskamera. Vielleicht ist es das, was so fasziniert. „Pink“ dauert sieben Minuten und das Video schafft es, über die gesamte Distanz eine besondere, leicht unheimliche, bedrückende Stimmung aufzubauen.
Nach „Pink“ kam „It hurts until it doesn’t“ (auch vom neuem Album) und dann das komplette aktuelle Album Render another ugly method. Nachdem ich das gehört hatte war klar, diese Band möchte ich gerne live sehen.
Mothers ist das Projekt von Sängerin Kristine Leschper, das – so las ich – nach und nach zur Band erweitert wurde. Dabei schwirren viele Namen um das Projekt Mothers, eine feste Bandformation scheint es nicht zu geben. Matthew Anderegg (Schlagzeug), Drew Kirby (Gitarre) und Patrick Morales (Bass) sind die Musiker, die ich auf den meisten Videos sehe. Zumindest sagen das die Beschreibungen und Metadaten zu den Songs. Im MTC erkenne ich keines der Gesichter wieder. Eine spätere Internetsuche ergibt, dass aktuell Garrett Burke am Schlagzeug sitzt, ein Typ Namens Chris (Instagram alter ego Body Meat) Bass spielt und ein wie der junge Beck aussehender Mann die zweite Gitarre und das zweite Keyboard bedient. Kristine Leschper spielt ebenso Keyboard und Gitarre.
Ich wollte Mothers unbedingt live sehen und 30 andere Besucher wollten das auch.
Beim oberflächlichen Hören der Alben war mir gar nicht aufgefallen, wie viel Mathrock Mothers in ihrem Indierock haben. Ich bin überrascht, welchen Sound sie live in den Vordergrund rücken. Alles klingt viel zackiger, viel tanzbarer. Von den gemütlichen Indierock-Songs der YouTube Videos ist nicht immer allzu viel übrig. Hat das was mit der neuen Bandzusammensetzung zu tun? Ich weiß es nicht, vielleicht. Meine Gedankenverknüpfungen gehen während des Konzerts zumindest nicht mehr nach Stella Donelly, Snail mail, Best Coast oder Courtney Barnett; sie weisen in andere Richtungen.
Leider bin ich im poppigen Mathrocksegment nicht bewandert genug, TTNG sind die einzige Band, die mir als Gedankenanhaltspunkt einfällt. Ist aber auch egal, den Spaß gemacht hat das Konzert.
Neben den Sachen vom aktuellen Album sind auch ein paar ältere darunter. Die kenne ich allerdings nicht. „Too small for eyes“, „Pink“ und „Copper Mines“ sind die einzigen Stücke, die ich direkt zuordnen kann. Mothers haben Songs für eine knappe Stunde, Coverversion eingerechnet. Die käme, wie Kristine Leschper ankündigt, ‘von den Doobies‘ und im Duett mit ihrem Gitarristen/Keyboarder Kollegen vorgetragen, klingt sie wie ein Carpenters Song. Auf dem Heimweg versuche ich, Band und Song ausfindig zu machen. Google schlägt mir immer wieder nur die Doobie Brothers vor. Ich bin mir nicht sicher, ob das passt.
„No crying in Baseball“ habe ich nach dem Konzert noch einmal zuhause nachgehört. Diese Mal bewusst in Ruhe und siehe da, jetzt höre ich auch in der Konserve diese Live-Plinkergitarre. Schön!
Mothers wollte ich sehen und es war gut, das gemacht zu haben. Durch das Konzert wurde mir ein anderer Blickwinkel auf ihre Songs ermöglicht, den ich sonst vielleicht nie bekommen hätte. Nun sind Mothers nicht mehr nur eine von vielen dieser Indierockbands mit Frauengesang. Mothers verbinde ich seit Donnerstagabend mit einem irren Soundmix aus Indie- und Mathrock, den ich so noch nicht allzu oft gehört habe.
Kontextkonzerte:
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