Ort: Bumann & Sohn, Köln
Vorband: DORIS

Ian Sweet,DORIS,Konzertbericht,ReviewIan Sweet. Bis vor wenigen Wochen kannte ich die amerikanische Band nicht. Nichts Neues also, es ist wie so oft. Erst kurz vor Konzerten lerne ich die Musik kennen. Seit einiger Zeit habe ich es mir zur Angewohnheit gemacht, Konzerte auf Facebook, deren Titelbild irgendwie ansprechend auf mich wirkt, mit ‘interessiert‘ zu markieren. Am Wochenende klicke ich mich dann durch und höre sukzessive meine Interessenliste ab. Gefällt mir irgendetwas, überlege ich einen Ticketkauf. Bei Ian Sweet ist das so, bei vielen anderen Konzerten war das ebenso. Konzerte im Bumann & Sohn haben sich dabei als  – nach meinem Geschmack gehend – als sichere Bank herausgestellt.

An diesem Abend also Ian Sweet. Zwei Alben gibt es von denen, Shapeshifter und Crush Crusher. Angefixt hat mich schlussendlich die Hitsingle „Spit“. Die ist schönster Indierock! Nur knapp dahinter im Ranking laufen „Hiding“ und „Shapeshifter“. Also drei Argumente für einen Ticketkauf. Ich steh eh‘ auf amerikanischen Indierock, und Ian Sweet erinnerten mich sehr an die guten Speedy Ortiz, die mich seinerzeit an die sehr sehr guten Pavement erinnerten. Am Ende ist es bei amerikanischem Indierock immer irgendwie Pavement oder zumindest Stephen Malkmus, an die ich mich erinnert fühle. Wie erwähnt, ich mag amerikanischen Indie und bin ein Twen aus den 1990ern. Neben dem musikalischen Gedöns lerne ich durch die Videos, dass Ian Sweet – wie der Name vielleicht vermuten ließe – kein Sänger ist, sondern eine dreiköpfige Band. Gitarre, Schlagzeug, Bass. Mehr weiß ich aber erstmal nicht.

Olivia Newton-John. Mein erster Gedanke, als ich das Bumann betrete. Andreya Casablanca (die von Gurr) a.k.a. DORIS hüpft zu Discobeats aus dem Apple Laptop über die Bühne. A ha, so klingt also das Soloprojekt der Gurr Gitarristin. Willkommen im Berlin der 10er Jahre! Outfit: 1980er Jahre; Musik: Disko. DORIS ist da ein logischer Projektname. Die Sängerin von Ian Sweet wird später die Referenz Robyn hervorholen. Generationenansichtssache. Fakt ist, dass das Projekt DORIS sehr unterhaltsam ist und so ganz anders klingt als Gurr. Es hat Spaß gemacht, auch wenn ich nur drei Songs mitbekam. Ob die vier Tapes oder die vier Halsketten, die Andreya als Merch anbot, weggingen wie geschnitten Brot, hab ich ganz vergessen nachzuschauen.

Denn es wartete noch Ian Sweet. Das Trio um Jilian Medford spielt 10 oder 11 Songs, von denen ich drei aus meiner YouTube Vorrecherche kenne. Die Band wirkt nicht nur unglaublich jung, sie ist es auch und verstärkt dadurch noch meine Assoziationen mit Speedy Ortiz. ‘Dies sei ihr erstes Europakonzert überhaupt‘, so die Sängerin und ich merke ihr förmlich ihre Begeisterung darüber an. Alles an diesem Gig war für sie irgendwie toll und aufregend. Die Tour wird sicherlich ein unvergesslich Erlebnis für die drei.
Musikalisch sind Ian Sweet nicht die Neuerfindung des Indierock, aber das müssen sie auch nicht sein. Sie bewegen sich in altbekannten und vielleicht auch ausgetretenen Pfaden und machen Musik, die in den USA und anderswo schon 100 andere Bands so gemacht haben. Aber mir gefällt diese Art Indierock selbst in der 1000. Variation, so dass sich für mich die Frage nach der Schönheit des Abends nicht stellt. Natürlich war es ein schöner Abend! Ian Sweet sind eine empfehlenswerte Band, die hoffentlich noch ein paar Alben machen.

Es war ein unspektakuläres Konzert und ich nehme aus diesem Abend mit, dass ich zwei Auftritte gesehen habe, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Das war an diesem Abend das Salz in der Suppe.

Kontextkonzerte:

Multimedia: (Vier Tage zuvor noch in Los Angeles)

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