Ort: Lanxess-Arena, Köln
Vorband: Passenger

George Ezra - Köln, 02.03.2023

Nein, nicht Ezra Furman. Verwechslungen sind ja immer drin, diese ist aber extrem Abwägung. Während Ezra Furman Pop in den schillerndsten Formen zwischen Indie, Art und Alternative macht, ist George Ezra als Singer-Songwriter eindeutig im Mainstream Pop zuhause.
Wer sich nun fragt, wie ich auf ein George Ezra Konzert komme, dem möchte ich sagen, dass ich mich nicht beim Ticketkauf vertan oder alles gar verwechselt habe. Nein, ich habe einfach Glück bei einem Gewinnspiel gehabt. Das ist alles.

Am Mittag hatte ich erfahren, dass ich für den Abend in der Lanxess Arena Konzerttickets gewonnen habe. Und weil ich mitunter neugierig bin und George Ezra noch nicht gesehen habe, stimmte ich dem Gewinn zu, änderte meine Abendplanung kurzfristig und machte mich auf den Weg. Kein Schwimmen, dafür Zug fahren. Zug fahren geht aktuell sehr gut, weil es keine Baustellen auf der Strecke gibt und auch sonst alles fluppt. So macht die Bahn Spaß und damit war das einzige K.O. Kriterium, das gegen einen Konzertbesuch sprach, fort. (Okay, Schwimmen geht aktuell auch sehr gut, aber das kann ich beinahe jeden Abend machen. Mhh, Zug fahren auch, aber…you know what I mean).

Zur Musik.
George Ezra. „Budapest“. Seinen gefühlt sehr alten Hit kenne ich aus dem Radio. Den kennt aber jeder. Mehr fiel mir spontan auf der Anfahrt dann auch nicht ein. Später, so gegen 22 Uhr, ging es mir wie den zwei Menschen neben mir, die – als Passenger seinen Hit „Let her go“ anstimmt – erstaunt anmerken:

Das Lied kenne ich, ich wusste aber nicht, dass der so heißt.

Ja, also „Blame it on me“, „Paradise“ und „Hold my girl“ kenne ich auch aus dem Radio, ich wusste aber nicht, dass sie von George Ezra sind. Obwohl ich es mir hätte denken können. Schon alleine aufgrund der Stimme des Briten, die sehr einzigartig und markant ist. Insgesamt, so stelle ich fest, kenne ich sehr viele George Ezra Songs.

Im Vorfeld war ich mir nicht ganz klar darüber, ob das Konzert eine Solonummer wird, oder ob er mit Band kommt. Solokonzerte sind ja aktuell groß in Mode, quasi das Straßenmusikerambiente in die Konzerthallen transportieren. Passenger macht das im Vorprogramm zum Beispiel so. Eine Akustikgitarre, zwei Spotstrahler, fertig. Passenger ist Michael David Rosenberg, ein britischer Singer-Songwriter. Zu Beginn waren Passenger noch eine Band, irgendwann Anfang der 10er Jahre hat sich das dann geändert. Seitdem ist Michael David Rosenberg solo unterwegs, besagtes „Let her go“ ist jedoch bisher der einzige Song von ihm, den ich kenne. Nach ziemlich exakt 30 Minuten ist sein Auftritt vorbei. Er bittet noch darum, in der Umbaupause nicht nur ziellos im Internet zu surfen, sondern seinen Instagram Kanal zu abonnieren, und dann ist sein Auftritt bei mir auch schon fast wieder in Vergessenheit geraten. Viel blieb tatsächlich leider nicht hängen.

Überpünktlich kommen George Ezra und seine siebenköpfige Band ein paar Minuten vor 21 Uhr zu Tom Jones „It’s not unusual“ auf die Bühne. Eine gute eröffnung, die sofort alle mitnimmt. Da wir den frühen Zug zurück erwischen wollten, heißt das im Umkehrschluss, wir sehen mehr George Ezra als gedacht. Vielleicht sogar das Konzert bis zur Zugabe. Von Anfang an bietet die Band eine große Stadion-Show. Die Bühnenleinwand liefert am Fließband entweder lustige Portraitaufnahmen der Musiker, mal in stylischer Schwarzweiß Optik, mal als Briefmarkendesign oder spaßige Animationen wie rollende und fliegende Orangen über übertrieben sonnige und hell leuchtende Landschaften. Gute Laune Animationen, die genau dafür sorgen. In den nächsten 90 Minuten bitte keine schlechte Stimmung, in den nächsten 90 Minuten bitte einfach nur Spaß am Augenblick und Freude über den Moment. So könnte ich das Konzept der Show überschreiben. Der Blues, Folk, Pop-Rock und Country des George Ezra klingt positiv und nie böse oder gemein. Oft beinhalten die Songs Erinnerungen an Reisen („Barcelona“, „Manila“, „Green green gras“, „Budapest“), oder sie feiern ausgelassen das Leben. Dann hüpft auch gerne mal die gesamte Band wild über die Bühne. Einmal jedoch verlässt die gesamte Crew die Bühne. Ein Klavier wird nach vorne gerollt und es ist klar, jetzt kommt sowas wie der Coldplay Moment des Konzertes. „Hold my love“ und ein, zwei weitere Songs singt George Ezra nur in Klavierbegleitung. Wie selbstverständlich schalten alle ihre Handylampe an und strecken ihr Mobile in die Höhe. Schön.

Es ist einfach Pop Musik.

Das alles ist okay, aber bitte nicht böse sein, wenn ich all das schnell wieder vergesse. Bereits auf der Rückfahrt habe ich große Teile des Abends nicht mehr parat. Das Konzert war für mich so wenig intensiv wie ein Small-Talk zwischendurch. Nett, unterhaltsam für den Augenblick aber ohne Substanz.
Mainstream-Pop muss man verstehen, immer gelingt mir das nicht.

Setlist:
01: Anyone for you
02: Cassy O‘
03: Get away
04: Gold rush kid
05: Pretty shining people
06: Barcelona
07: Saviour
08: Did you hear the rain?
09: Hold my girl
10: Sweetest human being alive
11: In the morning
12: Manila
13: All my love
14: Green green grass
15: Blame it on me
16: Paradise
17: Budapest
Zugabe:
18: Dance all over me
19: Shotgun

Kontextkonzerte:

Schreibe einen Kommentar