Ort: Live Music Hall, Köln
Vorband: All we are
Warpaint
Liebe Warpaint,
wie geht es Euch? Jenny war ja am Sonntag arg erkältungstechnisch angeschlagen, dass sie gar zwischenzeitlich die Bühne verlassen musste. Ich hoffe, sie hat sich wieder etwas erholt und kannst die nächsten Tagen in alter Frische bestreiten. Ihr habt ja noch ein paar Auftritte vor euch, seid ihr doch nahezu den gesamten Frühling in Europa und Übersee unterwegs.
Und hoffentlich hat sie niemanden angesteckt. Das wäre blöd, denn ihr habt in Köln wirklich ein sehr, sehr gutes Konzert gegeben und ihr ward so schön ansteckend voller guter Laune, dass ich den bestgelauntesten Konzertabend dieses Jahres verbracht habe. Und all die anderen, die euch in den nächsten Tagen sehen, sollten euch genauso toll erleben. Ohne Erkältungskram. So wurde euer Konzert ein Höhepunkt meiner letzten Wochen.
Oh ja, meine letzten Tagen waren irgendwie blöd, mit viel Arbeit und anderen nervigen Dingen belegt, der mich an so einigem zweifeln ließ. Ich hatte unter der Woche sogar keine Lust, meine beiden ursprünglich anvisierten Konzerttermine wahrzunehmen, mir war nicht danach. Stattdessen beschloss ich dann am Samstag sehr spontan, Beady Eye zu sehen. Kennt ihr die? Das ist die neue Band von Liam Gallagher, aber bei weitem nicht so spektakulär wie Oasis. Na, und am Sonntag wollte ich euch sehen. Dieser Plan stand ja schon etwas länger. Ihr erinnert euch:
Ursprünglich hatten wir uns für November im Gloria verabredet, aber das ging irgendwie schief. Stattdessen sahen wir uns einige Tage später in Den Haag. Aber unser holländisches Treffen fand ich irgendwie komisch. Ich konnte mich damals nicht recht begeistern, und – darf ich offen sein – ich bin sogar zwischendurch mal kurz raus, so mau fand ich euren Auftritt.
Als ich am Sonntag in der Live Music Hall auf euch wartete, kam mir das wieder in den Sinn. Ich musste daran denken, dass ihr mich bei keinem eurer Liveauftritte so richtig überzeugt habt. An den Weißenhäuser Strand erinnere ich mich zwar kaum noch, wann war das noch gleich, 2010?, aber Barcelona, Den Haag und diese Hitzeschlacht in der Kölner Kulturkirche überzeugten mich nie so vollends.
Klar, ihr seid toll, alle vier, und eure Debütplatte ist großartig, aber live sprach sie mich nie so an. Keine Ahnung warum nicht. Und so hatte ich auch an den gestrigen Abend keine großen Erwartungen.

Ich stellte ihn mir wie folgt vor: Zu Beginn lasse ich mich noch von euren Songs begeistern, mitziehen im allgemeinen Enthusiasmus des Konzertraumes. Aber im Laufe des Abends wird es mir zu eintönig, zu zäh und nur eure fulminanten Bassläufe schaffen es nicht, mich aus der Lethargie zu reißen und weiter zu begeistern. So war es bisher immer, zuletzt in Den Haag überaus deutlich. Aber, wie wir so sagen, alles natürlich immer noch besser als jeder Sonntagsabend-Tatort.
Und, liebe Warpaint, alles unsinniges Geschwätz von vorgestern. Denn, und das stimmte mich froh, ihr habt mich dieses Mal vom Gegenteil überzeugt. Von wegen eintönig und zäh. Schön war es, sehr schön sogar. Ihr habt mich in den knapp 90 Konzertminuten ganz klar überzeugt.
Hattet ihr gute Laune? Theresa, du schienst mir am bestgelauntesten zu sein. Kann das sein? Mir kam es so vor und ich hatte auch den Eindruck, dass du die anderen damit nach und nach angesteckt hast. Die letzten paar Mal habe ich euch nicht so unterhaltend erlebt, das war mir neu und ich fand das sehr sympathisch. Ihr ward so guter Dinge. Schön auch, wie ihr immer wieder bei der kränkelnden Jenny nachgefragt habt, wie es ihr geht und ob es noch geht. Und als sie nach „Undertow“ mit der typischen „Kopf ab Handbewegung“ in Richtung … machte, kündigtest du direkt den letzten Song an. Das fand ich okay und wirklich niemand wird euch vorwerfen, einen oder zwei Songs der geplanten Setlist ausgelassen zu haben.

A propos, eure Setlist fand ich gut. Das Warpaint Intro war auch euer Konzertintro, gefolgt von „Keep it healthy“. Das kann niemand besser machen und dieser Beginn allein macht mich schon glücklich. Sind das doch nicht nur meine beiden Lieblingsstücke auf eurem aktuellen Album Warpaint, sondern auch mit das Beste an Musik, was ich in diesem Jahr gehört habe. Also ein Start nach Maß. Eigentlich konnte jetzt nichts mehr schief gehen. So wie ich tags zuvor bei Beady Eye den Eindruck von Lustlosigkeit hatte, so hatte ich bei euch nie Zweifel an einer großen Spielfreude. Der Bass wummerte schön im Magen, der Sound war zwar laut abgemischt, aber überhaupt nicht dröhnig oder schlecht. Alles gut hier!
Im November hatte ich eure neuen Songs schon live hören können. Damals kam mir die Konzertstunde sehr keyboardlastig vor und ich vermisste etwas den Esprit in den Stücken. Gestern Abend habt ihr das besser hinbekommen. Es war, als wäre ich bei einem Konzert einer anderen Band. Ich hörte wieder mehr Gitarren. Im November war das noch anders, diesmal war es so besser.
Ach und „Undertow“. Ich habe euren Song noch nie so toll und wunderschön empfunden wie an diesem Abend. Direkt bei den ersten Tönen bekam ich eine Gänsehaut, die mich durch den ganzen Song begleitete. Was habt ihr da bloß gemacht? Ich war absolut hin und weg. „Undertow“ ist sicherlich einer meiner Konzertsongs des Jahres
„Composure“, fünf Songs zuvor stand dem nur wenig nach. Es ist das andere meiner Lieblingslieder vom ersten Album „The Fool“ und ich höre es auf Konzerten einfach unglaublich gern. Dass mich anschließend „Love is to die“ umgehauen hat, fand ich dagegen überraschend. Aber irgendwie klang es an diesem Abend anders als auf Platte, ich denke, dass es daran gelegen hat. Oder aber bereits an der Tatsache, dass ich zu diesem Moment schon völlig gefangen von euch war.
In der Zugabe habt ihr dann nochmal einen draufgelegt. Mit „Bees“ konnte ich ja noch nie so richtig was anfangen, aber auch das war an diesem Abend nebensächlich und mit dem finalen „Elephants“ wurdet ihr ja nochmals denkwürdig schön.

Viele Grüße, und wir sehen uns dann so Gott will putzmunter im Mai in Barcelona!

Kontextkonzerte:
Crossing Border Festival – Den Haag, 16.11.2013
Warpaint – Köln, 28.06.2011  Kulturkirche Nippes
Primavera Sound 2011 – Barcelona, 28.05.2011
Rolling Stone Weekender 2010 – Ostsee, 12.11.2010

Fotos:

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