Rush Hour rund um Straßburg. Es ist heiß, es ist voll und die vierspurige Autobahn erscheint unübersichtlich. Was sagt das Navi? Abfahren. Hier? Jetzt? Rückspiegelblick, Schulterblick, Abbremsen, Anfahren, Schulterblick, Klack. Vorne ein leichter Stoß. Ein Auto links hupt, der Vordermann fährt weiter. Zwei Verkehrslücken weiter ist er aus dem Sichtfeld.
Erst mal runter von der Autobahn, checken was los ist. Nichts ist los, aber das Nummernschild und die Kühlerverkleidung leicht verbogen. Ja, es gab definitiv eine Berührung mit dem Vordermann. Was tun? Der Typ ist weg.

Straßburg - Hotel de Police

Im Hotel fragen wir an der Rezeption nach der Polizei. Es erscheint mir sinnvoll, den Vorfall zu melden, bevor jemand anders ihn meldet und die Auswertung der Kamerabilder an der Autobahn auf uns zurückfallen. Den ersten Besichtigungstermin in Straßburg hätten wir damit gebucht: das Hotel de Police. Europaviertel, arte, historische Altstadt, das kann ja jeder, aber das im Brutalismusstil erbaute Polizeigebäude von innen zu besichtigen, diese Erinnerung nimmt nicht jeder aus Straßburg mit. Gott sei Dank ist der Schriftkram schnell erledigt. Bisher lag nichts vor und so wurden die Personalien erfasst und wir mit dem Hinweis verabschiedet, dass, wenn sich jemand meldet, wir davon hören werden.

Von oben sieht Straßburg gemütlich und unübersichtlich aus. Das Münster ist für die Öffentlichkeit zugänglich, ein paar hundert Treppen führen bis auf das Dach. Es ist überraschend wenig stark besucht, die Aussicht lässt sich in aller Ruhe genießen. Den Rest des Tages geht es zu Fuß durch die Stadt, abends folgt ein kleiner Abstecher ins Europaviertel und zum Standort des Fernsehsenders arte.

Straßburg ist schön, genauso schön wie – Achtung, enorm mittelmäßige Überleitung – der New Wave Post Punk Song von den Rakes. Der war meine bisher einzige Verbindung zu Straßburg.

Das erste Drittel bzw. die erste Spitze des Triangles liegt damit bereits hinter uns.  Wir bereiten uns auf die Weiterreise vor.
Auf dem Weg nach Nancy kommen wir knapp an Marmoutier vorbei. Google Maps gibt uns den Hinweis auf ein Kloster. Also: hinfahren, Foto machen, weiterfahren. So läuft das auf einem Roadtrip. Das Kloster Marmoutier ist unspektakulär, aber steinalt. Zwischen 500 und 600 wurde es erbaut, in der Kirche sind einige der Fundamente freigelegt. Heute ist es vollständig in den Dorfkern integriert. Man erkennt es zwischen den anderen Gebäuden kaum als Kloster.

Den Einhornbrunnen in der Nachbarstadt Saverne lassen wir wortwörtlich links liegen. Die Departementstrasse zur Autobahn zweigt vor dem Ort ab und da wir Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke offensichtlich schlecht recherchiert haben, entgeht uns dieses fotografische Highlight.

Nancy nähern wir uns über eine unspektakuläre vierspurige Einfallstraße inklusive unspektakulärem Industriegebiet. A ha, sieht ja nicht so spannend aus, dieses Nancy. Aber spektakulär ist unser Hotel, futuristisch mit viel Alu- bzw. Metallverblendungen und Fenster wie Bullaugen. Im Ganzen ein schöner spaciger Klotz, direkt an einer Hauptverbindungsstrasse im östlich der Innenstadt. Auf der anderen Seite der Straße ist ein Parkplatz. Ab Samstagnachmittag ist er kostenfrei; passt also. Nach dem Einchecken führt uns ein erster Weg ins Stadtzentrum. Neben ein paar 1970er Jahre Betonsilos und verlassen wirkenden Altbauten scheint es hier nicht viel zu geben. Der erste Eindruck haut uns nicht gerade um. Das Stadtbild wirkt durcheinander, die Kathedrale – unser erstes Ziel – steht ihrer unwürdig direkt an einer Straße. Wir laufen weiter und gelangen ins Zentrum. Ein großes, altes Einkaufscenter im schönsten 1960er Jahre Flachbaustil dominiert den Bahnhofsvorplatz und vor der Église Saint-Sébastien steht als Dauerinstallation ein Kinderkirmeskarussel. Weiter die Fußgängerzone entlang. Wir landen in der Altstadt und nach einigen Schlenkern stehen wir auf dem Platz Stanislaw. Wow. Der ist groß und wunderschön.

Nancy - Platz Stanislaw

Klassizistische Gebäude säumen den Platz, der an einer Seite in eine parkähnliche Anlage des Palais du Gouvernement de Nancy übergeht. Benannt ist der Platz nach dem Herzog von Lothringen und ehemaligen König von Polen, der im 18. Jahrhundert die Idee hatte, mithilfe des Platzes eine Verbindung zwischen Altstadt und Neustadt zu schaffen. Seit den 1980er Jahren steht der Platz auf der Liste der UNESCO Weltkulturerbe. Zurecht, denke ich.

Entlang der Mosel geht’s weiter nach Metz. Es ist die nächste mir unbekannte Stadt. Das Centre Pompidou Metz ist ein must see, die Altstadt schön und geruhsam. Zumindest an diesem Samstag. Das Café im Centre Pompidou werden wir am Sonntag zum Frühstück testen, Samstagnachmittag bleiben wir zum Sightseeing in der Altstadt. Neben kleineren Kirchen hat Metz auch eine Kathedrale. Gotischer Baustil, ein erhabenes Monument. Die ersten Baumaßnahmen gehen auf das 12. Jahrhundert zurück, fertiggestellt wurde sie im 16. Jahrhundert. Es ist nicht die erste Kathedrale, die wir in den letzten Tagen sahen, auch Nancy (nicht gotisch, erst im 18. Jahrhundert erbaut) und Straßburg (Straßburger Münster) können Kathedralen. Die Esplanaden und die Altstadt durchlaufen wir an diesem recht warmen Samstag. Bahnlinien trennen die Altstadt von der Neustadt. Hier, auf der anderen Bahnhofsseite bestimmen moderne Bauformen das Szenebild. Um das Centre Pompidou hat sich augenscheinlich ein neuer Stadtteil etabliert, Shopping Mall und Veranstaltungshalle inklusive. Das Frühstück im Café des Centre Pompidou ist übrigens empfehlenswert.

Metz - Centre Pompidou

Über Stock und Stein

Schreibe einen Kommentar