Zu Besuch in den Hamptons.
Einen Tag bevor wir von New York aus wieder in Richtung Heimat fliegen, unternehmen wir einen Tagesausflug in die Hamptons. Diese schmale Landzunge östlich von New York City reizt uns schon länger und jetzt endlich bot sich die Gelegenheit, sie zu besuchen.
Mit dem Zug macht es eher wenig Sinn, in die Hamptons zu fahren. Die Zugverbindung von New York aus endet in Babylon. Dort kann man zwar in die sogenannte Montauk Branch umsteigen, die endet aber in East Hampton. Wir wollten aber weiter nach Osten und so beschlossen wir bereits zuhause, einen Mietwagen zu buchen und einen Roadtrip durch die Hamptons zu unternehmen. Wir haben uns dafür extra einen Tag eher aus unserem Hotel in Midtown ausgecheckt und eine Übernachtung in einem der zahlreichen )und leidlich heruntergekommenen) Flughafenhotels gebucht. Unser Plan ist es, morgens den von zuhause aus gebuchten Mietwagen am Flughafen in Empfang zu nehmen, den Tag über im Auto in den Hamptons zu verbringen und abends den Mietwagen wieder abzugeben.
Über den 24/7 Shuttleservice des Hotels sind wir einfach und unkompliziert mit der Mietwagenstation verbunden, überdies erleichtert eine Unterkunft im Einzugsbereich des Flughafens vor dem Abflug die stressige Anreise zum Airport am Abflugtag. Wer allerdings glaubt, dass das Flughafenhotel bzw. ein Hotel in Flughafennähe günstiger zu haben ist als eine weitere Übernachtung in Midtown, der irrt leider. Auch ich hatte gehofft, dass es hier, weiter draußen, preislich moderater zugeht. Doch das ist – zumindest an unseren Tagen – nicht der Fall.
Unser Mietwagen ist für 9 Uhr reserviert. Gegen 10 Uhr sitzen wir dann endlich in unserem Ford und ich mache mich mit der Technik und vor allem mit dem Automatikgetriebe vertraut. Nein, den linken Fuß brauche ich nicht und wenn ich die Bremse löse, fährt der Wagen sofort. Gewöhnungssache. Nach wenigen Metern bin ich drin.
Vom Flughafen aus einfach Richtung Osten. Als Ziel hatten wir uns die östliche Spitze der Hamptons ausgeguckt. Ein Leuchtturm und Montauk sind unsere ersten Zieldestinationen. Doch bis dahin vergehen gute drei Stunden Fahrzeit.
Anfangs quälen wir uns durch die Ausläufer Brooklyns. Die Straße ist vierspurig, der Verkehr für einen Sonntag aber okay. Erst als wir den Belt Parkway verlassen und auf den Sunrise Highway fahren, wird der Verkehr ruhiger und die Straße alsbald zweispurig. Dem Sunrise Highway folgen wir bis Hamptons Bay. Das ist einfach und sehr unkompliziert. Quasi immer nur geradeaus. Gute 80 Meilen fahren wir bis hierhin. Weitere 50 Meilen sind es dann noch bis zum Montauk Point State Park.
Aber wir befinden uns jetzt schon mitten in den berühmten Hamptons. Damit wird der Teil von Long Island bezeichnet, der von Westhampton Beach im Westen bis nach Montauk am äußersten östlichen Zipfel der Landzunge reicht. Auf dem Rückweg von Montauk werden wir in East Hampton links abbiegen und einen Umweg über Sag Harbor fahren. Ich hatte zuvor online nach einem typischen Fischerstädtchen mit kleinem Hafen gesucht; Sag Harbour wurde mir empfohlen. Außerdem soll es am Pier eine sehr gute Fischbude geben, sagte das Internet. Und da Essen auch auf Ausflügen wichtig ist, steht Sag Harbour auf der Liste.
Doch erstmal geht es nach Montauk. Schon auf dem Weg wird uns klar, dass wir mit unserem Roadtrip alles richtig gemacht haben. Die Landschaft ist toll, die kleinen Ortschaften, durch die wir fahren, werden immer schöner, je weiter wir in die Hamptons vordringen. Jetzt wird klar, warum diese Gegend von vielen New Yorkern so gemocht wird und einige Städter hier ihre Sommerresidenz haben oder zumindest die Ferien hier verbringen. (Kennt man ja aus vielen Serien und Filmen (The Affair, Revenge; beide Serien übrigens sehr empfehlenswert) Der Nebeneffekt ist, dass die Hamptons damit leider auch unerschwinglich teuer geworden sind. In Sag Harbour schaue ich mal kurz bei einem Immobilienmakler ins Schaufenster. Respekt, sag ich mal.
Aber Himmel, es ist auch schön hier. Hampton Bays, Bridgehampton, East Hampton. Auf der Durchfahrt lassen wir die Orte auf uns wirken und überlegen, wo wir auf dem Rückweg anhalten. Überall werden wir das nicht schaffen, aber eigentlich möchten wir das. Jeder Ort hat seine faszinierenden Seiten und ist allemal einen Stopp wert.
In East Hampton kommt uns der Zufall zur Hilfe. Im Movie Theater Regal UA East Hampton findet just das Hampton Filmfestival statt. Na wenn das nichts ist. Das schauen wir uns auf dem Rückweg näher an. Genau wie Montauk. Es ist der Ort, der unserem Reiseendpunkt am nächsten liegt. Unser Zielpunkt ist der Montauk Point, ein Leuchtturm am Ende der Hamptons. Hier ist der sogenannte ‘easternmost point of New York‘. Wir bezahlen gerne 8 Dollar fürs Parken und 10 Dollar pro Person für den Eintritt auf das Leuchtturmgelände. Hier wollten wir hin, da machen wir jetzt keinen Rückzieher. Das Museum lohnt sich eher nicht, aber im Shop gibt es schöne T-Shirts als Souvenir.
Welcome to the world-famous Montauk Point Lighthouse, located at the very tip of eastern Long Island. Our magnificent lighthouse provides unforgettable 360° views over the Block Island Sound, the Atlantic Ocean and points west. Whether you’re in town for a week or a day, no visit to Montauk is complete without a stop at its historic lighthouse. The Montauk Point Lighthouse, commissioned by President George Washington in 1792, is one of the best-known and most-beloved icons of Long Island. It was the first lighthouse to be built in New York, and is the fourth-oldest working lighthouse in the nation. It was named a National Historic Landmark in 2012, one of only 12 lighthouses to be so honored.
Nach einem halbstündigen Aufenthalt geht es zurück nach Montauk. Es ist Zeit für einen Kaffee. Im Stadtzentrum liegen an der Durchgangsstraße nicht nur zwei Tankstellen, sondern auch die Hampton Coffee Company. Perfekt, eine Tasse als Souvenir nehmen wir gleich mit. Das Straßenfest mitten im Kreisverkehr schenken wir uns, wir gehen stattdessen an den Atlantik. Das Wasser ist gar nicht so kalt wie gedacht, ein bisschen die Füße baden geht allemal.
Allerdings zieht es uns schnell weiter. Das Filmtheater und Sag Harbor warten noch.
In East Hampton stoppen wir nur kurz. Es ist mittlerweile schon Spätnachmittag und die Sonne wird bald verschwunden sein. Also nur kurz ins Filmhaus, etwas Merch vom Filmfestival kaufen und weiter. Seit 1993 findet in den Hamptons jeweils im Oktober das jährliche, dem Independent Film gewidmete Hamptons International Film Festival statt. und erstmals wird mir die Mondänität der Hamptons so richtig deutlich: Wir parken zwischen Geschäften von Ralph Lauren, Vineyard Vines, Zadig & Voltaire, Devi Kroell und Valentino. In den Hamptons Dinge des täglichen Bedarfs, vermute ich. Erst zuhause lese ich, dass East Hampton einer der ‘best celeb spot’ Orte der Hamptons ist. Nun denn, Alec Baldwin, Neil Patrick Harris, Brooke Shields, Robert Downey Jr., Richard Gere sind uns nicht über den Weg gelaufen (oder wir haben sie nicht erkannt.) Alle haben in East Hampton ein Häuschen.
In Sag Harbor ist das The Dock House unser Ziel. Direkt im Yachthafen. Also genau das, was ich mir so vorgestellt hatte. Leider wurde es schon langsam dunkel, als wir den Ort ein bisschen erkunden. Planlos, wie meist, wählen wir eine Straße, die Main Street, kaufen im Supermarkt ein paar Getränke und lernen, dass das Kino in Sag Harbour, an dem wir zufällig vorbeikommen, auch Teil des Hampton Filmfestival ist. Zu viel mehr bleibt keine Zeit. So verpassen wir das Memorial, den weiteren Innenstadtbereich und die anderen beiden Yachthäfen.
Nun denn, an einem Tag kann man nicht alles haben, und unsere vorher angedachten Tagesziele haben wir ja gesehen. Um kurz nach neun Uhr sind wir wieder am JFK-Flughafen. Dank des im Mietwagen integrierten Navigationsgeräts verfranzen wir uns kein einziges Mal im Straßendickicht rund um den JFK-Flughafen und erreichten einfach und leicht die Mietwagenstation.
Den schönsten Song über die Hamptons hat meiner Meinung nach Josh Rouse geschrieben. „Winter in the Hamptons“ ist ein feiner Indiepopsong mit einer schönen, sanften und unaufgeregten Melodie, die perfekt zu einer Autofahrt durch die Hamptons passt. Ich behaupte, Josh Rouse ist einer der besten Singersongwriter unserer Zeit. Und leider ist er auch der am meisten unterschätzte und nicht-beachtetste Singersongwriter unserer Zeit.
Vielleicht kommen wir noch einmal zurück, um die gesamte Landzunge und das angrenzende Connecticut zu erkunden. Und vielleicht haben wir dann auch wieder so ein traumhaftes Wetter wie an diesem Sonntag. Die Hamptons sind ein hochinteressantes und sehr schönes Reiseziel.
Hinweis: Alle Fotos habe ich mit meiner Olympus PEN-E PL9 gemacht.
Über Stock und Stein: