Ort: Theater Heerlen, Heerlen
Vorband: Salvia

The haunted youth - Heerlen, 06.09.2025

Nein, nicht die Hard Rock/ Alternative Metal Band Salvia, die in den 1990er Jahren einen Grammy gewonnen haben. Ich meine die ukrainische Sängerin Nicole Selivan, die in Brüssel zusammen mit Arno De Ros und Tom Stokx die Band Salvia gründete.
Ich betrete gerade den Limburgsaal im Theater Heerlen, als sie „I wanna be your dog“ covern. Das tun sie mit einem starken The Cure Bassanteil. Den größten Teil ihres Konzertes hatte ich zwar verpasst, aber ein erster Eindruck bleibt hängen: mit ihren eher dunklen, Dreampop-esken Sounds passen Salvia gut zu The haunted youth. Und der Gitarrist der Band kommt mir irgendwie bekannt vor.

Ich bin etwas spät dran. Auf dem Theatervorplatz ist ein kleines Volksfest aufgebaut. Cultura Nova – so entnehme ich den Plakaten – nennt sich das Fest, das mit kleinen Bühnen, Ständen und allerlei Künstlern aufwartet. Das Konzert von The haunted youth ist Teil des Cultura Nova Festival. Die Belgier spielen im Limburgsaal des Theaters, einem 2000 Leute fassenden Raum, der durch seine Stehplätze und eine zweietagige Sitzgalerie am der Bühne gegenüberliegenden Ende des Saales eher – oder auch – für Popkonzerte geeignet ist. Im großen Theatersaal läuft auch ein Programm. Im vorbeihuschen bekomme ich allerdings nicht mit, wer hier auftritt. Volles Haus also. Und wiederum doch nicht. Der Limburgsaal ist an diesem Abend nicht ausverkauft. Eigentlich, möchte ich sagen, ist das wenig überraschend. The haunted youth sind zwar in Belgien eine Nummer, aber gefühlt nicht so groß, als dass man ein ausverkauft erwarten könnte. Und doch hätte man es erwarten können. Und zwar deswegen, weil The haunted youth auf ihrer Frühjahrstour im nächsten Jahr bisher nicht nur eine von zwei Paradiso Shows ausverkauft haben, sondern mittlerweile auch dreimal den Cirque Royale in Brüssel. Beides sind gute 2000er Säle. Dass auch ihr Kölner Konzert im Artheater längst ausverkauft ist, okay. Der ist aber auch siebenmal kleiner als die erstgenannten.

The haunted youth haben ein zweites Album in der Mache. Boys cry too erscheint Anfang nächsten Jahres. Aktuell spielen sie – The haunted youth konnte man auf ein paar Open Airs in Belgien sehen – bei ihren Sets auch einen neuen Song: „Emo Song“. Er und die beiden 2024er Tracks „Into you“ und „In my head“ vervollständigen die Setlist, die ansonsten aus Songs des Debütalbums Dawn of the freak besteht. Ihre Setlist bleibt den Sommer über unverändert. Immer dieselben 10 Songs in immer der gleichen Abfolge. Das Heerlener Konzert machte da keine Ausnahme.
Seit einigen Jahren, als ich The haunted youth im Dauerregen auf dem Platz des Koninklijke Hockey Clubs sah, bin ich Fan. Seinerzeit spielten sie im Vorprogramm von dEUS. Dadurch, dass wir aber die Wegstrecke nach Leuven nicht so richtig abschätzen konnten, waren wir früh da und bekamen so auch das volle Vorprogramm mit. Wenn ich mich richtig erinnere, waren The Haunted Youth die erste Band, die an diesem Abend spielte. Obwohl ich keinen der Songs der Band kannte, ich kannte die Band noch nicht einmal, war ich sehr angetan von den 1980er, 1990er Rock-Gothic Gitarren und den dichten Synthie Sounds. Das klang neu und irgendwie vertraut, was Joachim Liebens da auf die Bühne zauberte. Auch wenn ich danach lange Zeit nichts mehr von The haunted youth gehört oder gesehen habe, blieb mir ihr Set irgendwie im Gedächtnis. Über die Jahre sah ich die Band noch zweimal und immer wieder verließ ich mit dem gleichen Gedanken ihre Konzerte. Was für eine tolle Live-Band The haunted youth doch sind. Und in was für schöne Melodien, die doch eher desaströsen und tief traurigen Texte gepackt sind.
Mittlerweile sind The haunted youth das nächste große belgische Indie-Rock Ding nach den Whispering Sons. In den nächsten Monaten erscheint besagtes neues Album und ihre Tour im Frühjahr ist in Belgien quasi schon so gut wie ausverkauft. Umso zufriedener oder glücklicher war ich, dass ich relativ unkritisch mein Ticket kaufen konnte. Interessant dabei ist die – wie ich finde – sehr stark abweichende Preispolitik von Ticketshops und Veranstalter. Knappe 9 Euro Differenz liegen zwischen den Anbietern. Puhh.

Da ist er wieder: Gitarrist Tom Stokx. Ich wusste doch, er kommt mir bekannt vor. Zusammen mit Hanne Smets an den Keyboards, dem Bassisten Stef Castro, Schlagzeuger Nick Caers und Mastermind Joachim Liebens steht er nun auf der Bühne. Er ist der Musiker, den ich an diesem Abend am häufigsten sehe. Bei der Arbeit. Denn vor der Bühne tanzt Nicole Selivan.
„Broken“ ist der erste Hit, kurz darauf „Teen Rebel“. Mir mittlerweile altbekannte Songs, die nichts von ihrer Energie und Dramatik verloren haben. Evergreens. Jeder, der ein bisschen auf 1980s Synthiewaende und Melancholie steht, wird diese Songs mögen. Irgendwo zwischen Shoegaze, Dream-Pop und eben 80s-Melancholie bilden The haunted youth einen Sound, der, banal gesagt, in meinen Ohren sehr schön klingt. Live packen sie überdies eine große Portion an Gitarren oben drauf, so dass ihr Sound noch dichter und noch lauter wird. „In my head“ und „Coming home“ sind die Kernstücke des Abends, mit langen monotonen Gitarrensounds lassen The haunted youth die Songs auslaufen. Das klingt bombastisch gut.

The haunted youth in Heerlen. Noch kurz überlegt, ob ich danach noch nach Maastricht zu King Hannah fahre, was zeitlich gepasst hätte, diesen Gedanken dann aber schnell verworfen. Feines Set im Theater Heerlen. Ach, ich liebe ihre dunklen goth-esken Plinkergitarren.

Frank (@spiralstairs.bsky.social) 2025-09-06T21:34:22.551Z

Um kurz vor 22 Uhr ist klar, dass The haunted youth keine Zugabe mehr spielen werden. Kurz überlege ich, ob ich mich beeilen soll, ins Auto springen und schnell die 10 Minuten nach Maastricht fahren, um mir dort beim Zero for Three Festival in und um der Muziekgieterij noch die wunderbaren King Hannah anzuschauen. Sie werden um 23 Uhr auf die Bühne gehen. Zeitlich würde das alle mal klappen, da habe ich überhaupt keine Zweifel. Nur, ob sich der ganze Aufwand lohnt, da bin ich in meinen Überlegungen schwankend. Irgendwann auf dem Weg hinaus entscheide ich mich dann aber doch dazu, den Heimweg anzutreten und die kleine Schleife über Maastricht eine Schleife sein zu lassen.
Es war auch so ein guter und ausreichender Konzertabend.

Setlist:
01: Intro
02: Broken
03: Castlevania
04: Teen Rebel
05: I feel like shit and I wanna die
06: Emo song
07: Into you
08: In my head
09: Falling into pieces
10: Coming home

Kontextkonzerte:
The haunted youth – Siren’s Call Festival Luxemburg, 24.06.2023
The haunted youth – Little Waves Festival Genk, 15.04.2023
The haunted youth – Leuven, 21.08.2021

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