Ort: Kulturzentrum Opderschmelz, Dudelange
Vorband: Josh Island

Starsailor – Dudelange, 13.10.2025

25 Jahre Starsailor. Ein Grund, auf Tour zu gehen, dachten sich James Walsh und seine alten Kollegen und planten für diesen Herbst ein paar Konzerte auf dem Kontinent ein. Und natürlich in England, wo alles eine Kategorie grösser für Starsailor ist und wo sie im Rahmen der Jubiläumstour ein Album mit dem Liverpooler Ensemble aufgenommen haben: Starsailor with Strings: Live from Liverpool. Spannender allerdings ist die Frage, wann haben sie das letzte Mal als Starsailor die Insel verlassen? Ich sag’ mal, es ist ewig her. (Das Internet sagt: stimmt nicht. Erst vor 3 Jahren spielten sie ‘20 Jahre Love is here’ Konzerte auf dem Kontinent. Ich bin dumm!).

In den letzten Jahren sahen wir James Walsh solo mit Akustikgitarre hier und da, aber mein letztes Starsailor Konzert war in Manchester, England. Kurz vor Ausbruch der Pandemie und dem Lockdown eröffneten sie für Embrace in einem ausverkauften O2 Victoria Warehouse. Knapp 4000 Leute passen da rein.
Und nun also Kontinentaleuropa. Die Clubs sind mittlerweile kleiner, man kann locker eine Null streichen. In Köln buchten sie das Gebäude 9, in Luxemburg das Kulturzentrum Opderschmelz in Düdelingen. Überraschenderweise war das Gebäude 9 schnell ausverkauft. Also sehr, sehr schnell, so dass als nächstgelegener Konzertort nur noch Dudelange in Frage kam. Tja, wer zu spät kommt…
Dass ein Starsailor Konzert besucht werden muss, stand natürlich vollkommen außer Frage. Die Best-of-Tour zum 25-jährigen Bandjubiläum kann man sich nicht entgehen lassen; das verspricht, zu gut zu werden. Außerdem habe ich nun schon zu oft alle Starsailor Hits solo-akustisch von James Walsh gehört, da wird es mal wieder Zeit, die Songs in Bandbesetzung zu hören.

Denn nachdem die aktuellen britischen Superstars Coldplay und Travis heißen, müsste es schon mit dem Teufel zugehen, wenn die kommenden nicht auf den Namen Starsailor hören würden.

hieß es 2001 zu einer Rezension des Starsailor Debüts Love is here. Ja, das machte damals sehr viel Sinn und war nur zu logisch. Immerhin hat das Album sechs Riesenhits und vier Hits. Auch der Nachfolger Silence is easy schien dem Weltruhm nicht im Wege zu stehen: „Silence is easy“, „Four to the floor“, „Lullaby“; es schien so, als können James Walsh und Co. nur Hits schreiben. Doch irgendwie war es das. Starsailor machten um die 2010er Jahre eine kleine Pause und kamen 2014 wieder zurück. Mit einem Greatest Hits Album und einer Tour, auf der ich auch eines ihrer Konzerte besuchte. 2017 erschien ein weiters Album, All this life. Im letzten Jahr veröffentlichten Starsailor ihre bis dato letzte Platte, Where the wild things grow. So richtig nach Superstars klingt das nicht, und aus mir unerfindlichen Gründen wurden Starsailor auch keine Superstars, sondern nur Stars.

Auf der Setlist des Abends sind natürlich nur die alten, großen Hits. Doch halt, ich erblicke eine Ausnahme: „Where the wild things grow“ vom aktuellen Release Where the wild things grow. Ich glaube, den Song spielte James Walsh auch im Januar in Venlo, als wir ihn das letzte Mal solo sahen. Aktuell sind Starsailor die alten Starsailor von damals: James Walsh, James Stelfox (Bass), Ben Byrne (Schlagzeug) und Barry Westhead am Keyboard. Ferner spielt Tony Foster Gitarre, der seit kurzem die Band bei ihren Konzerten unterstützt. Fun Fact: Sowohl er als auch James Stelfox wirkten beim letzten Spiritualized Album Everything was beautiful als Musiker mit.
Den Abend eröffnet Josh Islands. Der luxemburgische Singersongwriter spielt ein Soloset, ist aber ansonsten, wenn ich es richtig verstanden habe, eher mit Band untzerwegs. Der Sound ist gut, das Opderschmelz noch relativ leer, als er pünktlich um 20 Uhr den Abend beginnt. „In my head“ heißt sein erster Song- und ich denke an die Cranberries, „How does it feel“ der letzte, und ich denke an die Inspiral carpets. Ja, mit seinen Songtiteln steht Josh Islands bei mir nicht alleine da. Musikalisch liefert Josh Islands ein sehr kurzweiliges Singersongwriter Set mit sechs oder sieben Songs. Unaufgeregt, leise, schön.

Dann Starsailor. Die ausgelegte Setlist lässt keine Wünsche offen. All killers, no fillers. Was bei der Fülle an Hits, die die Band gerade mit den ersten beiden Alben geliefert hat, nicht schwerfällt. Bis auf „Where the wild things grow“ und „Neon sky“ bedienen sie sich nur bei ihren ersten beiden Alben. Allerdings, und das mahnte ich auch schon bei meinem letzten James Walsh Konzertbesuch an, meinen Favorit „She just wept“ spielen sie leider wieder nicht. Nun ja, ich kann nicht alles haben.
Das Opderschmelz ist ein wunderschöner Konzertort, der Saal fasst unbestuhlt ca. 400 Besucher. Leider füllt sich der Saal auch jetzt nicht wirklich. Es ist nicht näherungsweise voll, vielleicht ist der Saal knapp zur Hälfte gefüllt. Die Sitzreihen, die ich von meinem letzten Besuch her kenne, sind an diesem Abend entfernt worden. Stattdessen sorgen neun Stehtische für eine etwas übertriebene Ü40 Party Atmosphäre. Dabei ist das Opderschmelz ein perfekter Konzertsaal: Der Sound ist verdammt gut, die Atmosphäre wunderschön. Die Bühne geht über die gesamte Saalbreite, der Raum ist nicht allzu tief. Beste Voraussetzungen also für ein Konzert.

Starsailor zeigen sich unbeeindruckt vom relativ schwachen Besucherzuspruch. Es sei halt ein Montag. Die 17 Hits reißen sie routiniert runter. Es ist ein Konzert von britischen Superstars, die auf dem Kontinent etwas in Vergessenheit geraten sind und das auch irgendwie wissen. Anyway, für mich sind Starsailor über die Jahre immer größer geworden. Ich mag die Band mehr als ich es vor 20 Jahren tat. ‘Wenn das schwächste Lied des Abends ein Cover ist, dann läuft alles richtig’, lautet eine Konzertbinse. Bei Starsailor läuft also alles richtig, denn John Lennon’s „Jealous guy“ war mit Abstand der schwächste Song an diesem Abend.

Es war ein grandioses Best-of Konzert! Starsailor haben an jedem Abend ein ausverkauftes Venue verdient.

Can you feel it?
Love is here
It has never been so clear

Setlist:
01: Alcoholic
02: Poor misguided fool
03: In the crossfire
04: Where the wild things grow
05: Way to fall
06: Fidelity
07: Best of me
08: Lullaby
09: Neon sky
10: Jealous guy
11: Born again
12: Tie up my hands
13: Tell me it’s not over
14: Silence is easy
Zugabe:
15: Love is here
16: Four to the floor
17: Good souls

Kontextkonzerte:
James Walsh – Venlo, 01.02.2025 / Joriskerk
James Walsh – Hasselt, 14.04.2023 / Café Café
Starsailor – Manchester, 06.03.2020 / O2 Victoria Warehouse
Starsailor – Bochum, 24.10.2015 / Zeche
Starsailor – Köln, 18.11.2003 / E-Werk

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