Ort: Gloria, Köln
Vorband: –
Ist es schon vorbei? Ich könnte noch stundenlang zuhören!
Die Stars sind uneingeschränkt meine persönliche Entdeckung des letzten Musikjahres. Noch vor einem halben Jahr wusste ich nichts über die Band aus Kanada, kannte noch nicht einmal ihren Namen. Doch der Zufall bewahrte mich vor weiterer Missachtung. Im Sommer 2007 gab es einen kleinen Kanada-Hype in der musikalischen Fachpresse. Im Fahrwasser von Arcade Fire wurden weitere kanadische Bands nach oben gespült. So las ich zum erstenmal von den Stars. Zeitgleich konnte man sich bei Tonspion „The night starts here“ besorgen, den Song, den einfach jeder gut finden muss. Dann noch ein grandioses Konzert im September im Gebäude 9, die neue CD In our bedroom after the war hinterhergekauft (Set yourself on fire lag schon im CD Regal) und eine neue Lieblingsband war geboren.
Was kann es da schöneres geben, als die Stars erneut live erleben zu dürfen? Eigentlich nichts, also Karten besorgt und ab ins Gloria.
Das Gloria liegt mitten in der Kölner Innenstadt, nahe dem Neumarkt und der Severinskirche. Früher, also ganz früher, war es einmal ein Kinosaal. Irgendwann nahm man einfach die Sitzreihen heraus, baute im hinteren Bereich eine Theke ein, und fertig war der urgemütliche Konzertsaal. Ich war erst einmal im Gloria, vor Jahren spielten die grossartigen Pavement hier größtartig auf. Oder verwechsele ich das mit dem Theater am Rudolfsplatz?
Ein kleiner Nachteil einer Konzertveranstaltung mitten in der Stadt ist die Sache mit den Parkplätzen. Da kein Bahnhof in der Nähe ist, ich nicht wirklich Lust auf den 0.11 Uhr Zug hatte, war notgedrungen Auto fahren angesagt. Der erste Stadtausflug mit grüner Plakette an der Windschutzscheibe endete dann sehr erfolgreich in einem Parkhaus nahe des Glorias.
Es ist Sommer in der Stadt. Die Menschen sind gut gelaunt und haben ihre Frühjahrsgarderobe angelegt. Dazu gehören immer mal wieder und auch in diesem Sommer Converse. Vor der Bühne sieht man ganz viele in unterschiedlichen Farbausführungen. Auch Torquil Campbell trägt Chucks. Grüne begleiten heute die graue Anzugshose und das obligatorische schwarze Hemd. Das Sakko blieb in der Umkleide, die gute Laune nicht.
Vorhin im Auto hörte ich ihn noch bei 1live erzählen. Über den schönen Tag, den er in Köln verbracht hat, die tolle Stadt und die grosse, monumentale Kirche, die gleichzeitig faszinierend wie furchterregend wirkt und mächtig Eindruck hinterlässt.
Das Gleiche wird er nochmal auf der Bühne erzählen.
Natürlich stellt man Vergleiche an, wenn man eine Band zweimal in kurzer Zeit zu sehen bekommt. Das letzte Mal ist zwar schon ein paar Monate her, die Erinnerung aber noch sehr gut konserviert. Gestern wirkten die Stars spielfreudiger, lebhafter und besser gelaunt als im September. Der sonnige Tag hinterliess seine Spuren. Relaxte Stimmung auf der Bühne, entspannte Atmosphäre im Saal. Darüberhinaus wirkte der gesamte Auftritt ruhiger und abgeklärter als die Gebäude 9 Show. Ansonsten fällt es mir schwer, weitere Vergleiche anzustellen, beide Auftritte wirkten zu unterschiedlich auf mich.
Apropos Gebäude 9. ‚I love the Gloria‘, sagt Torquil Campbell, der übrigens auch als Schauspiel aktiv ist und in Sex and the City und in noch einer amerik. Serie kleinere Rollen hatte, irgendwann. Es sei doch hier viel viel schöner als im Gebäude 9. Dort sei alles so abgewrackt. (Ob er auch die berühmten Gebäude 9 Kloanlagen im ersten Stock kennt?). Dabei hatten die Stars das letzte Mal noch gross angekündigt, das nächste Mal, wenn sie in der Stadt seien, (also dieses Mal) das Gebäude 9 an zwei Abenden hintereinander auszuverkaufen.
Voll war es gestern auch, aber nicht ausverkauft. Und aus dem Stars Publikum werde ich immer noch nicht schlau. Es ist ein ziemlich inhomogener, zusammengewürfelter Haufen Menschen. Von jeder Generationengruppe und Jugendbewegung ist was dabei. Alle zusammen hatten gestern ihren Spass und feierten ihre Stars gebührend ab. Nach guten 90 Minuten inklusive zweier Zugaben wollten sie noch mehr. Mit einer weiteren Zugabe, „Barricade“, der Song, der an Spandau Ballett erinnert, wurde der Abend auf wundersamste Art und Weise beschlossen.
Begonnen hatte es um zehn Uhr gleich mit dem Smasher „The night starts here“. Vom Titel her der optimale Opener. Beendet wurde das reguläre Set mit dem schön schwermütigen „In our bedroom after the war“. Vorher gab es das zeitlose „Ageless beauty“, der erste kleinere Hit, der die Stars in die Legende der weltweiten Musiklandkarte aufnahm.
Es ist eine gute Klammer, „The night starts here“ zu Beginn, ihr zweiter grössere Hit vom letzten Album, und zum Ende des Sets „Ageless beauty“. Zwei Songs, die für die Geschichte der Band stehen, die unterschiedlicher nicht sein können und wunderbar die Entwicklung der Band wiederspiegeln.
Zwischendurch, die Band sprühte merklich vor Spiellaune, wird alles schöne und gute gespielt. „Take me to the riot“, „Bitches in Tokyo“, „One more night“ und ach, all die anderen wunderbaren Stars Perlen.
‚Seit Jahren kommen wir hier herüber. Wir spielten vor wenigen Leuten und haben uns oft gefragt, warum wir immer wieder rüberkommen. Seit dieser Tour wissen wir, warum.‘
Sehr sympathisch, diese Stars.
„God, it was strange to see you again…“
Kontextkonzerte:
Stars – Köln, 27.09.2007 / Gebäude 9
Sehr nett, da wäre ich gern gewesen. Leider kann man nicht immer alles haben…
Deine Reviews lese ich gern, hab Dich deshalb einfach mal mit auf die Blogroll gesetzt ;-)