Wer wie ich in den 80er Jahren seine Teeniezeit verbrachte, kam an Madonna nicht vorbei. Kurz nachdem es mit Nena vorbei war, kam Madonna gerade noch rechtzeitig, bevor ich mich musikalisch mit Jungsbands wie U2, Frankie goes to Hollywood und Marillion abgab.
Mit ihrem Album Madonna war sie noch zu unspektakulär für mich, die Single „Lucky star“ verlor noch klar gegen Nenas „?“ und auch Kajagoogoo, Robin Gibb, Paul Young und Culture Club fand ich damals besser. (1983 war ein gutes Singles Jahr, bemerke ich gerade).
Doch die Singles „Into the groove“ und „Material girl“ brachten Madonna erste Achtungserfolge, auch wenn sie mehr Schuldisco und Tanzschulen Disco Fox Soundtracks waren als Lieblingslieder. Das „Material Girl“ Video konnte ich irgendwann nicht mehr sehen, und der ewige Marilyn Monroe Vergleich ging mir auf die Nerven. Da Susan verzweifelt gesucht nicht im Kino der Nachbarstadt lief, verpasste ich den Film – ich sah ihn erst Jahre später – und damit die nächste Anhimmelstufe.
Mit True Blue entdeckte ich Madonna dann so richtig. „Papa don’t preach“, „Open your heart“, „Live to tell“ und „True Blue“. Ich kannte diese Songs in- und auswendig. Kein Wunder, True Blue hatte ich mir auf Kassette extra für die Autofahrt an den Gardasee zugelegt. Ich erinnere mich an die Urlaubsfahrt durch die Alpen, die Straße zum Reschenpaß hoch und ich auf der Rückbank sitzend Madonna im Ohr. Nonstop, oder zumindest so lange, bis die Batterien im Walkman ausgepowert waren. Dieser Gardasee Urlaub wurde mein Madonna Urlaub.
1987 erspielte ich mir dann meine erste Madonna Platte. Auf einer Weihnachtsfeier gewann ich das rote Remixalbum You can dance in einer Tombola. Abspielen konnte ich die Platte leider nie, wir besaßen zuhause keinen Schallplattenspieler und so verschwand die Platte irgendwann auf dem Dachboden und später in der Tonne. Ja, ich ärgere mich heute darüber.
Zu „Like a Prayer“ konnte ich 1990 tanzen. Im Musikzirkus, zur damaligen Zeit eine angesagte Großdisco in Dortmund, lief es immer nach INXS „Mystify“. „Mystify“ war super! Da machte es durchaus Sinn, die kleinere Tanzfläche der Indiedisco für dieses Doppel kurzzeitig zu verlassen. Nach ein paar Besuchen wussten wir, Madonna und INXS spielte der DJ immer zwischen Mitternacht und halb eins.
Anfang der 90er Jahre wollte ich auf die Blond Ambition Tour, irgendwie klappte das aber nicht. Erst Jahrzehnte später schaffte ich einen Konzertbesuch. Vor drei Jahren in Berlin zur Rebel Heart Tour war es endlich soweit. Ticketpreis und Anreise waren egal, ich wollte endlich Madonna sehen. Es war beeindruckend und hoch emotional.
Zwischen 1990 und 2015 lag aber mein lustigstes Madonna Erlebnis:
2010 sah ich Madonna zum ersten Mal in echt. Also fast. Mit einem Freund schlenderte ich in New York durch Macey’s, als urplötzlich ein Ausgang des Kaufhauses von der Security abgesperrt wurde. Draußen fuhr ein Kamerawagen vor und überall herrschte hektisch-nervöses Treiben. Auf unsere Frage, was denn hier gleich passieren würde, sagte man uns noch langem Zögern und erneutem Nachfragen nur diese Worte: „It’s M’donna.“. M’donna, ohne a. Madonna sollte im Macey’s vorbeischauen, um ihre Kollektion (oder die ihrer Tochter) zu promoten. Wir warteten ein paar Minuten, aber als Madonna ewig nicht kam, zogen wir von dannen. Die Zeit war knapp und New York ist groß.
Ja, ich hatte ein Leben mit Madonna.
Madonna in Berlin, 10.11.2015
M’donna und Thees Uhlmann
Madonna hat heute ihren 60. Geburtstag und ich habe immer noch zwei Madonna Lieblingslieder.