Ort: E-Werk, Köln
Vorband: Peace
„Zum ersten Mal hörte ich von Köln, als Tony Woodcock von Nottingham Forest zum 1. FC Köln wechselte und ich fragte mich, warum er nicht zu einem guten europäischen Klub geht.“ (Nikky Wire)
Das zeugt von großem Fußballsachverstand und beweist, dass die Manic Street Preachers schon länger leben. Bekanntermaßen wechselte der englische Nationalspieler 1979 als Europokalsieger der Landesmeister an den Rhein. Sieben Jahre später gründeten sich die Manic Street Preachers, 10 Alben haben sie mittlerweile auf dem Buckel. Die Manic Street Preachers gehören zu den Bands, die man einfach kennen muss. Ob gewollt oder nicht gewollt, „Motorcycle Emptiness“ aus den Anfangstagen oder „Kevin Carter“ und „The everlasting“ aus ihrer Hochzeit Mitte der 90er liefen in jeder ordentlichen Indiedisco und in jedem vernünftigen Radioformat. Da fiel und fällt Entkommen schwer.
Letztes Jahr veröffentlichten sie ihr zweites best-of Album (es ist also noch Luft nach oben), und spielten einige Weihnachtskonzerte in England. Die waren scheinbar so toll, dass sie das Konzept des „wir spielen Hits“ (allerdings ohne Weihnachten) in dieses Frühjahr und auf das europäische Festland transportierten.
Following a hugely successful end to 2011 with the release of the top ten singles collection ‘National Treasures’ and a celebratory sold out show at the O2 Arena in London in December, MANIC STREET PREACHERS will head out in April and May for their first European tour in ten years. (Homepage)
und
Die Tournee rund um ihre aktuelle Best-Of-Veröffentlichung „National Treasures“ markiert nun den Beginn einer weiteren Zäsur. Obwohl bereits ein neues Album mit dem Arbeitstitel „70 Songs Of Hatred And Failure“ in Vorbereitung ist, werden sich die Manic Street Preachers nach der anstehenden Konzertreise eine Auszeit nehmen. Denn „National Treasures“ kennzeichnet laut Nicky Wire „das Ende einer Ära. Nicht das Ende der Band, aber wir werden trotzdem für eine Weile verschwinden.“
Nun, das klang gut und ich wollte dabei sein. Ich möchte mich nicht als die-hard Fan bezeichnen, mag aber die Manic Street Preachers so stark, dass ich mir das Konzert nicht nehmen lassen wollte. „Motorcycle emptiness“, diese melancholische Hymne über den Kampf gegen die Perspektivenlosigkeit, war mein Einstieg in ihre Welt, und ihr erfolgreichstes Album „Everything must go“ war lange Zeit in meiner Kaufgunst weit oben. Zusammen mit „Generation terrorists“ und „This is my truth tell me yours“ bildet es meine Manic Street Preachers CD Sammlung. Klein aber fein, sag ich mal, denn meiner Meinung nach sind das die wichtigsten Alben der Waliser, die, wenn wir ehrlich sind, seit 10 Jahren keinen Hit mehr hatten.
Daher war ich sehr unsicher, wie voll das E-Werk an diesem Abend werden würde. Richtig einschätzen konnte ich das Manic Fantum nicht und so lag ich mit meinem Tipp auch ordentlich daneben. Fast ausverkauft war die zweitgrößte Halle der Stadt und das Publikum in dem Alter, in dem man etwas mit dem Namen Tony Woodcock anfangen kann.
„Motorcycle emptiness“, der Kreis schließt sich, eröffnete den Abend und wenn eine Band mit ihrem Überhit ein Konzert beginnen kann, muss sie sich a) sich ihrer Sache sehr sicher sein und b) einiges nachlegen können. Die MSP konnten bzw. hatten beides. Bereits nach 30 Sekunden Konzert hüpfte und sang das E-Werk, ein langsames Reinkommen ins Konzert geht definitiv anders. Stimmung also von der ersten Minute und am Mitsingen sollte sich während der nächsten 2 Stunden nichts ändern. Einige hundert fanden sich immer, die den einen oder anderen Song am tollsten fanden. Die vier vor mir mochten „Revol“ und „Tsunami“, der Junge neben mir „It‘s not war“ und „Motown Junk“, das Mädchen links „The love of Richard Nixon“, die beiden hinter mir „You love us“ und „Little baby nothing“ und alle natürlich die üblichen Verdächtigen „Motorcycle …“, „Tolerate“, „Everlasting“, „You stole …“ und „Everything must go“.
Ja, die Konzertlaune war und blieb gleichbleibend hohen Niveau. Scheinbar schien ich der einzige, der um „The love of Richard Nixon“ herum einen kleinen Durchhänger hatte. In diesem Moment fragte ich mich, warum sie nicht “Kevin Carter”, “Born a girl” oder das schmalzige „My Little Empire“ spielen. Das sind doch Hits, und das hier ein Best-of Konzert! Also los, jetzt wäre ein guter Augenblick!
Aber sie taten mir den Gefallen nicht, bis zum Ende des Konzertes spielten sie keinen der drei Songs. Es ist nur ein kleines Haar in der Suppe, den Abend trübte das nur unwesentlich.
Setlist:
Zum nachhören auf Spotify:
Manic Street Preachers – Live @ E-Werk, Cologne 22-04-2012
01: Motorcycle emptiness
02: Your love alone
03: Ocean spray
04: Love’s sweet exile
05: (It’s not war) Just the end of love
06: The everlasting
07: Found that soul
08: Theme from M.A.S.H.
09: The love of Richard Nixon
10: Revol
11: Tsunami
12: A design for life
13: From despair to where
14: You love us
15: There by the grace of God
16: Everything must go
17: Let Robeson sing
18: This is the day
19: You stole the sun from my heart
20: Some kind of nothingness
21: Little Baby nothing
22: Motown Junk
23: If you tolerate this your children will be next
Multimedia:
Flickr Photos
Kontextkonzert:
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1978/79 scheiterte der FC an Nottingham Forest im Halbfinale des Pokals der Landesmeister. Forest ist zur Zeit 20. in der 2. englischen Liga, kann aber nicht mehr absteigen. Gleiches Boot, Herr Wire.
Tolle Fotos. „Kevin Carter“ hätten sie gerne spielen können. Die anderen Songs nicht, denn die Manics touren ihr letztes Album „National Treasures“, das alle ihre Singles enthält. “Born a girl” und “My Little Empire” waren – leider – keine Singles.
Vielen Dank!
Ja, stimmt, es sind keine Singles aber es sind aber schöne Songs und Hits, von daher hätten sie gut gepasst!
Eine integre Band, die vielleicht in den letzten Jahren keine Hits aber sicher sehr gute Alben veröffentlicht hat. Journal For Plague Lovers war doch fein. Schön zu hören, dass das Konzert ein gutes war. Bei Bands, die schon das eine oder andere Jahrzehnt auf den Buckel haben, besteht ja beim Publikum immer auch die Gefahr, dass es sich nur von der nostalgischen Note nährt. Da täte man den Manic Street Preachers, die noch immer im Saft stehen, wirklich Unrecht.
Hier, den Durchhänger rund um „The Love Of Richard Nixon“ (die schlechteste aller MSP-Singles) hatte ich auch. Trotzdem war es ein sehr schönes Konzert, und ich hoffe, sie lassen sich nicht wieder Ewigkeiten Zeit, bis sie den Kontinent das nächste Mal besuchen.