Ort: Palladium, Köln
Vorband: Biffy Clyro

21.35 Uhr, Biffy Clyro spielen ihr letztes Stück für diesen Abend. Biffy Clyro, eine dieser ewigen Vorband-Bands, die nie so richtig die Kurve gekriegt haben, durfte ich nun schon 4 oder 5 mal im Vorprogramm sehen. Angekommen sind sie dabei nie.
Das Palladium ist voll, aber auch wiederum nicht. Den ganzen Abend über gibt es – trotz vollem Haus – keinen unfreiwilligen Körperkontakt zum Nachbarn. Zumindest nicht in der Mitte der Halle zwischen Mischpult und Rollstuhlplateau, wo sich wir Mittdreissiger vermehrt aufhalten. Als es um kurz nach neun losgeht, ist es wie immer im Palladium. Es beginnt mit einem grottenschlechten Sound.
Mittlerweile denke ich, man darf den Bands hierfür keinen Vorwurf machen. Ob New Order, The Strokes, Coldplay, Blur, Skunk Anansie, oder wen ich im Palladium gesehen habe, schlechte Akkustik gab’s überall.
Heute war das nach dem dritten Stück egal. Die Ohren hatten sich dran gewöhnt, und Bloc Party begeisterten mit einem eins a Konzert. Die Menschen vor der Bühne waren glücklich und feierten. Es herrschte eine verdammt gute Stimmung im ganzen Palladium, vom Anfang („Song for clay“) bis zur zweiten Zugabe („Pioneer“). Die ganze Setlist und mehr bei Christoph.
Bis in die hinteren Reihen wurde mitgesungen und getanzt. Die Band genoss sichtlich ihren bisher grössten Deutschland-Headliner-Gig.

Tja, Bloc Party stehen scheinbar kurz vorm Stadion. Ob das gut ist, ich bin mir nicht sicher.
Braucht Bloc Party’s Musik nicht intime Nähe mehr als viele Menschen? Das Paket funktionierte im Palladium noch so gerade, und ich befürchte, alles was grösser ist als eine 5000er Halle wirkt sich stimmungstechnisch negativ aus. Oder aber sie ändern ihre Bühnendeko. Mehr in Richtung Bombast und Grösse. So wie Muse, die neben ihrer Wucht auch visuell perfekt in grössere Hallen passen, bei denen man früher schon das Gefühl hatte, „Mensch, die fahren hier ein Programm auf, da ist das E-Werk viel zu klein. Die brauchen was grösseres.“
Für Bloc Party war die Bühne des Palladiums fast schon zu gross. Die Lichtshow bestand heute aus ein paar Leuchtstoffröhren, die mal rot, gelb oder blau leuchteten. (Ein Bild sagt mehr als Worte). Keine Kritik, zusammen mit der indirekten Beleuchtung aus dem Hintergrund, passte alles voll und ganz in die musikalische Stimmungslage. Aber ein Stadion verlangt mehr.
Im Sinne einer ausgewogenen Gemütslage des Konzertgängers kann man nur hoffen, dass das nächste Bloc Party Album kein grosser Erfolg wird. Wir wollen nicht in die Philipshalle.Bloc Party Live

Leicht nervig nur eine Gruppe vorne rechts, die ununterbrochen entweder sich oder die Bühne mit ihren Sony Ericsson Cybershot Mobiltelefonen fotografierte. Was soll das bringen aus dieser Entfernung. Was denkt sich der diesjährige Abijahrgang dabei? Ein bischen Erinnerung ist okay, aber 90 minütige Erinnerung doch übertrieben. Zugegeben, ich kann mich nicht damit anfreunden, während eines Konzertes Fotos zu machen. Ich hab’s probiert, finde aber das Gefurchtel mit der Kamera lenkt mich zu sehr ab. Und gerade wenn es ein emotional gutes Konzert ist, will ich mich durch nichts ablenken lassen. Und ausserdem, wohin mit dem Bierbecher? Vielleicht liegt’s auch daran, dass ich all die digitalen Erinnerungsschnippsel nicht vermisse, da ich zu einer Zeit erste Konzertgeherfahrungen gesammelt habe, in der Fotoapparate noch klobig und unhandlich waren, und das Telefon noch eine Schur hatte und zuhause auf einem Tischchen stand (oder in der Telefonzelle).
Sei es drum, aber mir ist aufgefallen, dass an diesem Abend verhältnismässig viele Kameras und Handys in die Luft gehalten wurden. Ich prüfe das auf youtube und flickr.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. dev

    …guter text! :) ja, die halle an sich war schon ein kleienr tacken zu groß für die band! :/ hätte sie auch gerne im e-werk gesehen! schade fand ich auch, dass die neuen songs nicht so ankamen, obwohl es doch die sind die den verfallsdatum der band ganz weit nach oben schrauben!

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