Wann war ich eigentlich das letzte Mal in der Kirche? Mir fällt es nicht ein.
Gestern Abend war es wieder soweit. Interpol spielten in der Kulturkirche Nippes. Die ehemalige evangelische Kirche liegt mitten im Kölner Stadtteil Nippes. Weit und breit keine ausreichenden Parkflächen, aber – welch Glück – ein Anwohner fuhr seinen Fiesta von dannen und der Parkplatz war da. Sonst wären wir wohl noch stundenlang ums Carree gekurvt.
So oder so ähnlich muss es Interpol ergangen sein. Anders ist der reichlich verspätete Auftritt um viertel vor zehn nicht zu erklären. In der Hoffnung – es gab einige Gerüchte – als Vorband Two Gallants erleben zu können, war die Kulturkirche bereits pünktlich um acht Uhr gut gefüllt. Es stellte sich aber rasch heraus, dass der heutige Abend keine Vorband sehen wird. Stattdessen hörten wir ein sehr gutes DJ-Mixtape mit Interpol-kompatiblen Songs. Herausragend die Vermixung von Chasing cars (Snow Patrol) und Every breath you take (The police) in 2manyDJ’s Manier. Das erfreute. Das erfreute zumindest bis 21 Uhr. Danach machte sich im Zuhörerraum leichte Genervtheit und erste Pfiffe breit. Da beruhigte das sakrale Ambiente nur wenig. Schade, den Kirche und Interpolmusik, das passt zusammen. Aber durch das pomadige Gehabe Interpols war ein Stückcken gute Laune dahin, das schöne Ambiente bekam erste Risse.
Interpol Köln Foto von FragileHaloAls es dann nach ewiger Warterei losging, war der Kirchenraum durch die hereinbrechende Dunkelheit nur noch karg ausgeleuchtet. Und wie so oft war dieses Phänomen zu erleben: Auf Knopfdruck machte sich Konzertstimmung breit; die Band jedoch leider einen müden Eindruck. Und noch ein Dämpfer. In knappen 40 Minuten nuckelten Interpol ihren Auftritt herunter. Sie präsentierten solides Handwerk, Überraschungen oder Nennenswertes blieben aus.
Interpol spielten vier oder fünf neue Lieder (die neue CD „Our love to admire“ erscheint am 06.07.07), wohl dosiert eingewickelt in die alten Klassiker der ersten beiden Alben. Es war eine ähnliche Setlist wie Tags zuvor in Paris, nachzulesen bei Oliver.
Die Lethargie der Band färbte ab. Nach dem anstrengenden Ausharren war das Publikum müde. Alibimässige Zugaberufe verstummten relativ schnell. Die Messe war aber noch nicht gelesen, Interpol kamen nochmal für drei Lieder auf die Bühne. „Length of Love“ – „Take You on a Cruise“ – „PDA“. Dann ging das Licht an. 22.45 Uhr. Ende nach einer knappen Stunde.
Prozessionsartig verliessen wir die Kirche durch das Hauptportal. So wie früher an jedem Sonntagmorgen.
Foto von FragileHalo.
Youtube Konzertmitschnippsel

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