Gitarrengewitter. Als ob sich die aufgestaute Energie eines schwülwarmen Tag entladen muss, so fühlten sich die gestrigen 2 Stunden in der Kulturkirche an. Die Editors und -als Vorband- Asobi Seksu waren in der Stadt.
A1 kurz vor 20 Uhr. Auf Einslive werden als Studiogäste für die kommende Stunde die Editors angekündigt. Mmhh, sollen die nicht gleich in der Kulturkirche spielen? Dahin sind wir unterwegs. Dann wird’s wohl wieder später heute abend… Im Laufe des Interviews, mittlerweile auf der A57 angelangt, stellt sich heraus, dass nur die beiden Gitarristen Interviewgäste im Studio sind. Tom Smith habe Sprechverbot erhalten, bemerkt einer beiden. „Er muß seine Stimme für das Konzert heute abend schonen, und sei so leider nicht mit dabei.“ Und, „man werde gleich mit dem Taxi zur Kirche da hinten fahren und das Konzert geben.“ Aha. Die drei zu hörenden Akkustikstücke des bald erscheinenen Albums „An end has a start“ werden daher nicht live performed, sondern laufen als Aufzeichnung vom Band.
Leichte Unsicherheit schleicht sich an. Was wird wird uns heute abend erwarten?
Kulturkirche Köln. Um 21 Uhr sind wir schlauer. Nichts von alledem bewahrheitet sich. Asobi Seksu beginnt pünktlich und spielen laut. Unsere Ohren können, auch durch die schlechte Tonabmischung, kaum den Gesang heraushören. Dafür ist das Schlagzeug umso dominanter. Der Sound erinnert ein bischen an My bloody Valentine und ähnliche Shoegazer-Fraktionen aus den frühen 90ern, das Schlagzeug treibt an, hohe, beinahe unüberwindbare Gitarrenwände werden errichtet und der Gesang säuselt leicht im Hintergrund. Wenn’s auf CD genauso klingt, ist es definitiv eine genauere Hörprobe wert.
Editors live in Köln 50 Minuten später dann die Editors. Pünktlich (nach Aushang), und von stimmlichen Problemen des Sängers nichts zu merken. Wie vor ein paar Wochen Interpol präsentiert die Band ein Set aus bekannten Liedern der wunderbaren ersten CD „The back room“ und Stücken des in ein paar Tagen erscheinenden neuen Albums.
Auch sonst erinnert einiges an das Interpol Konzert. Der günstige Bierpreis, das ein oder andere Gesicht im Zuhörerraum und der perfekt in eine Kirche passende New New Wave Sound. So nenn ich mal den Editors-Sound. Deswegen werden sie mit Interpol verglichen, die seinerzeit als Rädelsführer ins Sachen Verbindung moderner Gitarrenmusik mit Joy Division -haften Klangrhythmen galten, und so den New Wave der 80er in die Gitarrenmusik des neue Jahrtausends transformierten. Die Editors werden oft als britische Ausgabe der amerikanischen Band gesehen. Stilistisch ist was dran am Vergleich. Editors live in KölnDoch wo bei Interpol mehr die Gitarrenrauheit dominiert, sind es bei den Editors eher die melodiösen Noten, die gespielt werden. Mehr Pop, weniger Rock. Und gestern abend viel laute Gitarren. Das Set war gut auf die 60 Minuten Show abgestimmt. 3, 4 neue Stücke betteten sich schwungvoll in altbekanntes und hörten sich überraschend frisch an. Eine musikalische Weiterentwicklung scheint erkennbar. (Setliste bei meinzuhausemeinblog). Die Editors vermittelten den Eindruck von Spiellaune, und lieferten ein gutes, packendes Konzert ab. Das Publikum nahm es dankend entgegen. Schade!
Links:
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Fotos II
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timozein.de

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. omitz

    also ich war sehr begeistert, dass asobi seksu vorband sein würden. aber ich kann dir nur zustimmen: es war mega laut und auch schlecht ausgesteuert. schade, dann die band gibt sonst einen super sound ab. das album ‚citrus‘ kann ich jedem nur ans herz legen.

    und die editors? ja was soll ich sagen? das war der hammer. ich freu mich echt aufs neue album!

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