Ort: Harmonie, Bonn
Vorband: The Chuck Norris Experiment
Als nach langem hin und her Trail of dead doch noch eine Zugabe spielen, erscheint der Bassist Autry Fulbright II in Unterhosen auf der Bühnen. Warum genau sich der Zugabeblock so verzögerte, weiß ich nicht. Wollten Trail of dead nicht mehr, sah es die Fernsehaufzeichnung nicht vor? Fragen, die aber auch nicht unbedingt beantwortet werden müssen.
Ein bisschen Zeit ging beim erneuten Aufbau des Schlagzeugs verloren. Das war, nach einem Trail of Dead typischen fulminanten Ende („Richter scale madness“), quasi in alle Richtungen zerstreut worden und musste nun mit Gaffer-Band neu fixiert und wieder hergerichtet werden. Conrad Keely zeigte sich dabei besonders verwirrt. Wo kommt die Trommel hin? Links oder rechts? Nach einigen Minuten stand das Instrument und die Band konnte mit zwei weiteren Songs den Abend richtig und gut ausklingen lassen. Wie schade wäre es doch gewesen, nicht die 10 Minuten „Totally natural“ hören zu können.
Ich mag Trail of dead Konzerte. Sie sind immer eine Show, sie sind immer sehr unterhaltsam. Seit der Veröffentlich ihres letzten Albums „Lost songs“ habe ich die Band dreimal gesehen. Jedes ihrer Konzerte war speziell und lief für mich unter besonderen Vorzeichen ab. Duisburg, Köln und eben an diesem Abend Bonn. Und immer hatte ich die gleichen begeisternden Augenblicke. Sind Songs wie „It was there“ oder „A perfect teenhood“ auf Platte schon ein Traum, sind sie live nochmals eine Nummer höher anzusetzen. Die von der Urbesetzung verbleiben Conrad Keely und Jason Reece spielen mit einer Hingabe, die ich so noch nicht bei jedem Musiker gesehen habe. Da ist es auch egal, ob neben mir graumelierte Menschen nur ab und an beeindruckt gucken oder in der Mitte der Harmonie ein munteres pogen einsetzt (obwohl, in diesem Jahrtausend sagt man wohl mosh-pit), wozu Trail of Dead definitiv besser geeignet sind.
Aus den Fehlern des Donnerstages hatte ich gelernt. Das bedeutete, dass wir uns zeitig auf den Weg machten und gar nicht erst lange nach einem Parkplatz suchten, sondern uns direkt mit dem Gedanken anfreundeten, die 20 Minuten Fußweg vom entfernten Abstellplatz zurückzulegen. Gedacht, getan und so waren wir pünktlich zur ersten Band in der Harmonie. Die wollten wir eigentlich gar nicht sehen, eine nachmittäglicher youtube Recherche ergab nämlich, dass The Chuck Norris Experiment fürchterlichen Schwedenrock fabrizieren, der mir in keinster Weise entgegenkommt. Aber, wir wollten ja für Trail of dead einen guten Platz vor der Bühne haben, und so nahmen wir die erste Band des Abends zähneknirschend in Kauf. Manchmal muß man Dinge tun, die einem keinen Spaß machen. Und 65 Minuten stand fest (ich weiß das so genau, weil ich andauernd auf die Uhr geschaut habe): The chuck Norris Experiment gehören für mich sehr sicher in die Kategorie macht keinen Spass. Mein Nebenmann sah das komplett anders. Er zeigte sich oft sehr textsicher, was das Erlebnis nicht unbedingt angenehmer machte.
Gut, jeder kann sich von den Schweden selbst ein Bild machen. Am 08.04. wird ihr Konzert im Rockpalast übertragen.
Trail of dead.
Wow, gleich zu Anfang machen sie alles richtig. “It was there” und “Worlds apart” zeigen auch den weniger Bandkundigen, was hier in der nächsten Stunde passieren wird. Die beiden Klassiker aus der Alben drei und vier sind mit das Beste, was Trail of dead je gemacht haben, und sie nehmen mich direkt ein. Es folgen Songs des neuen Albums bevor es in die 90er zurückgeht. „Clair de Lune”, “Aged Dolls” und “A perfect teenhood” vom zweiten Album Madonna und “Richter scale madness” vom Debüt gestalteten den größten Teil des Abends. Dazwischen zwei epische Versionen mit über 15 Minuten „Another morning stoner“ und „Will you smile again?“. Kann man so machen. Machte vor allem sehr viel Spass!
Ausstrahlung im WDR-Rockpalast am 08.04.2013, 00:15 Uhr und 08.06.2009, 00:30 Uhr.
Setlist:
01. It was there that I saw you
02. Worlds apart
03. Catatonic
04. Up to Infinity
05. Flower Card Games
06. Clair de Lune
07. Another morning stoner
08. Will you smile again?
09. Aged Dolls
10. A perfect teenhood
11. Richter scale madness
Zugabe:
12. The Spiral Jetty
13. Weight of the Sun (or the Post-Modern Prometheus)
14. Totally natural
Mulimedia:
Kontextkonzerte:
…and you will know us by the trail of dead – New York, 12.11.2006
…and you will know us by the trail of dead – Köln, 14.05.2009
…and you will know us by the trail of dead – Bochum, 11.07.2009
…and you will know us by the trail of dead – Düsseldorf, 27.03.2011
…and you will know us by the trail of dead – Esch-Alzette, 13.04.2011
… and you will know us by the trail of dead – Duisburg, 05.10.2012
… and you will know us by the trail of dead – Köln, 18.10.2012