Ort: La zone, Lüttich
Vorband:

Bleached haben wir ja schon mal gesehen.‘
‘Nein. Und ich behaupte auch immer, ich hätte die noch nicht gesehen.‘
‘Doch, doch, im Blue Shell. Vor einigen Jahren.‘
‘Mhh, oder warste da nicht dabei? Doch da waren wir zusammen.‘
‘Nein, ich habe die noch nicht gesehen.‘
‘Sicher? Das ist doch diese Girlieband, oder verwechsle ich die mit wem andern?‘

Wir haben gerade die etwas spooky wirkende Parkgarage verlassen und sind auf der Suche nach dem Club La Zone. Hier sollen in einer guten Stunde Bleached auftreten, und wir müssen noch Tickets kaufen. Google Maps weist uns den Weg, wir finden aber die Eingangstür des Ladens nicht. Dafür laufen wir an einer geschlossenen Friterie vorbei. Pommes waren der zweite Hauptgrund für unseren Ausflug in die belgische Stadt Lüttich. Nach einigen Irrungen finden wir den Club, dessen Tür jedoch noch verschlossen ist. Gut, dann kommen wir später wieder. Mittlerweile haben wir auch eine geöffnete Friterie gefunden. Für die nächste halbe Stunde liegt das Hauptaugenmerk auf der belgischen Leib- und Magenspeise. Da wir keine zweite Frituur finden können, der Hunger aber langsam stärker wird, betreten wir die Pommesbude. Direkt nach der Bestellung befällt mich jedoch ein mulmiges Gefühl. Ob das hier alles so magenverträglich ist?
Wir hoffen stattdessen, dass das Frittenfett nicht so alt ist wie die Verkäuferin und bleiben bei Ketchup zu den Pommes. Der kann ruhig längere Zeit ungekühlt auf dem Tisch in der Nähe der Fensters stehen, da passiert nicht so viel. Auf Mayonnaise oder gar eine Frikandel und/oder fleischiges aus der Auslage verzichte ich aber. Beides sieht wenig vertrauenserweckend aus. Da die drei Stühle draußen von den Inhabern und einer Nachbarn besetzt sind  und weil wir nicht im Nebenraum, der aussieht wie die Wohnküche des Gebäudes, Platz nehmen  wollen, verschwinden wir und essen im Stehen. Dabei erfahre ich, dass die Band damals im Blue Shell nicht Bleached war sondern Bleech. Naja, klingt ja so ähnlich. Allerdings habe ich für das Konzert jetzt noch weniger Erwartungen als vorher. Bleech hatte ich schon lange nicht mehr gehört und verfolgt, Bleached kannte ich überhaupt nicht.

Wenn das beste Lied eines der beiden Cover ist (Nirvanas „Territorial pissings“), dann kann die Band mich nicht wirklich überzeugt haben. Richtig. Bleached machen Indie-Punkrock, ein Genre, in dem ich mich nicht wirklich zuhause fühle und haben so per se schon einen schwierigen, weil kritischeren Startpunkt. Das gut einstündige Konzert hat neben dem Nirvana Cover (übrigens der einzige Song, den ich kenne), noch ein weiteres Cover (Misfits, so höre ich später mutmaßend) und zwei Hände voll Songs aus den beiden Bleached Alben Ride your heart und Welcome the worms.

Bleached spielten am Samstag noch in Köln, als Vorband von Paramore im ausverkauften Palladium. Nun spielen sie vor 40 Leuten im La Zone. Das La Zone ist ein kleiner Kellerklub, direkt an der Uferstraße der Maas, die in dem Lütticher Vorstadt in einer schlimme Betoneinfassung fließt. Ja, Lüttich hat einen besonderen Charme, das La Zone auch. Es ist kleiner dreckiger Punk-Rockladen ohne schmückende Fisimatenten. Musik und Raum passen gut zusammen. Es ist von Beginn an unangenehm laut. Um musikalisch das Ganze in wenig einzuordnen:

Die Einflüsse der Band reichen von Blondie über Fleetwood Mac, Velvet Underground bis hin zu Siouxsie & The Banchees – hauptsächlich wollen die Schwestern weg vom schnurgeraden Punk und sich mehr dem Pop hin öffnen. (www.laut.de)

Nach ein paar Songs ist der Kellerraum noch stickiger, als er es zuvor schon war. Das Publikum, scheinbar alles die-hard Fans, ist größtenteils textsicher und tanzt einigermaßen großartig vor der Bühne. Bier wird gereicht, geteilt, verschüttet. Die Band um die beiden Schwestern Jennifer und Jessica Clavin scheint beliebt. Und bekannt. Es entwickeln sich nicht selten kleine Konversationsmomente zwischen der Band und einem Grüppchen vorne rechts.

Das Ganze ist schön anzuschauen und zu beobachten. So richtig packen tut mich das aber alles nicht. So ist es nicht tragisch, dass das Konzert nach 12 oder 13 Songs vorbei ist. Zügig verlassen wir den Saal und atmen etwas frische Luft. ‘Please don’t make noise outside‘ steht an der Hauswand knapp über dem Boden. Ruhig trotten wir in Richtung Parkgarage. Laut war es für heute lange genug.

Kontextkonzert:

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